33. Bundesliga-Spieltag Die alternative Elf der Woche
Der 33. Spieltag der Fußball-Bundesliga ist Geschichte und hat neben den ersten Entscheidungen einige High- und Lowlights hervorgebracht. Wir zeigen Ihnen unsere alternative Elf des Wochenendes.
Alexander Schwolow (Schalke 04)
Es liegt einfach kein großer Segen auf der Verbindung zwischen dem Torhüter und Schalke 04: Dass Ralf Fährmann ein Comeback vom Edel-Maskottchen zur Nummer eins und einem echten Rückhalt gefeiert hat, ist so erfreulich für Fährmann wie betrüblich für Schwolow, der nun nur noch als Vertreter spielen darf. Auch das jedoch ohne echtes Glück. Während Frankfurt sich aufmachte, das 1:1 in Gelsenkirchen zu erzielen, reklamierte ganz Schalke noch ein vermeintliches Foulspiel. Auch Schwolow schien in den Stand-by-Modus geschaltet zu haben und ließ erneut einen nicht ganz Unhaltbaren passieren. Dass sich die Wege von Torhüter und Klub trennen, ist beschlossen. Alles deutet nun darauf hin, dass es ein stiller Abschied in Trauer wird.
Benjamin Pavard (FC Bayern München)
Ein Spieler schließt sich als Verantwortlicher für die Bayern-Misere aus. Schließlich muss man beim Rekordmeister längst ein Systemversagen diagnostizieren. Dass die Münchner gegen Leipzig bereits den neunten Elfmeter in der laufenden Saison verursacht haben, ist schon nicht nur auffällig, sondern so viel wie in den vergangenen drei Spielzeiten zusammen und nebenbei Vereinsrekord. Drei davon gehen alleine auf das Konto von Benjamin Pavard, der auch beim 1:3 gegen Leipzig wieder zulangte. Betrübliche Fußnote einer aus Bayern-Sicht einfach verkorksten Saison.
Piero Hincapie (Bayer Leverkusen)
Selbst wer einen Hang zu abseitiger Ästhethik pflegt und einem gepflegten Foulspiel nicht grundsätzlich ablehnend gegenübersteht – Piero Hincapies Tritt gegen Julian Weigl passte in keine von den Regeln des Spiels abgedeckte Kategorie. Mit ein wenig Wohlwollen lässt sich durchaus erkennen, dass der Leverkusener im Kampf um den Ball und bei hohem Tempo in kurzer Abfolge zunächst die Kontrolle über das Spielgerät und dann seine unteren Extremitäten verlor. Das Trefferbild ist jedoch ein Graus und wohl eine der rotesten Karten dieser Saison. Positiv allein: Weigl kam ohne schwere Verletzung davon.
Keven Schlotterbeck (VfL Bochum)
Keven Schlotterbeck musste sich einst von Marco Richter einen bösen Konter einfangen. Nachdem der Innenverteidiger auf Instagram frotzelte, dass der Hertha-Stürmer nur Tore bei Fifa an der Spielkonsole schießen würde, antwortete Richter augenzwinkernd: „Tatsächlich hab ich ein wenig gegrinst. Bis ich gesehen habe, dass Du ja gar nicht der gute Schlotterbeck bist.“ Dass Schlotterbeck bei seinem Treffer für den VfL Bochum in der 94. Minute zunächst an Richter gedacht haben wird, ist unwahrscheinlich. Wenn man es als Fortsetzung der freundschaftlichen Kabbelei sehen will, geht der Punktsieg in dieser Runde klar an Schlotterbeck, der Richters Hertha mit seinem Tor endgültig in die 2. Bundesliga beförderte.
Kevin-Prince Boateng (Hertha BSC)
Dass der Altstar vielleicht die eine oder andere Saison zu viel gespielt hat und sein Körper mit seinem Können viel zu früh nicht mehr mithalten konnte – einerlei. Auch wenn er letztlich nicht in der Lage war, den kompletten Zusammenbruch der Hertha aufzuhalten, zeigte sich in der Stunde des Abstiegs, wie wertvoll Boateng trotzdem als Galionsfigur ist. Er sei „gebrochen“, machte Boateng glaubhaft und zeigte Verständnis für die aufgebrachten Hertha-Fans: „Ich bin ja selber einer.“
Chris Führich (VfB Stuttgart)
Der 25-Jährige hat verstanden, was sein Trainer von ihm wollte: Keine zwei Minuten auf dem Feld, legte er den Treffer zu Stuttgarts 2:1 in Mainz auf, traf später selbst zum 3:1 und sammelte bei Tanguy Coulibalys 4:1 seinen zweiten Assist. Damit hat sich der VfB im Kampf um den Klassenerhalt vor dem letzten Bundesliga-Spieltag eine exzellente Ausgangssituation verschafft – und Führich gute Argumente für einen Platz in der Startelf.
Nils Petersen (SC Freiburg)
„Niemand ist größer als der Verein – aber du warst verdammt nah dran.“ Wer so von den Fans verabschiedet wird wie Nils Petersen bei seinem letzten Heimspiel nach acht Jahren für den SC Freiburg, hat verdammt wenig falsch gemacht. Dass ihm beim Heimsieg gegen den VfL Wolfsburg sogar noch der Treffer zum 2:0-Endstand vergönnt war, rührte sogar seinen Trainer Christian Streich zu Tränen. Ein würdiger Abschied.
Thomas Müller (Bayern München)
Viel zu lachen hatte Thomas Müller nicht, viel erzählen wollte er auch nicht. Und doch lieferte der Ur-Bayer eines der hörenswerteren Interviews dieser Saison, als er unmittelbar nach einer 1:3-Niederlage gegen Leipzig schon wieder zur Attacke auf den BVB blies. Der zeigte sich zwar in Augsburg zunächst resistent gegen den Druck, den die Bayern auf den Herausforderer abzuwälzen versuchten. Müller im Rückspiegel zu haben, ist aber niemals ein Vergnügen.
Sebastien Haller (Borussia Dortmund)
Über den 28-Jährigen lässt sich die gesamte Saison des BVB erzählen. Nach seiner Hodenkrebs-Diagnose war zunächst nicht abzusehen, wann er überhaupt wieder würde spielen können. Die große Leerstelle, die der kantige Angreifer im Dortmunder Spiel hinterließ, war indes unverkennbar. Nun, da er nicht nur wieder auf dem Platz steht, sondern Stück für Stück seiner Bestform näherkommt, trifft er nicht nur entscheidend, sondern hebt auch seine Nebenmänner auf ein neues Level. Sollte Borussia Dortmund Meister werden, liegt es zu einem Gutteil an jenem Haller, der so lange schmerzlich vermisst wurde.
Deniz Aytekin
Er gilt als einer der besten Schiedsrichter des Landes – und als einer der strengeren. Höhnischen Applaus oder bissige Kommentare verbittet sich der Unparteiische und ahndet sie auch schon mal mit einem Platzverweis. So muss man vielleicht auch seine Reaktion auf die Einlassung des Ex-Kollegen Manuel Gräfe verstehen. Mit „180 Kilo“ sitze er da und „labert so eine Scheiße“, zürnte Aytekin in der Mixed Zone der Münchner Arena, angesprochen auf Kritik, die Gräfe in den sozialen Medien geäußert hatte. Das alles in Hörweite von Fernsehkameras und Bayern-Profi Thomas Müller, der amüsiert zuhörte. Tags darauf entschuldigte sich Aytekin wortreich. Einen gemeinsamen Urlaub werden er und Gräfe wohl aber vorsichtshalber nicht buchen.
Nadiem Amiri (Bayer Leverkusen)
Kurz vor Feierabend reservierte sich der Leverkusener noch seinen Platz im Saisonrückblick. In der 90. Minute kann ein Rückpass auf den eigenen Torwart 2:1-Führung keine schlechte Idee sein. Wenn der Keeper nicht zufällig der gegnerische Stürmer ist. Amiris kurze Unaufmerksamkeit brachte zunächst Gladbachs Thuram in Ballbesitz, der wiederum Lars Stindl bediente, der zum 2:2 traf. Damit steht die Werkself am letzten Spieltag in Bochum noch mal richtig unter Druck. Der Spannung war Amiris Abspiel also durchaus zuträglich.