Krisenklub 1899 Hoffenheim Gomes betet, Volland trifft, Wiese grinst

Sinsheim · Krisenklub 1899 Hoffenheim hat ein Lebenszeichen im Kampf gegen den Abstieg aus der Fußball-Bundesliga von sich gegeben. Das 2:1 im badischen Duell gegen den SC Freiburg war der erste Sieg seit drei Monaten.

Bundesliga 12/13: Wiese jubelt bei Gomes-Debüt auf der Tribüne
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Bundesliga 12/13: Wiese jubelt bei Gomes-Debüt auf der Tribüne

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Als der neue Publikumsliebling Heurelho Gomes mit dem Abpfiff auf die Knie sank und ein Stoßgebet gen Himmel schickte, umarmte Matchwinner Kevin Volland auf der anderen Seite des Platzes vor Freude sogar den "falschen" Torwart. Doch nicht nur der neue Torhüter und der Doppel-Torschütze waren nach dem 2:1 (2:1) von 1899 Hoffenheim am 20. Bundesliga-Spieltag im badischen Duell gegen den SC Freiburg überglücklich. Selbst der ausgemusterte Tim Wiese eilte wie Mäzen Dietmar Hopp nach Spielende in die Kabine, um seinen Teamkollegen zu gratulieren.

Warum Wiese dabei allerdings eine übetrieben gute Laune zur Schau stellte und im Vorübergehen seine Lage mit der Aussage "Ich habe doch ein tolles Leben" kommentierte, bleibt das Geheimnis des früheren deutschen Nationalkeepers. Doch während Wiese immerhin ein kurzes Statement von sich gab, blieb sein Nachfolger im Anschluss an sein Debüt im Hoffenheimer Trikot stumm. Er wolle nichts sagen, ließ der ehemalige brasilianische Nationaltorwart ausrichten. So blieb Volland alleine die Bühne, um den ersten Sieg des abstiegsbedrohten Krisenklubs seit exakt drei Monaten zu erklären.

"Ein tolles Gefühl"

"Es war fällig, dass wir gewinnen. Wir haben uns endlich für unsere Leistung belohnt. Alle sind 90 Minuten marschiert - jeder für jeden. Zwei Tore sind ein tolles Gefühl", sagte der 20-Jährige nach seinem ersten Bundesliga-Doppelpack (10. und 26.): "Aber das Lob gilt der ganzen Mannschaft. Wir haben eine tolle Teamleistung gezeigt. Wir kommen da raus. Wenn wir unser Ding durchziehen, dann steigen wir nicht ab."

Die Euphorie Vollands, ein guter Freund seines "Umarmungsopfers" Oliver Baumann, kam nicht von ungegfähr. Schließlich haben die Hoffenheimer zum ersten Mal seit neun Partien ohne Sieg wieder ein Lebenszeichen von sich gegeben. Die personelle Runderneuerung inklusive der Ausmusterung von Unsicherheitsfaktor Wiese hat erste Früchte getragen, die Kraichgauer sind immerhin wieder auf den Relegationsplatz geklettert.

Neben Gomes liefen drei weitere (Igor de Camargo, Eugen Polanksi, David Abraham) der insgesamt sechs Winter-Neuzugänge von Beginn an auf. Die neuen Profis haben den Hopp-Klub, der dennoch weiter den ersten Abstieg der Vereinsgeschichte befürchten muss, rund 10 Millionen Euro Ablöse gekostet.

Vor allem der von den Fans gefeierte Gomes und Abraham konnten überzeugen. Obwohl beide beim frühen Gegentor durch Max Kruse (4.) keine gute Figur gemacht hatten, ließen sie sich durch ihre kleinen Patzer nicht verunsichern. Im Anschluss zeigte beide Profis eine starke Vorstellung und hatten vor 24.000 Zuschauern in der Rhein-Neckar-Arena großen Anteil am ersten Erfolg des neuen Trainers Marco Kurz, der zuvor insgesamt 18 Spiele ohne Sieg an der Seitenlinie verbracht hatte.

Lob für Gomes

"Gomes hat eine sehr solide Leistung gezeigt, er hat das sehr gut gemacht. Er hatte eine unheimlich gute Ausstrahlung", sagte Kurz über den ausgeliehenen Neuzugang vom englischen Spitzenklub Tottenham Hotspur, der vor dem Spiel nur einmal mit der Mannschaft trainiert hatte und seine Kommandos noch auf Englisch und Spanisch gibt.

Kurz, der dünnhäutig die kritischen Medienberichte nach der Verpflichtung von Gomes kommentierte ("Das war Stimmungsmache auf ganz niedrigem Niveau") und einen Journalisten deshalb öffentlich abkanzelte, wollte Wiese aber trotz der guten Leistung von Gomes nicht abschreiben. "Er gehört weiter zur Truppe. Das war kein Spiel pro oder contra Wiese", sagte der Coach über den Keeper: "Er hat selbst gesagt, dass Ballast von ihm abgefallen ist. Nun müssen wir versuchen, ihn wieder aufzubauen."

(sid/sgo)
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