FC Bayern vor CL-Viertelfinale Serie gerissen, doch in Wahrheit zählt nur Manchester

München · Die erste Serie ist gerissen, doch das scheint dem FC Bayern egal zu sein: Nach dem 3:3 (3:2) gegen Hoffenheim interessieren nur Manchester United und die Verletzung von Thiago.

 Pep Guardiola ist mit seinen Gedanken schon bei dem Spiel gegen Manchester United.

Pep Guardiola ist mit seinen Gedanken schon bei dem Spiel gegen Manchester United.

Foto: dpa, fve nic

Pep Guardiola machte ein betrübtes Gesicht. Weniger, weil die Serie von 19 Siegen in der Bundesliga nun gerissen ist. Nein, was den Trainer so traurig stimmte, war erstens die Art und Weise, wie seine Vorstellungen von einem guten, schönen Spiel beim 3:3 (3:2) gegen 1899 Hoffenheim in Schall und Rauch aufgingen. Und da war zweitens die äußerst unangenehme Nachricht, dass sein Lieblingsspieler Thiago dem FC Bayern München in den kommenden Wochen fehlen wird.

Über allem steht bei den Münchnern und vor allem bei ihrem Trainer in diesen Tagen die Champions League und da zunächst das Viertelfinal-Hinspiel am Dienstag (20.45 Uhr/Live-Ticker) bei Manchester United. "Die Vorbereitung auf Dienstag hat gestern begonnen", sagte Philipp Lahm am Samstag lapidar. Das heißt: Sie begann schon am Freitag. Das heißt auch: Das Spiel gegen Hoffenheim lief so nebenher, "wir haben die Bundesliga gewonnen, jetzt zählt es in der Champions League", betonte Thomas Müller.

Das Unentschieden gegen Hoffenheim? Wäre kaum der Rede Wert gewesen, wenn, ja wenn nicht in der 25. Minute, unmittelbar nach dem 0:1 durch Anthony Modeste (23.) eben Thiago verletzt vom Platz gemusst hätte. Erste Diagnose: Innenband-Teilabriss im Knie. "Bitter", sagte Lahm, der Spanier sei schließlich ein Spieler mit "dem gewissen Etwas". Gleich "katastrophal" nannte Müller den Ausfall. Und Guardiola urteilte: "Wir sind ein bisschen weniger ohne ihn."

Das bisher schlechteste Spiel der Guardiola-Ära

Diese Nachricht war denn auch wesentlich schlimmer für den Trainer als dieses Unentschieden. Es konnte Guardiola aber trotz der Fokussierung auf Manchester United nicht gefallen, was er da am Samstag gegen Hoffenheim sah. Die Bayern waren vier Tage nach dem vorzeitigen Gewinn der 24. Meisterschaft nicht sie selbst - es war das schlechteste Spiel, seit sie von Guardiola angeleitet werden. Das lag einmal an eigenen Nachlässigkeiten - aber auch an Hoffenheim.

Hoffenheim zeigte, wie dem FC Bayern beizukommen ist: voll drauf, so früh angreifen wie möglich. Das gelingt nicht ein ganzes Spiel lang, wie die Treffer von Claudio Pizarro (31. und 40.) und Xhardan Shaquiri (34.) bewiesen. Aber es gelang gut genug, dass Roberto Firmino noch den Ausgleich erzielte (75.), nachdem Sejad Salihovic zwischenzeitlich mit einem schönen Freistoß (44.) getroffen hatte. "Mit ein bisschen Glück gewinnen wir hier sogar", sagte Torhüter Jens Grahl.

Und Grahl lag richtig: In der 90. Minute musste Tom Starke einen Schuss von Sebastian Rudy entschärfen, er verhinderte die erste Bundesliga-Niederlage der Bayern seit 28. Oktober 2012 (1:2 zu Hause gegen Bayer Leverkusen). Fairerweise sei erwähnt, dass Grahl wenige Minuten zuvor den 20. Sieg der Münchner nacheinander gegen den eingewechselten Arjen Robben verhindert hatte (84.) - es war die beste Szene der Bayern in einer für ihre Verhältnisse grausamen zweiten Halbzeit.

"Wenn wir so spielen wie in der zweiten Halbzeit, sind wir in Manchester nicht Favorit", sagte Guardiola, und wortreich versuchte er zu erklären, was er damit meinte. Vor allem in der zweiten Halbzeit sei es "hin und her" gegangen, "und da sind die anderen 17 Mannschaften besser als wir." Das heißt übersetzt: Die Bayern hatten keine Kontrolle über den Ball, und das ist nun das Letzte, was Guardiola ertragen kann. Es widerspricht allem, was er einer Mannschaft lehrt.

Deswegen sagte Guardiola nach den erstem Spiel mit drei Gegentreffern für den FC Bayern seit dem 20. Januar 2012 (0:3 in Gladbach) auch: "Manchmal ist es eine Lehre, wenn du nicht gut spielst." Es ist anzunehmen, dass der FC Bayern bis Dienstag seine Lektion gelernt haben wird.

(sid)
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