FC Bayern aus dem Takt Alles Kopfsache

München · Die schönste Zeit der Saison steht bevor, doch gerade jetzt hat Bayern München seinen Fokus verloren. Die kräftige Watschn von Borussia Dortmund, drei Bundesliga-Spiele ohne Sieg - seit der feststehenden Meisterschaft ist der Rhythmus weg.

Bundesliga 13/14, Bayern gegen Dortmund: Reaktionen
9 Bilder

Bundesliga 13/14, Bayern gegen Dortmund: Reaktionen

9 Bilder

Vor dem DFB-Pokal-Halbfinale gegen den 1. FC Kaiserslautern am Mittwoch (20.30 Uhr/Live-Ticker) sieht Sportvorstand Matthias Sammer alarmierende Tendenzen. "Das ist nicht unproblematisch", sagte er in der Talksendung Sky90: "Fußball wird in erster Linie mit dem Kopf gespielt, darauf müssen wir achten."

Der 46-Jährige beobachtet keineswegs ein physisches Problem, darauf habe Trainer Pep Guardiola ja sein Augenmerk gerichtet, die verstärkte Rotation sei auch "der richtige Weg" gewesen. Vielmehr müsse der FC Bayern "zu dem zurück, was uns stark gemacht hat". Einstellung, Zug zum Tor, echte Dominanz, nicht nur die auf dem Papier, dürfte er damit meinen. Dann sei das zwischenzeitliche Leistungsloch nicht dramatisch. Wenn das aber missglückt, "dann war die Pause kontraproduktiv".

In Zahlen ausgedrückt stellen sich die Probleme wie folgt dar: Vor der vollzogenen Meisterschaft erzielten die Bayern in der Liga 3,4 Tore pro Spiel im Schnitt, seither gerade eines. Sie ließen zunächst lediglich 0,5 Gegentreffer zu, nun plötzlich 2,3. Dazu war die Chancenverwertung vorher besser und die Anzahl der Möglichkeiten höher. "Ich muss eine Lösung finden, wir sind im Risiko", sagte Guardiola am Samstag nach dem 0:3 gegen Borussia Dortmund.

Das Risiko ist, eine Spielzeit, die bislang zurecht als überragend dargestellt wurde, in wenigen Wochen dramatisch abzuwerten. Ein Ausscheiden im Halbfinale der Champions League gegen Real Madrid, unter Umständen das Verpassen des 17. DFB-Pokal-Siegs - die Meisterschaft hätte nach Maßstäben des FC Bayern wohl den Charakter eines Trostpreises. Nach Sammers Dafürhalten ein unwahrscheinliches Szenario: "Ich bin von unserer Mannschaft überzeugt, ich weiß, dass sie hungrig ist", sagte er.

Die Luft ist raus

Insofern dürfte ihm gefallen haben, wie Nationalspieler Thomas Müller mit der Pleite gegen den BVB umging. "Dass es mental nicht ganz einfach ist, darf keine Ausrede sein", sagte der 24-Jährige. Die letzte Gier fehle, schob er nach und bezog das ausdrücklich auf die seit Wochen entschiedene Liga. "Dieses Problem, dass die Luft raus ist, kriegen wir momentan nicht in den Griff."

Ob sich die Schwierigkeiten in der Tat nur auf die Meisterschaft beziehen, wird das Spiel gegen den FCK andeuten, wenn es um die 20. Pokalfinal-Teilnahme des FC Bayern geht. Die Konstellation Goliath gegen David bietet jedenfalls eine Herausforderung in punkto Einstellung, der Bayer Leverkusen im Viertelfinale gegen den Zweitligisten (0:1) nicht gewachsen war. "Die Jungs wissen ganz genau, dass wir nicht Leverkusen folgen wollen, sondern wieder richtig wie Bayern München spielen müssen", sagte Sammer.

Dazu erwartet der frühere DFB-Sportdirektor, "dass sich die Spieler wieder in die Verantwortung nehmen". Die Prozentpunkte, die nach seiner Ansicht derzeit zum Leistungsmaximum fehlen, sollen wieder ausgeschöpft werden, indem der Rekordmeister sich mental positiv auflädt. Sammer nannte es "die Realität in den vorderen Hirnwinkel schießen. Wir sind deutscher Meister, wir sind im Halbfinale der Champions League, sind im Halbfinale des Pokals. Wenn wir jetzt jammern, haben wir was falsch gemacht." Sie müssen nur aufpassen, dass das Jammern nicht bald angebracht ist.

(sid)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort