Bundeliga-Zusammenfassung Schalke gewinnt umkämpftes Ruhrderby - Union torlos gegen Köln
Der FC Schalke 04 hat einen immens wichtigen Auswärtssieg in Bochum gefeiert und den letzten Tabellenplatz verlassen. Der 1. FC Union Berlin kam zu Hause gegen Köln derweil nicht über ein 0:0 hinaus.
Union Berlin - 1. FC Köln 0:0
Ausgerechnet der „Wahl-Köpenicker“ Steffen Baumgart hat seinem Herzensklub Union Berlin im Rennen um die Champions-League-Qualifikation ein Bein gestellt. Mit dem 1. FC Köln erkämpfte sich der Trainer und Ex-Unioner am Samstag ein 0:0 in Berlin und bremste den Negativtrend nach zuletzt zwei Niederlagen.
Die Berliner halten sich trotz des zweiten torlosen Bundesliga-Heimspiels nacheinander wacker in der Spitzengruppe der Fußball-Bundesliga. Köln liegt im gesicherten Mittelfeld.
Für FC-Coach Baumgart war die Reise zu seinem Ex-Klub nach Berlin speziell. „Natürlich ist das Spiel bei Union besonders für mich. Ich habe immer noch eine Wohnung in Köpenick“, hatte der zweimalige „Unioner des Jahres“ (2003 und 2004) vorab gesagt. Das Berliner Publikum empfing ihn mit Applaus.

Die Toptorjäger der Liga
Was Baumgart nach dem Anpfiff auf dem frisch verlegten Rasen zu sehen bekam, konnte ihm dagegen zunächst weit weniger gefallen. Union begann schwungvoll, baute sofort Druck auf und provozierte Kölner Fehler. Kevin Behrens erkämpfte sich den Ball im Zweikampf mit Florian Kainz, zielte im Anschluss aus rund 16 Metern aber zu zentral (4.).
Die Berliner Anfangsoffensive überstand Köln schadlos. Die FC-Defensive verteidigte lange Bälle auf Unions Zielspieler um Behrens sicher, im Zentrum neutralisierten sich beide Mannschaften in einem kampfbetonten Duell. Trotzdem taten sich Lücken auf. Dejan Ljubicic kam nach einem guten Kölner Konter im Strafraum zum Abschluss. Der Österreicher zielte knapp daneben (19.).

34. Spieltag: die Reaktionen der Trainer
Höhepunkte wie diese blieben eine Seltenheit in der ersten Halbzeit. Union und Köln fanden kaum ein Durchkommen gegen die gut organisierten Defensivreihen, auch Standards verpufften. Union spielte vereinzelte Vorstöße über den schnellen Sheraldo Becker unsauber aus.
Nach der Pause erhöhten beide Seiten das Tempo und fanden häufiger den Weg ins letzte Drittel. Erst scheiterte Unions Josip Juranovic (49.), dann verzog Kölns Linton Maina (50.) nach einem Konter aus kurzer Distanz.

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Köln erspielte große Vorteile, auch, weil sich in Unions Spielaufbau ungewohnte Fehler einschlichen. Verlassen konnten sich die Berliner auf Frederik Rönnow. Der Torhüter strahlte große Sicherheit aus und hielt Union im Spiel. Gegen Kainz (59.) und Jonas Hector (66.) parierte er sehenswert.
FC Augsburg - Werder Bremen 2:1 (1:1)
Der FC Augsburg hat sich nach einem munteren Schlagabtausch wieder ein Stück weiter von den Abstiegsplätzen der Fußball-Bundesliga entfernt. Beim ereignisreichen und ansehnlichen 2:1 (1:1) gegen Werder Bremen sicherten Dion Beljo (5.) und Arne Maier (46.) der Mannschaft von Trainer Enrico Maaßen den vierten Heimsieg in Serie. Für die Gäste hatte Jens Stage (16.) in einem Spiel mit vielen Abwehrproblemen auf beiden Seiten den zwischenzeitlichen Ausgleich erzielt.
Vor allem die erste Halbzeit in der ausverkauften Augsburger Arena (30.660) bot beste Unterhaltung. Ehe Augsburg in Führung ging, hatte Rafal Gikiewicz bereits den Schuss von Niclas Füllkrug großartig pariert (3.). Beljo, der im Winter vom kroatischen Klub NK Osijek gekommen war, setzte sich kurz darauf nach hervorragender Vorarbeit von Robert Gumny geschickt gegen Marco Friedl durch.
Und es ging munter weiter. Gikiewicz parierte nach einem haarsträubenden Fehlpass von Renato Veiga in die Beine von Romano Schmid großartig (10.), sah nur wenige Augenblicke später beim Ausgleich aber schlecht aus. Er und Gumny waren sich bei einer Flanke von Leonardo Bittencourt nicht einig, Stage köpfte ein. Bremen hatte in dieser Phase mehr vom Spiel, konnte aber nicht nachlegen.
Augsburg-Trainer Maaßen reagierte auf die Defensivprobleme: Er nahm den im Winter von Sporting Lissabon ausgeliehenen Veiga von Feld (34.), tatsächlich verhalf das zu etwas mehr Stabilität. Dafür patzten nun wieder die Bremer: Nach einem Ballverlust von Christian Groß am eigenen Strafraum rettete Torhüter Jiri Pavlenka gegen Ermedin Demirovic (38.), kurz darauf aber schoss Werders Schlussmann den Schützen beinahe folgenschwer an.
Nach der (Verschnauf)Pause kam Werder trotzdem um den erneuten Rückstand nicht herum. Maier benötigte nach dem Wiederanpfiff 37 Sekunden, um die Vorarbeit von Demirovic zu vollenden. Das Spiel wurde danach zunehmend zerfahren, die Häufigkeit guter Chancen nahm ab. Bremer drängte auf den Ausgleich, traf nun aber auf tiefstehende Augsburger, die auf Konter lauerten.
VfL Bochum - FC Schalke 04 0:2 (0:1)
Thomas Reis hat in seinem alten Wohnzimmer mit Schalke 04 die Rote Laterne des Bundesliga-Tabellenletzten an seinen Ex-Klub VfL Bochum abgegeben. Die Königsblauen setzten sich im Straßenbahn-Derby im Ruhrstadion mit 2:0 (1:0) durch und verließen erstmals seit Ende Oktober den 18. Rang. Nach sechs Spielen in Folge ohne Niederlage haben die Gelsenkirchener unter ihrem neuen Trainer nicht nur zum Nachbarn, sondern auch den anderen Konkurrenten im Abstiegskampf aufgeschlossen.
Bochums Torhüter Manuel Riemann schenkte den Schalkern mit einem kuriosen Eigentor (45.) die Führung, Marius Bülter (79.) legte nach - beim VfL verschärft sich die Krise: Nach der fünften Pflichtspielpleite in Serie ist Bochum erstmals seit viereinhalb Monaten wieder Letzter. Für Königsblau endete mit dem ersten Auswärtssieg seit November 2019 die längste Negativserie der Bundesliga - nach 38 Spielen.
Der Empfang für Reis war wie erwartet unfreundlich. „Wenn du kein ehrloser Bastard bist, wer dann?“, prangte auf einem Transparent in der Ostkurve - in Anspielung auf dessen Spruch kurz vor der Entlassung: „Wenn ich kein Bochumer bin, wer dann?“ Den Wechsel kurz nach dem Rauswurf nach der 1:3-Hinspielpleite auf Schalke haben ihm die VfL-Fans bis heute nicht verziehen.
Der 49-Jährige, der als Spieler und Trainer mehr als 20 Jahre für den VfL tätig war und immer noch in Bochum wohnt, hatte sein Team gegenüber dem 2:1 gegen den VfB Stuttgart auf zwei Positionen verändert: Rechtsverteidiger Cedric Brunner spielte nach Nasenbeinbruch mit Maske, für den kurzfristig verletzten Dominick Drexler rückte Eder Balanta ins Mittelfeld. Reis' Bochumer Nachfolger Thomas Letsch stellte nach dem 0:3 bei Werder Bremen gleich viermal um. Kapitän Anthony Losilla fehlte weiter wegen seiner Rotsperre.
Reis, im hellen Kapuzenpulli mit großem S04-Emblem am Spielfeldrand, erlebte schon in der Anfangsphase eine Schrecksekunde: Philipp Hofmann schoss den Ball völlig frei aus fünf Metern über das Schalker Tor (7.). Bochum versuchte, sein Tempo über die Flügel auszuspielen.
Das erste Bundesliga-Derby der beiden Nachbarn im Ruhrstadion seit über 13 Jahren war geprägt von vielen Zweikämpfen und Fouls, aber wenig technischen Finessen. Der Ball landete eher auf dem Stadiondach als im Tor. Zielstrebiger spielte der VfL, Christopher Antwi-Adjei scheiterte an Keeper Ralf Fährmann (21.), ebenso wie Takuma Asano (43.).
Meist versuchten es jedoch beide Teams mit langen Schlägen auf ihre Mittelstürmer und kämpften um die zweiten Bälle. Bezeichnend: Das Schalker Führungstor war ein Bochumer Geschenk. Nach einer Flanke von Rodrigo Zalazar bugsierte Riemann den Ball über die Linie.
Nach dem Seitenwechsel übernahm Schalke das Kommando. Die Bochumer Fans riefen frustriert: „Wir wollen euch kämpfen sehen!“ Doch Bülter ließ die Gäste jubeln.
1. FSV Mainz 05 - TSG Hoffenheim 1:0 (1:0)
Die TSG Hoffenheim befindet sich weiter ungebremst im freien Fall Richtung Liga zwei. Die abstiegsbedrohte Mannschaft von Trainer Pellegrino Matarazzo musste sich beim FSV Mainz 05 nach einer enttäuschenden Vorstellung mit 0:1 (0:1) geschlagen geben und stellte durch die 13. Bundesliga-Partie in Folge ohne Dreier einen Vereins-Negativrekord auf.
Der Mainzer Leandro Barreiro (33.) sorgte in seinem 100. Bundesliga-Spiel für eine Fortsetzung der beunruhigenden TSG-Talfahrt und verschärfte die Krise der Kraichgauer. Auch Matarazzos Bilanz ist erschreckend: In seinem vierten TSG-Spiel war es die vierte Pleite. Mainz feierte dagegen den vierten Sieg in Folge.
Matarazzo brachte im Vergleich zur Niederlage gegen Dortmund (0:1) Thomas Delaney, Dennis Geiger sowie Kasper Dolberg neu ins Team - und versprühte Optimismus. Die Bereitschaft und der Einsatz seien da, sagte der TSG-Coach und betonte: „Ich habe die neuen Trikots für die nächste Saison gesehen - die wir in der 1. Liga tragen werden.“
Der Wille war den verunsicherten Gästen durchaus anzumerken, spielerisch fand die TSG aber nur schwer in die Partie. Dazu geriet Hoffenheim nach zerfahrenem Start gegen die heimstarken Mainzer immer stärker unter Druck.
Der Klub von Mehrheitseigner Dietmar Hopp, der seine Stimmrechtsmehrheit an der Profi-Abteilung wieder an den Mutterverein zurückgeben wird, war vor allem defensiv gefordert, offensiv ging - nichts.
FSV-Trainer Bo Svensson hatte diese Woche krankheitsbedingt gefehlt, bei seiner Rückkehr an die Seitenlinie durfte er aber zufrieden sein. Zwar ließ Ludovic Ajorque (24.) zunächst die beste Chance liegen, Barreiro traf wenig später dafür nach einer Ecke im Nachsetzen - und belohnte Mainz gegen enttäuschende Hoffenheimer.
Matarazzo brachte Sebastian Rudy zur zweiten Halbzeit, defensiv wackelte die TSG nach dem Seitenwechsel aber teils bedenklich. Durch Dennis Geigers Distanzschuss (50.) sorgten die Kraichgauer zwar erstmals für Gefahr, eine Reaktion auf den schwachen ersten Durchgang blieb zunächst jedoch aus.
Zielstrebiger agierten weiter die Mainzer, deren zweiter Treffer durch Marcus Ingvartsen wegen einer Abseitsstellung nicht zählte (60.). Sie verpassten es aber, die Führung auszubauen. Die TSG stemmte sich erst in der Schlussphase gegen den Rückstand, die Einwechslungen von Ihlas Bebou und Munas Dabbur brachten noch einmal etwas Schwung.