Trainerwechsel, Relegation, Torrekord Acht Fragen vor dem Bundesliga-Finale

Düsseldorf · Einen neuen Meister wird uns die Bundesliga-Saison nicht bescheren, einige Fragen sind vor den letzten sieben Spieltagen aber noch offen. Was wir auf der Zielgeraden noch erwarten können – und was eher nicht.

Hertha-Trainer Felix Magath.

Hertha-Trainer Felix Magath.

Foto: dpa/Andreas Gora

Wann wird Bayern Meister?

Die Ob-Frage verbietet sich – nicht etwa, weil der Immer-und-ewig-Meister in dieser Saison immer spielen würde wie einer. Gerade defensiv ist der Vortrag der Bayern mitunter ein wenig sehr tänzerisch, zudem haben die Münchner in dieser Saison die bislang von ihnen nicht gekannte Kunstform des Totalkollaps schon wiederholt zur Aufführung gebracht. Aber auch die Ausrutscher erwiesen sich als nutzlos für einen auch nur irgendwie spannenden Meisterschaftskampf. Borussia Dortmund hat in dieser Saison nicht den Kader, nicht die Form und vor allem nicht die Überzeugung, Meister werden zu können. Was nach dieser vor allem in Pokalwettbewerben an Peinlichkeiten reichen Saison auch eine gewagte Pointe wäre. Dank der Lockerungen der Coronaregeln dürften also bald wieder ausgelassen feiernde Menschenmassen die Münchner Innenstadt fluten – es wäre zumindest erlaubt. Die Spielplanmacher haben es in dieser Saison zudem besonders gut mit dem Rekordmeister gemeint. Sollten die Bayern sich weitere Patzer verkneifen und Dortmund etwa gegen Leipzig am Wochende Federn lassen, könnte sich der FCB am 23. April im Heimspiel gegen Dortmund zum Schon-wieder-Meister krönen.

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Knackt Lewandowski den Lewandowski-Rekord?

Ein Blick in die jüngsten Fußball-Geschichtsbücher ruft noch mal in Erinnerung, dass Robert Lewandowski für seine 41 Tore in der vergangenen Saison tatsächlich nur 29 Spiele brauchte. Gleichwohl waren darunter acht Elfmetertore - in dieser Saison bekamen die Bayern tatsächlich erst vier zugesprochen und bewegen sich damit im Tabellenmittelfeld. Rein statistisch wäre also nicht nur hier noch etwas Zuwachs zu erwarten. In seinen bislang 27 Saisonspielen hat der Pole aber auch so bereits 31 Tore eingesammelt. Um seinen eigenen Bestwert zu übertreffen, müsste er in den verbleibenden sieben Spielen noch zwölf Mal treffen - oder 1,714285714285714 Mal pro Spiel. Da das sehr schwer zu rechnen ist, werden seine Mitspieler im Zweifel den Ball einfach dem Toremacher vom Dienst rüberschieben – ein geübtes Muster. Zudem ist an den letzten Spieltagen gegen Gegner, für die es dann möglicherweise um nichts mehr geht, vieles möglich. Ein neuer Rekord bleibt unwahrscheinlich, aber was heißt das bei Lewandowski schon.

Schafft es der 1. FC Köln nach Europa?

Union Berlin, Mainz 05, Borussia Mönchengladbach, Arminia Bielefeld, FC Augsburg, VfL Wolfsburg und VfB Stuttgart sind sieben gute Gründe dafür, dass der 1. FC Köln für den kommenden Saisonentat höhere Reisekosten veranschlagen muss. Auf dem Weg nach Europa liegen dem FC keine ganz schweren Brocken mehr im Weg. Steffen Baumgart hat dem Team zudem nicht nur eine Handschrift verliehen – vor allem die Stabilität ist imponierend. Nur gegen Bayern (0:4) und in Hoffenheim (0:5) gab's was auf die Schiebermütze, ansonsten waren die Kölner zumindest immer nah dran. Der Punkteschnitt in der Rückrunde liegt zudem leicht über dem der Hinserie. Die Ampel nach Europa steht also auf grün – solange der FC nur auf sich schaut. Die Konkurrenz aus Freiburg, Hoffenheim und Mainz ist jedoch ungemein stark. Ohne überraschende Patzer der anderen wird das also trotz starker Saison eher nichts.

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Foto: Dirk Päffgen

Welche Teams spielen in der Relegation?

Die Frage ist womöglich spannender als die Antwort. Schalke gegen Bochum, Werder Bremen gegen Ex-Trainer Florian Kohfeldt und den VfL Wolfsburg, Hertha mit Felix Magath gegen dessen Ex-Klub und Wahl-Intimfeind der Berliner Fans aus Gelsenkirchen oder vielleicht den Hamburger SV. Stuttgart oder gar Mönchengladbach auf der einen oder St. Pauli auf der anderen Seite sind ebenfalls noch in der Verlosung. Auch wenn es am Ende Augsburg gegen Darmstadt werden sollte – die Chancen auf ein brisantes und vor allem namhafte Besetzung beim Showdown stehen gut.

Was ist mit Corona?

Sowohl global betrachtet als auch auf die Bundesliga gemünzt, ist der Gedanke verlockend, dass es mit der Chose langsam mal gut sein könnte. Die Realität grätscht bloß immer wieder ruppig dazwischen. Auch Teams, die Impfung und Infektionen durchlaufen haben, sind nicht davor gefeit, noch einmal größere Ausbrüche wegstecken zu müssen. Bislang ist der Spielplan nur eine Partie im Verzug (Augsburg gegen Mainz vom 26. Spieltag), gleichwohl bleibt die latente Gefahr, dass das Virus am Ende Zünglein an der Waage spielen könnte, wenn es in den letzten Spielen oder Relegation um alles geht. Ein unkalkulierbarer X-Faktor, den dennoch alle Teams auf der Rechnung haben müssen.

Kann Fürth noch das Wunder schaffen?

Es ist wirklich beachtlich, dass sich der Aufsteiger nach der desaströsen Hinrunde nicht etwa aufgegeben hat, sondern schon in den zehn Spielen der Rückrunde doppelt so viele Punkte (zehn) geholt hat wie bis zum Winter. Aber selbst mit sieben Siegen aus sieben Spielen dürfte es verdammt eng werden – abgesehen davon wird sich wohl nicht mal klubintern jemand finden, der Argumente für solch eine Serie findet. Die kommenden sieben Spiele werden mindestens für ein Jahr die letzten in der Bundesliga-Geschichte der Spielvereinigung.

Was wird aus Hertha BSC?

Der Hauptstadtklub setzt der Fantasie bei Zukunftsfragen keine natürlichen Grenzen. Wer Felix Magath für einen Treppenwitz hielt, könnte noch mehr zu lachen bekommen. Dass sich Investor Lars Windhorst plötzlich doch Gedanken um hunderte Millionen Euro macht und sich für einen offenen Machtkampf mit Präsident Werner Gegenbauer in Stellung bringt, kommt für die Hertha zur Unzeit. Nach dem wahlweise versöhnlichen oder schrecklichen Ende der Saison wird am 29. Mai auf der Mitgliederversammlung erstmal Scherbengericht gehalten. In diesen unruhigen Zeiten könnte sich Magath dabei jedoch als eine der besseren Personalentscheidungen der vergangenen Jahre erweisen. Wenn er nach überstandener Corona-Infektion dann auch selbst an der Seitenlinie stehen wird und den Klassenerhalt sichert, darf sich Manager Fredi Bobic für die Verpflichtung feiern lassen. Alles weitere liegt dann jedoch nicht mehr in Magaths Händen. Gut möglich, dass das Projekt "Big City Club" nach der Saison schon wieder endet, ohne jemals Fahrt aufgenommen zu haben. Bestenfalls dann zumindest in der ersten Liga.

Welcher Klub wird noch mal nervös?

Die Rolle des Feuerwehrmanns, der im Frühjahr gerufen wird, um einem Traditionsklub aus der Patsche zu helfen, ist mit Magath ja bereits vergeben. Ansonsten haben sich die Abstiegskandidaten in der laufenden Saison Trainermikado gespielt und auf der Position bemerkenswert wenig bewegt. In Stuttgart und Augsburg haben die Sportchefs einen kühlen Kopf bewahrt, Bielefeld hielt an Frank Kramer fest, selbst in Fürth stand Stefan Leitl nach Fünf-Punkte-Hinserie nicht zur Disposition. Gemessen an den eigenen Ambitionen hätte vor allem Borussia Mönchengladbach in der laufenden Saison nicht lange nach Gründen für einen Trainerwechsel suchen müssen, doch Adi Hütter blieb und dürfte voraussichtlich aus dem Gröbsten raus sein. Es würde ins Bild passen, dass diese Saison ohne Auftritt des eines großen Zampanos auskommt – beziehungsweise ohne zwei.

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