Schalkes neuer Sportvorstand Jochen Schneider entscheidet über Tedesco-Zukunft

Gelsenkirchen · Noch ist Trainer Domenico Tedesco bei Schalke 04 im Amt. Der noch gar nicht eingesetzte Sportvorstand Jochen Schneider muss über seinen Rauswurf entscheiden.

 Jochen Schneider (l.), Schalkes neuer Sportvorstand, und Aufsichtsratsvorsitzender Clemens Tönnies bei der 0:4-Pleite gegen Fortuna Düsseldorf auf der Tribüne der Veltins-Arena.

Jochen Schneider (l.), Schalkes neuer Sportvorstand, und Aufsichtsratsvorsitzender Clemens Tönnies bei der 0:4-Pleite gegen Fortuna Düsseldorf auf der Tribüne der Veltins-Arena.

Foto: dpa/Guido Kirchner

Offiziell ist Jochen Schneider noch gar nicht im Amt, doch die kniffligste Entscheidung musste der designierte Sportvorstand von Schalke 04 schon treffen. Am Montag musste der Nachfolger von Christian Heidel Farbe bekennen. Vor dem Aufsichtsrat stellte sich der 48-Jährige vor und beantwortete die Frage nach der unmittelbaren Zukunft von Trainer Domenico Tedesco: Rauswurf oder Gnadenfrist?

Wenn Schneider sich am Dienstagmittag erstmals der Öffentlichkeit präsentiert, soll er - so die Vorgabe von Aufsichtsratschef Clemens Tönnies - seine Entscheidung verkünden. Führt sich der neue Mann, der erst auf der turnusmäßigen Sitzung des Kontrollgremiums am 14. März offiziell in den Vorstand berufen werden kann, gleich mit einer Trainerentlassung ein? Wenn ja, müssten seine künftigen Vorstandskollegen Peter Peters und Alexander Jobst die Beurlaubungspapiere unterschreiben. Schneider selbst darf es noch nicht.

Ein Machtvakuum gebe es nicht auf Schalke, betonten die Verantwortlichen nach dem alarmierenden 0:4-Debakel gegen Aufsteiger Fortuna Düsseldorf immer wieder. Doch Fakt ist: Über die drängendste Frage, von der möglicherweise der Klassenerhalt in der Bundesliga abhängt, soll jemand entscheiden, der bis vor wenigen Tagen den Verein nur von außen kannte.

„Wie soll er ein Gespür dafür entwickeln, was die beste Lösung ist? Das geht gar nicht“, merkte der ehemalige Schalker Manager Heribert Bruchhagen bei „Wontorra“ auf Sky kritisch an: „Um Entscheidungen treffen zu können, muss er die Mannschaft kennen, den Trainer kennen. Das erfüllt er nicht.“

Tedesco kennt Schneider, zuletzt Leiter Sport und Internationalisierung bei RB Leipzig, immerhin aus Stuttgart, wo er ihn zum U17-Trainer beförderte. Der Überflieger der vergangenen Saison liefert aktuell wenig Argumente für eine Weiterbeschäftigung, auch wenn sich der Zorn der Fans noch nicht gegen ihn richtet und „Tedesco-raus“-Rufe bislang ausblieben.

Die leblose Mannschaft scheint er nicht mehr zu erreichen, seine taktischen Vorgaben greifen nicht. Auch am Montag ersparte Tedesco seinen Spielern wie schon tags zuvor den Kontakt zu den wütenden Fans. Regenerationstraining im Kraftraum stand auf dem Programm.

Bei einem Rauswurf des 33-Jährigen wäre Eurofighter Mike Büskens (50), möglicherweise mit Unterstützung des Schalker Jahrhunderttrainers Huub Stevens (65) als Berater, die naheliegende Interimslösung. Der UEFA-Cup-Sieger von 1997, derzeit ohne Job, hatte bereits 2008 und 2009 übergangsweise ausgeholfen.

Viel Zeit, sich mit den besonderen Schalker Verhältnissen vertraut zu machen, hat Schneider nicht. Denn seit Sonntag ist der Abstiegskampf keine theoretische Möglichkeit mehr, sondern bittere Realität. Nach sechs Bundesligaspielen in Folge ohne Sieg ist der Vorsprung auf den Relegationsplatz auf vier Punkte zusammengeschrumpft.

Die nächsten Aufgaben am Freitag (20.30 Uhr/Eurosport-Player) bei Werder Bremen und eine Woche später gegen RB Leipzig sind äußerst anspruchsvoll, ehe die Schalker nach der Länderspielpause am 31. März zum Vorletzten Hannover 96 müssen. Tedesco noch ein paar Spiele Bewährung zu geben, um sich selbst ein Bild von seiner Arbeit zu machen, könnte für Schneider gleich eine folgenschwere Fehlentscheidung sein.

(sid/seka)
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