Kolumne Gegenpressing Overath oder Netzer – das ewige Duell

Düsseldorf · Rolling Stones oder Beatles, Puma oder Adidas – manchmal muss man im Leben eine Grundsatzentscheidung treffen. In der neu gegründeten Ruhmeshalle des Fußballmuseums in Dortmund zieht der Gladbacher vor dem Kölner ein.

  Günter Netzer (rechts) unterhält sich mit Wolfgang Overath.

Günter Netzer (rechts) unterhält sich mit Wolfgang Overath.

Foto: dpa/Wolfgang Weihs

In den Sozialen Medien musste man nicht lange auf den Aufschrei warten. Sekunden nach dem veröffentlicht worden war, wer zu den ersten elf Mitgliedern, der neu gegründeten „Hall of Fame“ des deutschen Fußballs gehört, gab es Aufschrei hier und da. Warum ist nicht Toni Turek im Tor ausgewählt worden? Matthias Sammer? Wie bitte? Sammer??? Und Andreas Brehme? Was hat der überhaupt geleistet? Man hat als Jury schon vieles richtig gemacht, wenn eine Entscheidung nicht einfach nur abgenickt wird, sondern munter diskutiert wird. Glücklicherweise gab es immerhin die Vorgabe, dass ein Spieler mindestens fünf Jahre seine Karriere beendet haben muss, bevor er Eintritt in den erlauchten Kreis bekommt. Was würde man sonst mit Philipp Lahm oder Bastian Schweinsteiger machen?

Es ist schlicht ein Versäumnis besonderer Güte gewesen, bisher noch keine nationale Ruhmeshalle eingerichtet zu haben. Wenn erstmal ein paar Legenden eingezogen sind, wird es hoffentlich später bei den Nominierungen etwas entspannter. Vielleicht aber auch nicht. Vielleicht ist das ganz genau die besondere Magie des Fußballs. Man kann so herrlich drüber streiten und steht sich unversöhnlich gegenüber, wenn es darum geht, Spielzüge zu bewerten oder eben zu klären, wer der bessere Fußballer war.

Bei Günter Netzer und Wolfgang Overath geht das jetzt schon seit mehr als 40 Jahren so. Rolling Stones oder Beatles. Puma oder Adidas. Manchmal muss man sich im Leben entscheiden. Overath, die Legende des 1. FC Köln, kann auf imponierende Statistiken verweisen. Er wurde als Nationalspieler WM-Zweiter (1966), Dritter (1970) und Weltmeister (1974) – und hat dabei als einziger deutscher Akteur alle Spiele absolviert. Ist es nun also eine krasse Fehlentscheidung, ihn nicht für die Gründungself auszuwählen? Tatsächlich war es ein hartes Ringen. Und tatsächlich gibt es viele gute Gründe, Overath so schnell wie möglich auch derart auszuzeichnen.

Aber bei einer Wahl in eine „Hall of Fame“ kommt es eben nicht nur auf Zahlen an. Es geht nicht darum, ausschließlich die besten Spieler zu versammeln. Sondern die auf welche Weise auch immer Bedeutendsten. Es geht darum zu werten, wer für welche Epoche steht. Manchmal gibt es kein Richtig oder Falsch.

Netzer kam aus der Tiefe des Raums und hat das Genre des Fußballkünstlers begründet. Ein Entertainer im besten Sinne, aber eben auch ein begnadeter Sportler. Eine Persönlichkeit. Ein Rock’n’Roller auf dem Platz. Zum Glück werden im nächsten Jahr neue Kandidaten gewählt. Overath gehört auch auf die große Bühne.

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