Fortuna Düsseldorf Fortuna braucht neue Euphorie

Düsseldorf · Ein Aufsteiger lebt meist von der Euphorie, die er aus der vergangenen Saison mitnimmt – und vom Gefühl, als geschlossene Gemeinschaft einen großen Erfolg vollbracht zu haben. Bei Fortuna Düsseldorf sind diese Voraussetzungen nur bedingt gegeben. Die Verantwortlichen müssen nach der Rückkehr in die Bundesliga nun akribisch auf das große Ziel "Klassenerhalt" hinarbeiten.

Trainingslager, Tag 1: Fortunen im Waldseilgarten
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Ein Aufsteiger lebt meist von der Euphorie, die er aus der vergangenen Saison mitnimmt — und vom Gefühl, als geschlossene Gemeinschaft einen großen Erfolg vollbracht zu haben. Bei Fortuna Düsseldorf sind diese Voraussetzungen nur bedingt gegeben. Die Verantwortlichen müssen nach der Rückkehr in die Bundesliga nun akribisch auf das große Ziel "Klassenerhalt" hinarbeiten.

Fortuna wartet weiter auf den Termin für die mündliche Verhandlung, in der der Verein deutlich machen will, dass das verordnete Geisterspiel — ausgerechnet gegen den ewigen Rivalen Borussia Mönchengladbach — in keiner Relation zu den Verfehlungen der Fortuna-Fans gegen Ende der abgelaufenen Zweitliga-Saison steht. Das erste Heimspiel als Aufsteiger ohne Fans zu absolvieren, wäre ein enormer Nachteil. Der durch die Prozesse nach dem chaotischen Relegationsspiel gegen Hertha BSC Berlin verzögerte Aufstieg hatte die Euphorie ohnehin gedämpft. Ein Derby ohne Zuschauer wäre ein weiterer großer Wermutstropfen.

Kader komplett operiert

Auch sportlich steht der Verein vor einer Herausforderung: Der Kader wurde runderneuert. Während die Aufsteiger aus Frankfurt und Fürth sich nur punktuell verstärken mussten, hatten die Düsseldorfer einen großen Aderlass zu beklagen. Unter anderem vier Säulen der Aufstiegsmannschaft (Assani Lukimya, Sascha Rösler, Maximilian Beister, Thomas Bröker) verließen den Klub. 16 Zugänge müssen integriert werden. Dazu hat das Team seit gestern ein Trainingslager in Maria Alm (Österreich) bezogen. Dort geht es dem Trainer darum, eine neue Einheit zu formen. "Ich erwarte, dass wir uns weiter finden. Wir haben eine fast komplett neue Mannschaft. Wir müssen auf Integration achten", sagt Norbert Meier.

Fortuna hat in den vergangenen Jahren eine beachtenswerte Konsolidierung hinter sich gebracht. Manager Wolf Werner hat weiterhin nicht die großen finanziellen Mittel zur Verfügung und setzte deshalb bei seiner Einkaufstour auf Talent statt Erfahrung. Nur Du-Ri Cha (115 Bundesligaspiele), Nando Rafael (109), Stefan Reisinger (72) und Axel Bellinghausen (45) bringen Erstliga-Erfahrung mit — waren dabei aber meist nicht unumstrittene Stammspieler.

Die ersten Testspielsiege gegen unterklassige Gegner (VfL Rhede 6:0, Viktoria Goch 10:0) haben bisher keine fundierten Erkenntnisse über die Leistungsfähigkeit der Zugänge zugelassen. Bruno Soares, vom MSV Duisburg gekommen, zeigte gute Ansätze als Innenverteidiger. Der Ex-Chemnitzer Ronny Garbuschewski bewies viel Gefühl im rechten Fuß, und der 19-jährige Gerrit Wegkamp machte als vierfacher Torschütze auf sich aufmerksam. Ein Fünft- und ein Sechstligist waren aber auch keine Maßstäbe.

Am Samstag trifft die Fortuna auf den russischen Erstligisten FC Anschi Machatschkala. Der erste Härtetest, bevor es am Mittwoch gegen den griechischen Topklub Panathinaikos Athen geht. "Die Testspielgegner haben wir mit Bedacht gewählt. Da werden dann auch schonungslos unsere möglichen Schwächen aufgedeckt", sagt Meier.

Etwas mehr als sechs Wochen hat der Coach Zeit. Dann rollt der Ball in der Bundesliga. Bis dahin muss eine neue geschlossene Gemeinschaft entstanden sein, die für die nötige Euphorie eines Aufsteigers sorgt.

(RP/seeg/rm)
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