Glanzloser Sieg

Während die Bayern trotz einer glanzlosen Vorstellung ihren Nimbus als beste Heimmannschaft der Liga wahren konnten, setzte es für den Lokalrivalen in einer insgesamt niveau- und emotionsarmen Partie bereits die vierte Niederlage in Folge.

Die Situation wäre selten so extrem gewesen, es würde um alles gehen, mutmaßte Bayern-Kapitän Oliver Kahn vor dem Duell gegen den Stadtrivalen. Dieser Druck schien den Rekordmeister vor 71.000 Zuschauern im ausverkauften Olympiastadion zunächst jedoch zu lähmen. Gegen die von Vanenburg neu formierte Vierer-Abwehrkette der Sechziger hatten die Bayern erhebliche Mühe, sich in Szene zu setzen. Ohne den gesperrten Michael Ballack und die nach wie vor nicht zur Verfügung stehenden Sebastian Deisler und Mehmet Scholl bieb der Spielaufbau der Gastgeber planlos und ohne Ideen.

Löwen zu passiv

Da sich allerdings auch die "Löwen" zunächst ausschließlich auf die Defensive konzentrierten und auch unter Vanenburg erneut spielerische Probleme hatten, dauerte es bis zur 26. Minute, ehe Claudio Pizarro die erste gute Möglichkeit besaß. Der Bayern-Angreifer schoss den Ball aus fünf Metern Entfernung nach Vorarbeit von Roy Makaay freistehend allerdings über das Tor.

Der Peruaner hatte fünf Minuten später bei einem Kopfball eine weitere Möglichkeit, scheiterte aber an 1860-Keeper Michael Hofmann. In der 34. Minute war es dann Paul Agostino, der auf der anderen Seite erstmals für Gefahr sorgte. Der Kopfball des Australiers strich jedoch um Zentimeter am Bayern-Gehäuse vorbei. "Für ein Lokalderby fehlt einfach der Pfeffer", kritisierte Bayern-Präsident Franz Beckenbauer die Leistung seiner Mannschaft zur Pause.

Pizarro stark

Als ob es die Bayern-Stars gehört hätten, legten sie zu Beginn der zweiten Hälfte einen Zahn zu. Zunächst verfehlte Owen Hargreaves aus 25 Metern knapp das Ziel, ehe Santa Cruz nach herrlicher Vorarbeit des starken Pizarro aus kurzer Distanz seinen fünften Saisontreffer markierte. Es war allerdings ein kurzes Strohfeuer, denn danach verflachte die Partie erneut. Die Bayern hatten sogar viel Glück, dass Oliver Kahn bei einem Schuss von Roman Tyce in der 65. Minute glänzend reagierte.

Beim FC Bayern verdiente sich Pizarro die beste Note. Daneben konnte am ehesten noch der Brasilianer Ze Roberto gefallen. Die Sechziger hatten in den beiden Innenverteidigern Martin Stranzl und Rodrigo Costa, die Bayern-Torjäger Makaay aufmerksam abschirmten, ihre stärksten Akteure.

STIMMEN ZUM SPIEL:

Trainer Ottmar Hitzfeld (Bayern München): "Der Bremer Vorsprung schmilzt, bei sechs Punkten Rückstand und noch vier Spielen ist natürlich noch alles offen. Mit unserem Spiel heute war ich nicht so zufrieden, wir sind schlecht ins Spiel gekommen. In der zweiten Halbzeit haben wir mehr Druck gemacht und verdient das Tor erzielt. Das war heute ein Arbeitssieg. Spielerisch müssen wir uns aber noch erheblich steigern."

Trainer Gerald Vanenburg (1860 München): "In diesem Moment ist für mich vor allem wichtig zu wissen, dass die Mannschaft alles, wirklich alles, gegeben hat. Es war kein gutes Spiel, aber das ist egal. Wir haben vor dem Spiel gewusst, dass man gegen Bayern verlieren kann. Jetzt sind es noch vier Spiele, und wir müssen unbedingt punkten. Dass wir uns in dieser Situation befinden, hat sehr viel damit zu tun, dass wir zu ängstlich spielen."

STATISTIK ZUM SPIEL:

Bayern München: Kahn - Salihamidzic, Jeremies, Linke, Lizarazu - Schweinsteiger, Hargreaves, Ze Roberto - Santa Cruz, Makaay, Pizarro (83. Demichelis)

1860 München: Hofmann - Cerny, Stranzl, Costa, Hoffmann - Görlitz, Lehmann (73. Kioyo), Kurz (29. Meyer), Tyce (80. Shao) - Schroth, Agostino

Schiedsrichter: Jansen (Essen)

Tor: 1:0 Santa Cruz (50.)

Zuschauer: 71.000 (ausverkauft)

Beste Spieler: Pizarro, Ze Roberto - Stranzl, Costa

Gelbe Karten: Schweinsteiger (4) - Costa (10/1), Stranzl (5/2), Meyer (2)