Fans außer Kontrolle Fünf Maßnahmen gegen Krawalle beim Fußball

Düsseldorf · Es geht um Millionen im Profifußball. Außer Kontrolle geratene Fans wie nun in Braunschweig und München passen da nichts ins Bild. Doch was muss passieren, damit sich diese Szenen nicht wiederholen?

Relegation 2017: Fans von Eintracht Braunschweig stürmen den Platz
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Braunschweig-Fans stürmen nach Spielende den Platz

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Foto: dpa, sab

Es gibt im deutschen Fußball zwei Naturgesetze - der FC Bayern wird Meister, und am Ende einer jeden Saison wird eifrig darüber diskutiert, dass es so nicht weitergehen kann. Letzteres bezieht sich allerdings nicht auf die Vormachtstellung der Münchner in der Liga, sondern den aktuellen Zustand der Sportart im Allgemeinen. Die Gewaltausbrüche in den Relegationspartien in Braunschweig und München haben die Debatte neu entfacht, wie der Fußball sich von Krawallmachern befreien kann.

Relegation abschaffen Kritiker sehen in den Entscheidungsspielen das Problem. "Es ist zynisch, wenn man zur besseren Vermarktung die Emotionen auf die Spitze treibt und sich hinterher beschwert, dass die Fans ihre Emotionen nicht im Griff hatten", sagt Michael Gabriel, Leiter der Koordinationsstelle Fanprojekte. Für Bundesinnenminister Thomas de Maizière ist die Abschaffung keine Lösung. Im "Kicker" sagt der für den Sport zuständige CDU-Politiker: "Gewalt durch angebliche Fußballfans ist in jeder Hinsicht inakzeptabel. Wer Ordner und Polizisten attackiert, ist in Wahrheit kein Fußballfan und gehört nicht ins Stadion, sondern hinter Schloss und Riegel."

Prognose: Die Relegation bleibt.

Stehplätze abschaffen Eine durchaus beliebte Forderung. "Die Gewalt hat zumeist in den Fankurven ihren Ursprung. Wir sollten ernsthaft darüber nachdenken, ob es weiter sinnvoll ist, an Stehplätzen festzuhalten", sagt Martin Kind, Präsident von Bundesliga-Aufsteiger Hannover 96, dem "Reviersport". Mehr als blanker Aktionismus steckt nicht dahinter - bei den Ausschreitungen im Münchner Olympiastadion wurden Sitzschalen aufs Feld geworfen.

Prognose: Die Stehplatzkultur wird vorerst nicht angetastet.

Körperscanner einführen Was will man dadurch erreichen? Dass Gewalttäter nicht mehr auf den Platz stürmen, wird dadurch jedenfalls nicht verhindert. Und auch Pyrotechnik wird man so nicht hundertprozentig ausschließen. Wer etwas ins Stadion schmuggeln will, wird andere Wege finden. Ein anderer Punkt ist die generelle Sicherheit im Stadion, beispielsweise vor Terror. Die Kontrollen sind hier zu Lande nach wie vor verhältnismäßig lax. Körperscanner bringen im Kampf gegen böllernde Ultras wenig. Wichtiger wäre die Einrichtung verschiedener Sicherheitszonen und der Einsatz von besser geschulten Ordnungskräften - Zuschauer müssten bei der Anreise mehr Zeit einkalkulieren, Vereine mehr investieren.

Prognose: Bisher sind keine Veränderungen in Sicht.

Punktabzug statt Geldstrafen Wenn ein Bengalo gezündet wird, kassiert der DFB - je nach Schwere des Vergehens geht es schnell in den fünfstelligen Bereich. Die Täter werden in den seltensten Fällen zur Kasse gebeten. Würde es mehr bringen, Punkte abzuziehen? Wohl kaum, denn der radikalisierte Teil der Fanszene lässt sich durch Strafen von nichts abhalten. Der muss konsequent ausgesperrt werden.

Prognose: Der DFB wird weiter kassieren.

Fanszene stärken Vereine finden Ultras immer dann besonders klasse, wenn sie Stimmung machen. Wer das will, der muss akzeptieren, dass diese Gruppierung auch ihre Anliegen vorträgt - und sich nicht als Kunde sieht, der sich auf seinen Platz setzt und nach 90 Minuten wieder geht. An vielen Standorten (unter anderem Dortmund) versuchen rechte Kreise die Fanszene zu unterwandern und zu radikalisieren. Dagegen müssen Klubs und Staat gemeinsam angehen.

Prognose Es wird zu einer weiteren Entfremdung zwischen Vereinen und Ultras kommen.

Ihre Meinung ? Was soll, was kann, was müsste der Fußball tun, um Gewalt zu verhindern? Per Mail an: aktionen@rheinische-post.de oder diskutieren Sie mit uns bei Twitter: @rpo_sport

(gic)
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