Gladbach startet in die Fußball-Bundesliga Frontzeck ist wieder zuhause

Mönchengladbach (RPO). Taugt dieser Mann zum Erneuerer? Zum Architekten einer besseren Zukunft, obwohl er aus der Vergangenheit kommt? Nicht alle haben gejubelt, als bekannt wurde, dass Michael Frontzeck Trainer von Borussia Mönchengladbach wird, nachdem der Retter Hans Meyer aus freien Stücken entschwunden war.

Michael Frontzeck – Ur-Mönchengladbacher auf Wanderschaft
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Das ist Michael Frontzeck

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Foto: AFP

"Ich habe den Ehrgeiz, es denen zu zeigen, die sich nicht so gefreut haben”, sagt der 45-jährige Frontzeck. Als seine Profi karriere in Gladbach 1982 begann, war Borussia längst kein Meisterteam mehr wie in den legendären 70er Jahren. Doch spielte der Traditionsklub in den 80ern regelmäßig um die Tickets nach Europa mit. Ein Abstieg war jenseits des Vorstellbaren.

Als Frontzeck im Herbst seiner Karriere zurück kam, sollte er mit seiner Routine im Abstiegskampf helfen. Doch Borussia wurde 1999 erstmals Zweitligist. Danach wurde er Co-Trainer, erst in Gladbach, dann in Hannover. Seine erste Chef-Stelle bekam er in Aachen und war schließlich Trainer in Bielefeld. Einmal rettete er Arminia, dann, am letzten Spieltag der vergangenen Saison, wurde er entlassen. Als er ging, war Arminia auf dem Relegationsplatz, am Ende stieg sie als Letzter ab. Gladbach blieb knapp drin.

Nun ist Frontzeck Borussias Trainer. Er ist Rückkehrer und Neuling zugleich. "Im Borussia-Park war ich vorher nur als Gast”, sagt er, der selbst nur im Bökelbergstadion (abgerissen) spielte. Der kahle Schädel, der wache Blick, der trockene Humor, der unaufgeregte Habitus — Frontzeck ist ein Charkaterkopf, ein Typ. Einer, der eine klare Meinung hat und sie auch sagt. Jedoch nicht voller Zynismus und Verbitterung wie sein Vorgänger Meyer.

Frontzeck ist positiv, so gesehen ein Gegenentwurf zu Meyer. Er kommt bei den Spielern an. Seine Mannschaften in Aachen und Bielefeld waren gut organisiert, lauf- und kampfstark. Doch es fehlte stets das Geld für gehobene individuelle Klasse. Gladbach hat investiert, auch weil der Verkauf des kleinen Marko Marin einen großen Batzen Geld brachte. Die 8,4 Millionen Euro gaben Handlungsspielraum, ohne wirtschaftliche Kapriolen zu veranstalten.

14 Millionen Euro (inklusive der Winterzukäufe Bailly, Dante und Stalteri) durfte Sportdirektor Max Eberl ausgeben für das neue Team. Michael Frontzeck ist keiner, der so große Worte wie "Philosophie” oder "Projekt” mag, der auch "kein Systemfanatiker” ist, er sucht die Wahrheit auf dem Platz: "Die Ergebnisse müssen stimmen.” Teamgeist, Kampfkraft und Stabilität sind die Ursuppe seiner Idee vom Fußball, Kreative wie Juan Arango, Marco Reus oder Raul Bobadilla sollen es mit fußballerischem Glanz schmücken. Es gehe draum, nicht bis zuletzt zu zittern, sagt Frontzeck. Das wäre ein Schritt nach vorn, ein kleiner, der eine große Entwicklung wäre. "Wir sind realistisch”, sagt Frontzeck.

Nüchtern klingt das, cool sagt er das und ergänzt: "Der wahre Luxus ist, dass ich abends nach Hause fahren kann." Frontzeck wohnt zehn Autominuten vom Borussia-Park entfernt. Der gebürtige Gladbacher freut sich, den Job in diesem Klub zu haben, macht aber nicht viel Aufhebens darum. Das ausgegebene Ziel ist unspektakulär: " Wir wollen weniger zittern als in der vergangenen Saison”, sagt Frontzeck. In den Folgejahren geht es dann darum, sich langsam hoch zu arbeiten. "Ich habe das Gefühl, dass wir den Weg lange zusammen gehen können”, sagt der zehnte Borussia-Trainer seit 1999.

Gelingt das, wäre der Mann aus der Vergangenheit tatsächlich der Erneuerer für die Zukunft.

Borussias Start in Bochum — ab 15.30 Uhr im Live-Ticker!

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