Debatte um Fan-Rückkehr Bundesregierung befürwortet DFL-Konzept grundsätzlich

Berlin · Das Konzept der Deutschen Fußball-Liga für eine Rückkehr von Zuschauern in die Stadien stößt bei der Bundesregierung auf vorsichtige Zustimmung. Kritik gibt es derweil von Bundesligist Union Berlin.

 Blick in das Stadion "An der Alten Försterei", dem Heimstadion des Bundesligisten 1.FC Union Berlin.

Blick in das Stadion "An der Alten Försterei", dem Heimstadion des Bundesligisten 1.FC Union Berlin.

Foto: dpa/Andreas Gora

Das Konzept der Deutschen Fußball-Liga (DFL) für eine Rückkehr von Zuschauern in die Stadien stößt bei der Bundesregierung grundsätzlich auf Unterstützung. Ein Sprecher des Innen- und Sportministeriums bezeichnete die DFL-Vereinbarung am Mittwoch in Berlin als einen „begrüßenswerten Schritt“. Auch ein Sprecher des Gesundheitsministeriums begrüßte das Konzept ausdrücklich. Jetzt komme es allerdings auf die konkrete Umsetzung mit den Behörden und Vereinen vor Ort an. Hierbei müsse auch das jeweilige, regionale Infektionsgeschehen berücksichtigt werden.

Kritik gibt es derweil aus der Bundesliga. Union Berlin äußerte noch am Dienstagabend Zweifel am DFL-Konzept. „Der 1. FC Union Berlin spielt Fußball für Menschen“, sagte Klub-Präsident Dirk Zingler mit viel Pathos in einem Positionsschreiben des Vereins: „Das Stadionerlebnis in unserem Stadion An der Alten Försterei, für das Stehplätze unverzichtbar sind und zu dem auch Gästefans gehören, betrachten wir als Kern unseres Daseins als Unioner.“

22.012 Zuschauer fasst die stimmungsvolle Heimstätte der Berliner. Schon beim ersten Heimspiel der Eisernen in der neuen Spielzeit, die am 18. September beginnen soll, wollte der Verein vor ausverkauftem Haus spielen. Mit einem entsprechenden Vorschlag, der unter anderem ein höchstens 24 Stunden altes und negatives Testergebnis für den Eintritt erforderte, war der Klub im Juli vorgeprescht.

Dieses Konzept kann der Klub nun vorerst zu den Akten legen. „Der Profifußball kann nur in Etappen zum Normalbetrieb zurückkommen. Wir werden in kleinen Schritten die Normalität zurückerobern müssen“, sagte DFL-Boss Christian Seifert. Der Weg zur Normalität sei lang. Am Ende entscheide die Politik, man werde jede Entscheidung akzeptieren.

Die DFL-Vereine hatte am Dienstag mehrheitlich ein Maßnahmenbündel beschlossen, um Bundesligaspiele zumindest vor einer geringen Zahl von Zuschauern austragen zu können. Kernpunkte sind ein Verbot von Alkohol und Stehplätzen sowie der Ausschluss von Gästefans. Dazu kommt die Einführung personalisierter Online-Tickets, um während der Corona-Pandemie die Nachverfolgung von Infektionsketten zu ermöglichen. Mit Ausnahme der personalisierten Tickets stimmte Union gegen die drei anderen Kernpunkte.

Union hatte bis zuletzt versucht, weitere Klubs von seiner Linie zu überzeugen. Mit einem sechsseitigen Schreiben habe sich Zingler schon am vergangenen Freitag „nach Rücksprache mit dem DFL-Präsidium an die 35 anderen Klubs gewandt“, um für die eigene Position zu werben. Vergeblich.

Die Kritik aus Berlin dürfte Seifert überrascht haben, hatte er doch kurz zuvor versucht, Unions Vorstoß aus dem Juli diplomatisch einzufangen. Den Wunsch nach vollen Stadien hätten alle. Das Ziel des Vereins sei „total legitim, wir sehnen uns volle Stadien herbei“, sagte Seifert. Grundsätzlich über Ansätze nachzudenken, mache einfach Sinn. Union sei zudem keine Verantwortungslosigkeit in gesundheitlicher Hinsicht zu unterstellen.

Das trotz dieser wohlwollenden Worte die Berliner den erreichten Kompromiss nach langen Verhandlungen verbal torpedierten, sollte wohl vor allem die eigene Klientel zufriedenstellen. Denn Union nahm die getroffene Lösung letztlich zähneknirschend hin.

„Es gehört zu unserem demokratischen Verständnis, dass wir die mehrheitliche Entscheidung der Vereine akzeptieren“, schrieb Zingler an die Vereinsmitglieder: „Gleichzeitig ist es uns wichtig, dass alle Unioner wissen, was ihr Verein unternommen hat, um gemeinsam mit den anderen Vereinen und Kapitalgesellschaften in der DFL zu einem anderen Abstimmungsergebnis zu gelangen.“

(dpa/sid/old)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort