Der Sport bangt vor Omikron Bundesliga droht Rückkehr der Geisterspiele zur Rückrunde

Köln · Dem deutschen Sport inklusive der Fußball-Bundesliga droht ab dem 28. Dezember die Rückkehr der Geisterspiele. Das geht aus der Beschlussvorlage für das Bund-Länder-Treffen am Dienstag hervor. Doch nicht nur in Deutschland stellt sich der Sport auf das Schlimmste ein.

Leere Tribünen im Gladbacher Stadion.

Leere Tribünen im Gladbacher Stadion.

Foto: dpa/Fabian Strauch

Die Fußball-Bundesliga boostert verzweifelt gegen die fünfte Welle an, der Hallensport zittert, doch die Rückkehr der Geisterspiele wird immer wahrscheinlicher: Die hochansteckende Corona-Variante Omikron könnte nicht nur die Gesellschaft, sondern auch den ohnehin schwer angeschlagenen Profisport in ungeahntem Ausmaß lahmlegen. Der Blick ins Chaos der US-Ligen oder nach England in die Premier League ist wohl nur der durch ein Fenster in die unmittelbare Zukunft.

Aller Wahrscheinlichkeit nach wird die Politik schon am Dienstag erneut Geisterspiele beschließen. In der Beschlussvorlage für das Bund-Länder-Treffen heißt es, dass "überregionale Sport-, Kultur- und vergleichbare Großveranstaltungen" ab dem 28. Dezember ohne Zuschauer stattfinden sollen. Für viele finanziell angeschlagene Vereine wäre das der Super-GAU. Zuletzt hatten Stadien und Hallen in einigen Bundesländern zumindest teilweise belegt werden dürfen.

Hans-Joachim Watzke hatte zuvor noch vor einer "Symbolpolitik" gewarnt. "Der Profifußball in Deutschland hat als Freiluftveranstaltung mit schon jetzt deutlich reduzierten Zuschauerkapazitäten ein bewährtes, schlüssiges Konzept", sagte der Geschäftsführer von Borussia Dortmund dem SID am Montag. Da war von Geisterspielen noch keine Rede - wenig später wurde der Beschlussentwurf noch einmal aktualisiert.

Auch Frank Bohmann zittert bereits. Für den Geschäftsführer der Handball-Bundesliga (HBL) wäre ein Sport-Shutdown eine Katastrophe - er käme "einem Berufsverbot gleich", wie er im SID-Gespräch sagte: "Es wird eine Panik verbreitet, da möchten wir uns nicht dran beteiligen. Es hilft uns nicht, den Teufel an die Wand zu malen." Bohmann warb für eine Allianz des Sports und dafür, weiter mit einer Stimme zu sprechen.

Für andere prangt der Teufel längst an der Wand, selbst im Fußball. Der Champions-League-Sieger FC Chelsea musste gegen den Willen seines deutschen Teammanagers noch spielen. "Wir reden darüber, unsere Spieler zu schützen und eine sichere Umgebung zu schaffen. Aber es ist nicht sicher", schimpfte Thomas Tuchel, für den der Zwang (trotz einiger Absagen) ein Irrsinn ist: "Wie soll das gestoppt werden, wenn wir alle im Bus sitzen und gemeinsam zu Abend essen?"

Die Liga will die Spiele weitestgehend durchpeitschen - Jürgen Klopp macht das rasend. "Wir können nicht alles einfach durchdrücken", sagte der Teammanager des FC Liverpool, "wir spielen wieder am Mittwoch, am Sonntag und am Dienstag. Das ist unmöglich. Sollten wir eine Pause einlegen, kann ich damit leben."

Und hierzulande? Die Deutsche Fußball Liga (DFL) setzt auf engmaschige Beobachtung und die eindringliche Empfehlung zur Booster-Impfung. "Die Task Force Sportmedizin/Sonderspielbetrieb analysiert (...) selbstverständlich permanent, das gilt auch in Bezug auf die Omikron-Variante", teilte die DFL auf SID-Anfrage mit.

Alle Klubs wurden daher nochmals "dringend" zu Auffrischungsimpfungen aufgefordert. Karl-Heinz Rummenigge, Ex-Vorstandschef von Bayern München, blickt dennoch sorgenvoll auf eine große Herausforderung. "Wie geht es weiter - und: Wie geht es finanziell weiter?", fragte er bei Bild TV. Christian Heidel vom FSV Mainz 05 befürchtet angesichts der "Horrorszenarien", dass "alles sehr, sehr schwierig wird".

Weltweit ist der Umgang mit der breit heranrauschenden Omikron-Welle inkonsistent. Die nordamerikanische Eishockey-Liga NHL sagt ihre Spiele reihenweise ab, die NBA hingegen zieht noch halbwegs durch, obwohl viele Basketball-Stars in Quarantäne sitzen. Die National Football League (NFL) zwingt ihre Teams, notfalls mit dem allerletzten Aufgebot zu spielen. Der Terminplan ist heilig, Chancengleichheit Nebensache.

Auch in Europa hängt im Umgang einiges schief. So hat London den Katastrophenfall ausgerufen - doch sofern gespielt wird, sind auf der Insel die Fußballstadien voll. Und im Londoner (!) Alexandra Palace feiern Tausende Betrunkene eng an eng ohne Maske bei der Darts-WM. Wie passt das zusammen? Für viele: gar nicht.

Zwar prophezeien die Simulationen der Wissenschaft Übles, Peking jedoch gibt sich noch optimistisch, dass die Olympischen Winterspiele (4. bis 20. Februar) "ohne Sorgen" über die Bühne gehen können. "Auf Team D (...) wartet in China eine eigens eingerichtete, komplett abgeschottete Blase", teilte der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) dazu am Montag auf Anfrage mit: "Zusätzlich dürfte es wirksam sein, dass Fans aus dem Ausland nicht anreisen dürfen. Wichtig wird auch unser eigener Beitrag sein - wir wollen mit einer bestmöglichen Impfquote und gut getestet anreisen." Boostern gegen Omikron wird vorerst das Beste bleiben.

(ako/sid)
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