Schiedsrichter-Affäre Fall Amerell geht vor Gericht

Düsseldorf (RPO). Die Zahl der im "Fall Amerell" betroffen Fußball-Schiedsrichter liegt offenbar höher als bisher bekannt. "Die kolportierte Zahl von vier Betroffenen ist falsch. Es sind mehr", sagte DFB-Präsident Theo Zwanziger.

Manfred Amerells Erklärung im Wortlaut
Infos

Manfred Amerells Erklärung im Wortlaut

Infos
Foto: ddp

In einem Interview mit der "Welt am Sonntag" erklärte Zwanziger zudem, dass weitere Briefe eingegangen seien, "teilweise anonym, teilweise auch nicht, die uns weitere Hinweise gegeben haben und denen wir nun auch nachgehen." Amerell soll Schiedsrichter belästigt haben.

Zwanziger sagte, dass es bei den Vorwürfen gegen Amerell "im Kern um den Missbrauch eines Amtes" gehe. "Das Problem ist doch, wenn ein Abhängigkeitsverhältnis entsteht, dass zu Vor- oder Nachteilen für junge Schiedsrichter führt. Das ist für ein objektives Beurteilungsverfahren nicht akzeptabel", sagte der DFB-Boss weiter.

Schiedsrichter Michael Kempter hatte die Affäre ins Rollen gebracht, als er sich an Schiedsrichter-Boss Volker Roth wandte. Der Referee, der derzeit nicht eingesetzt wird, soll nach dem Willen von Zwanziger nun auch so schnell wie möglich wieder in den Spielbetrieb eingegliedert werden. "Er hat sich nicht als homosexuell bezeichnet und es spielt auch keine Rolle. Die Fans können zeigen, ob sie so sind, wie sie beim Tod von Robert Enke waren, oder doch ganz anders."

Verhandlung vor Gericht

In der Affäre wird das Landgericht München I eine mündliche Verhandlung anberaumen. Anlass ist nach einem Bericht der Süddeutschen Zeitung, dass dem Gericht ein Antrag auf Erlass einer Einstweiligen Verfügung auf Unterlassung vorliegt.

Laut der Münchner Anwaltskanzlei Paproth, Metzler und Partner, die Amerell vertritt, soll dieser Termin bereits Anfang März stattfinden. Rechtsanwalt Jürgen Langer hatte den Antrag am 18. Februar gestellt, zwei Tage, nachdem der Deutsche Fußball-Bund (DFB) in einer umfangreichen Presseerklärung schwere Vorwürfe gegen Amerell erhoben hatte.

"Im Wesentlichen", sagte Langer, "wird es um die Prüfung der Frage gehen, ob Herr Amerell, wie vom DFB behauptet, in der Vergangenheit mehrere Personen bedrängt und/oder belästigt hat und ob es zu den behaupteten Übergriffen gekommen ist."

Der Schritt vor den Richtertisch bringt insofern neue Brisanz in die Affäre, als nun Inhalte der verbandsinternen Anhörungen öffentlich verhandelt werden sollen. Da es um die Glaubhaftmachung der Vorwürfe gehe, könnte dies auch Zeugeneinvernahmen erfordern. Anwalt Langer sagt, er habe bis zuletzt vergeblich auf Akteneinsicht gedrängt beim DFB.

(SID/born)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort