Schalke - Bayern 0:2 Pfeifkonzert beim Bayernsieg auf Schalke

Gelsenkirchen · Zum Herbstanfang ist auch die Stimmung beim FC Schalke 04 neblig und trüb. Nach vier Bundesliga-Niederlagen bleibt der Klub im Tabellenkeller. Beim 0:2 (0:1) gegen den FC Bayern München ließ S04 seinen Coach Domenico Tedesco (33) im wahrsten Sinne im Regen stehen.

Bundesliga 18/19: FC Schalke 04 gegen FC Bayern München - Bilder des Spiels
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Schalke gegen Bayern: Bilder des Spiels

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Foto: AP/Martin Meissner

Ohrenbetäubend laut schallten Pfiffe durch die Schalker Arena, als die Aufstellung der Gastmannschaft auf dem Videowürfel erschien. Erst gab es den seit 2011 obligatorischen Unmut der Fans gegenüber Bayerns Torwart, dem Ex-Schalker Manuel Neuer. Und dann pfiff die Nordkurve noch lauter, als Leon Goretzka – in der Sommerpause ablösefrei zum FC Bayern München gewechselt – im rot-weißen Trikot zurückkehrte. Gründe für großen Unmut lieferte auch das Fußballspiel für Schalke. Denn gegen Bayern „kann man immer verlieren“, bekannte nicht nur Schalke-Legende Olaf Thon vor dem Anpfiff, aber „die Art und Weise ist entscheidend“. Und die war beim 0:2 aus Schalker Sicht vor 62.271 Fans ernüchternd.

Unterschiedlicher hätten die Voraussetzungen am vierten Spieltag nicht sein können: Ohne Punktgewinn musste Schalke gegen den bis dato dreimal siegreichen FC Bayern beweisen, dass die Lage nur das Ergebnis einiger Ausrutscher ist. Zudem offenbarte die Spielstätte ihre Ungerechtigkeiten: Das Dach der Gelsenkirchener Arena war geschlossen. Während FCB-Trainer Niko Kovac im Trockenen ein gutes Spiel seiner Mannschaft sah, plätscherte ausgerechnet und ausschließlich über der Coaching-Zone von Tedesco ein dünner Regenstrahl in die Arena. Schicksal? Zufall? Klar war für Tedesco nur, dass für einen Sieg „98 Prozent heute nicht reichen“. Doch nicht einmal an diese Marke kam seine Mannschaft heran.

Bundesliga 18/19: 4. Spieltag - Elf des Tages
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4. Spieltag: Elf des Tages

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Foto: dpa/Patrick Seeger

Bayern dominierte die erste Halbzeit nach Belieben. Gerade die Anfangsphase geriet zum Dauer-Belagerungszustand der Schalker Hälfte. Und nach nicht einmal neun Minuten, als die Pfiffe noch nicht verhallt waren, da schlug der Ball zum ersten Mal ein: Nach einer Ecke von Joshua Kimmich köpfte Bayerns James Rodriguez das 1:0 für Bayern. Wieder einmal stimmte die Zuordnung im Fünfmeterraum vor S04-Keeper Ralf Fährmann nicht. Überraschend kam das Gegentor auch im Hinblick auf die vergangenen Wochen nicht, in denen sich die Anfälligkeit von Tedescos Team bei Standardsituationen oft genug gezeigt hatte. Trotz des 1:1 in der Champions League gegen den FC Porto wirkte Schalke unsicher.

Dass Fährmann seit Wochen der einzige konstant starke Schalker ist, zeigte sich am Samstagabend erneut. Fährmann stand gegen den FCB zum 114. Mal in Folge in der Bundesliga in der Startelf. Das ist die längste Serie aller aktuellen Liga-Spieler. In der 25. Spielminute zeigte er, warum das so ist: Nach einem Ballverlust von Sebastian Rudy im Mittelfeld schalteten die Münchner schnell um, bedienten den durchstartenden James im Strafraum. Frei vor Fährmann setzte der Kolumbianer zum Heber an – doch der Keeper wehrte per Handparade ab. Kurz darauf wurde es wieder brenzlig für Schalke, als David Alaba einen Freistoß auf die Latte setzte (25.). Schalke wurde regelrecht eingeschnürt in der eigenen Spielfeldhälfte. Auch deswegen, weil es gegen Bayern einer Körperlichkeit, Zweikampfführung und 110 Prozent Einsatzes bedarf – Schalke ließ all das vermissen.

Während die Fans das Gegentor zum Anlass nahmen, das Pfeifen einzustellen und die verunsichert wirkenden Knappen in Blau-Weiß zu unterstützen, fanden die Spieler nur ein einziges Mal den Weg nach vorne. Nach einer Viertelstunde passte Breel Embolo in den Lauf von Franco Di Santo, der prüfte Neuer per Flachschuss. Zum Pausenpfiff musste sich Schalke vorwerfen lassen, in allen Belangen unterlegen zu sein. Und die Bayern, dass sie nur mit 1:0 führten.

Als hätte es die Pause nicht gegeben, knüpfte Bayern aber nahtlos an die Taktik der ersten 45 Minuten an. Über die Außen und durch die Mitte fanden sie Wege durch Schalkes Abwehr. Die Münchner pressten und machten das Spiel. Nach einer Kombination mit Franck Ribéry war es wieder James, der das 2:0 auf dem Fuß hatte (50.). Doch aus fünf Metern setzte er den Ball am leeren Kasten vorbei, und Schalke durfte weiter hoffen. Embolo setzte ein Lebenszeichen. Sein Kopfball nach einem Freistoß ging knapp am rechten Pfosten vorbei. Die Aktion war ein Weckruf für die tapfer singenden Schalke-Fans, nicht aber für Embolos Mitspieler. Nabil Bentaleb kam für McKennie, Amine Harit für Di Santo, doch es änderte sich nichts. Im Gegenteil. In der 64. Minute die vorzeitige Entscheidung: Nach einer kurz ausgeführten Ecke wurde James vom hölzern agierenden Alessandro Schöpf im Strafraum gefoult. Eine klare Sache war nicht nur der Elfmeterpfiff, sondern auch der Treffer: Lewandowski erhöhte zum 2:0 (64.) mit einem humorlosen Flachschuss in die rechte Ecke. Erneut setzte Alaba kurz darauf einen guten Freistoß ab. Doch Fährmann war zur Stelle. Der Torwart verhinderte Schlimmeres für Schalke.

Mehr als 55 Prozent gewonnene Zweikämpfe, eine Passquote von 87 Prozent und 14:8 Torschüsse ergaben für Bayern den verdienten 2:0-Sieg. Für Schalke war das ein weiterer Nackenschlag. Tedesco erlebt seine schwerste Zeit in Gelsenkirchen. Die Vize-Meisterschaft der vergangenen Saison verblasst, aber noch steht der Trainer nicht zur Diskussion. In der Liga gibt es die Chance auf den ersten Punktgewinn bereits am Dienstagabend (20.30 Uhr). In der englischen Woche geht es zum SC Freiburg.

Statistik

Schalke: Fährmann - Salif Sane, Naldo, Nastasic - Caligiuri, McKennie (54. Bentaleb), Rudy, Schöpf - Di Santo (65. Harit) - Embolo, Uth (73. Burgstaller). - Trainer: Tedesco

München: Neuer - Kimmich, Hummels, Süle, Alaba - Thiago - James (87. Sanches), Thomas Müller, Goretzka, Ribery (84. Gnabry) - Lewandowski (79. Wagner). - Trainer: Kovac

Schiedsrichter: Daniel Siebert (Berlin)

Tore: 0:1 James (8.), 0:2 Lewandowski (64., Foulelfmeter)

Zuschauer: 62.721 (ausverkauft)

Beste Spieler: Fährmann, McKennie - Süle, James

Gelbe Karten: Naldo, Caligiuri - Wagner

Torschüsse: 10:14

Ecken: 0:8

Ballbesitz: 34:66 %

Zweikämpfe: 96:112

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