Samstags, halb vier Wie die Fußball-Bundesliga ihre Geschichte entwertet

Meinung | Düsseldorf · Der vergangene Bundesligaspieltag steht exemplarisch dafür, wie der Samstagnachmittag als Anstoßzeit an Bedeutung verliert. Mit ihm beschädigt der Profifußball sein Herzstück, ja, ein Stück deutscher Geschichte. Es könnte sich für die Liga rächen.

Elf Vorschläge für einen besseren Fußball

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Foto: AP/Martin Meissner

Zeit sei kostbar, heißt es. Dabei hat Zeit alleine noch keinen Wert. Sie ist ein Gedankenkonstrukt, eine Messgröße, der wir Wert beimessen. Weil Zeit rar scheint. Erst dadurch wird Zeit kostbar. Wertvoll. Dasselbe gilt auch für Uhrzeiten. Nehmen wir die bundesdeutsche Geschichte. Über Jahrzehnte gab es nur zwei Uhrzeiten, mit denen die Bevölkerung sozialisiert wurde: 20.15 und samstags, 15.30 Uhr. Doch beiden droht zunehmende Bedeutungslosigkeit. Viertel nach acht ist in Zeiten von Streamingdiensten und Mediatheken keine Uhrzeit mehr, zu der man vor dem Fernseher sitzen muss. Und samstags, halb vier? Die seit den 1960ern gelernte zentrale Anstoßzeit der Fußball-Bundesliga? Sie verliert an Wert, sie wird systematisch entwertet.