Das Borussia-Internat Großes Lob für Gladbachs Jugendarbeit

Mönchengladbach (RP). Zuweilen liegt der Schlüssel zum Erfolg im Misserfolg. Das Scheitern der von Erich Ribbeck betreuten Nationalmannschaft bei der EM 2000 war der Anlass für den deutschen Fußball, seine Nachwuchsarbeit zu überdenken. Ein Konzept zur Qualitätssteigerung wurde entworfen.

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Neun Jahre nach dem Aus in der Vorrunde gegen ein portugiesisches B-Team sagt Holger Hieronymus, Geschäftsführer der Deutschen Fußball-Liga (DFL): "Es gibt noch viel Potenzial bei der Nachwuchsausbildung. Aber es gibt eine positive Entwicklung."

Die Erfolge der Junioren — Europameister-Titel innerhalb von elf Monaten für die U19, die U17 und die U21 — "sind kein Zufall", meint Hieronymus. In der Ersten und Zweiten Liga kamen zuletzt 170 von 1012 Profis aus dem eigenen Nachwuchs der je 18 Erst- und Zweitligaklubs. 91 Eigengewächse gaben vergangene Saison ihr Profi-Debüt. Jeder Klub muss ein Leistungszentrum haben. Rund 70 Millionen Euro pro Saison investieren die Vereine in die Nachwuchs-Förderung.

Allerdings ist die Qualität der Fußballschulen sehr unterschiedlich. Das ergab 2007 eine Zertifizierung durch ein von der Universität Brüssel entworfenes Programm. Acht Kategorien mit 200 Kriterien wurden geprüft und mit Sternen bewertet: die Höchstwertung (drei) bekamen sieben Erst- und fünf Zweitligisten. 14 Klubs, davon zwei Erstligisten, blieben sternfrei, ein Dutzend aus dem Unterhaus. "Das ist keine gute Zahl", gesteht Hieronymus. Er hofft, diesen Makel im kommenden Jahr, wenn die zweite Zertifizierungsrunde ist, "halbieren" zu können.

55,4 Prozent der Punkte ergatterten die Vereine im Schnitt, der beste schaffte über 73 Prozent. "Wir haben aber vereinbart, kein Ranking bekannt zu geben", sagt Hieronymus. Ein Musterklub sei indes Borussia Mönchengladbach. Das Nachwuchskonzept sei vorbildlich.

Das Borussen-Internat ist voll belegt. Die Gladbacher haben 17 Nachwuchs-Nationalspieler und seit 2004 einen beachtlichen Output: Eigengewächse wie Marcell Jansen, Marvin Compper, Marko Marin oder Eugen Polanski wurden Bundesliga-Profis. "Die Zertifizierung ist ein Instrument, das uns hilft und besser macht. Aber die Leute, die Jugendarbeit im Klub machen, müssen sie leben, der Verein muss sie leben", sagt Borussias Sportdirektor Max Eberl.

Allerdings werden nicht alle Verabredungen zur Verbesserung der Ausbildung eingehalten. So ist der Kodex, sich nicht gegenseitig Talente abzuwerben, in der Realität nur ein frommer Wunsch. Auch die Zusammenarbeit zwischen Klubs und DFB läuft nicht immer reibungslos. Das zeigt das Gerangel um die Abstellungen der Spieler für die anstehende U20-WM in Ägypten (25. September bis 16. Oktober). "Es i st ärgerlich, dass solche Turniere in den Spielplan fallen. Aber man muss einen Kompromiss finden. Zum Beispiel, die Nominierungen gerecht auf die Klubs zu verteilen. Dabei muss natürlich die Qualität stimmen", sagt Hieronymus.

(RP)
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