Transfers werden immer komplizierter Früher reichte ein Handschlag

Transfers von Fußballern werden immer komplizierter und komplexer. Das Gezerre um 40-Millionen-Euro-Mann Javier Martinez war dafür ein Paradebeispiel.

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Die nervigsten Transfer-Hickhacks der vergangenen Jahre

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Früher reichte ein Handschlag "unter Männern", heutzutage haben bei Spielertransfers meist Anwälte das letzte Wort. Das undurchsichtige Tauziehen um Javi Martinez und das komplizierte Ringen um Rafael van der Vaart verdeutlichen vor allem eins: Bei Spielerwechseln im Millionengeschäft Profifußball wollen immer mehr Parteien immer mehr verdienen. Und in der Zukunft könnte es noch schlimmer werden.

"Die Tendenz ist, dass wir nicht mehr mit den Eltern und dem Spieler zusammensitzen, sondern mit Beratern und Juristen. Ich habe den Job schon in den 80er Jahren gemacht, da ging noch viel über den kurzen Dienstweg", sagte Heribert Bruchhagen, langjähriger Bundesligamanager und jetzige Vorstandschef von Eintracht Frankfurt.

Doch diese Entwicklung habe nicht nur negative Seiten, betonte Bruchhagen: "Es ist aber schon ganz gut, dass die Entscheidung nicht mehr auf den Schultern eines Einzelnen liegt. Gerade bei den Millionentransfers von heute kann man das einfach nicht mehr bei einem guten Glas Wein besprechen."

Vor allem klamme Vereine versuchen, mit einer Vielzahl von juristischen Mitteln finanzielle Verluste auszuschließen. Als "wertsteigerndes Ausleihe- und Beteiligungsmodell" betitelte der Zweitligist 1. FC Köln beispielsweise sein Transferkonstrukt mit Innenverteidiger Geromel.

Für drei Jahre wird der Portugiese an Real Mallorca ausgeliehen, allerdings nicht ohne Klauseln: Jedes Jahr können die Rheinländer Geromel zurückholen oder an jeden interessierten Klub verkaufen. Zudem sollen sie zur Risikominimierung 40 Prozent der zukünftigen Transfereinnahmen an Geromels Berateragentur abgetreten haben. Klauseln, dass bei bestimmten Erfolgen zusätzliche Summen fällig werden, sind dagegen fast schon normal.

Aber auch beim Kauf von Spielern gehen die Vereine mittlerweile andere Wege als früher und finanzieren Neuzugänge mit fremden Geld - natürlich nur gegen eine Gegenleistung. Wie der HSV bei einem möglichen Deal mit "Heilsbringer" Rafael van der Vaart.

Die notwendigen Transfermillionen könnten dabei vom Logistik-Milliardär Klaus-Michael Kühne kommen. Der hatte bereits vor einigen Jahren dem Verein im Tausch mit Anteilen an Transferbeteiligungen Geld geliehen. Sehr zum Unmut der Hamburger Fans, die zuviel Einflussnahme des Investors fürchten.

Doch auch Spieler sind manchmal Leidtragende der Entwicklungen. So soll die Karriere des argentinischen Stürmerstars Carlos Tevez lange Zeit durch Investoren und nicht durch ihn selbst bestimmt worden sein. Diese sollen lange Jahre die wirtschaftlichen Rechte an Tevez besessen haben. Im Schnitt alle zwei Jahre wechselte er seinen Verein - mit Rendite für die "Besitzer".

Dabei könnte alles in Zukunft sogar noch verworrener werden. Ab der kommenden Saison tritt das von der Uefa eingeführte Financial Fair Play in Kraft, nach dem die Vereine nicht mehr über ihre finanzielle Verhältnisse leben dürfen. Schon jetzt suchen die Vereine Schlupflöcher, um die Zahlung von Millionensummen zu verschleiern.

So berichtete das Handelsblatt von einem fast schon undurchschaubaren Konstrukt des hochverschuldeten spanischen Erstligisten Real Saragossa. Obwohl im Insolvenzverfahren befindlich, verpflichtete der Verein für acht Millionen Euro einen neuen Torwart, zahlte offiziell aber nur 86.000 Euro. Den Rest soll ein auf der Steueroase Jersey angesiedelter Investor bezahlt haben. Angebliche Mitwirkende: Der Vereinspräsident und ein Spielerberater...

(sid)
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