Mitgliederversammlung beim HSV Ex-Boss Hoffmann entlastet, Applaus für Arnesen

Hamburg · Befreiungsschlag für Bernd Hoffmann, viel Applaus für Frank Arnesen: Der ehemalige Vorstandschef Hoffmann wurde auf der Mitgliederversammlung des Hamburger SV etwas überraschend entlastet. Die Rede des neuen Sportchefs Arnesen wurde von großem Jubel begleitet.

 Frank Arnesen (l.) und Vorstandschef Carl-Edgar Jarchow.

Frank Arnesen (l.) und Vorstandschef Carl-Edgar Jarchow.

Foto: dpa

Nach einer sachlichen und unaufgeregten Debatte votierten die rund 1200 anwesenden stimmberechtigten Mitglieder des Fußball-Bundesligisten mehrheitlich für eine Entlastung Hoffmanns. Der 48-Jährige war bei der Veranstaltung nicht anwesend. Er muss keine Regressforderungen des Vereins fürchten.

Die Entlastung war im Vorfeld keineswegs gesichert, nachdem der zwölfköpfige Aufsichtsrat Hoffmanns achtjährige Amtszeit nach dessen Ausscheiden im März 2011 juristisch unter die Lupe genommen hatte - mehrere Fragen blieben ungeklärt. Der Vorwurf des zweifelhaften Finanzgebarens wurde nicht ausgeräumt.

"Haarsträubende" Vertragsabschlüsse

"Der Aufsichtsrat hält es allgemein für ungewöhnlich, dass wichtige Geschäftsvereinbarungen über Hunderttausende Euro überwiegend mündlich vereinbart und die dazugehörigen Dienstleistungen mündlich und persönlich abgerufen und erbracht wurden", sagte Aufsichtsrats-Chef Otto Rieckhoff in seiner Rede. Sein Fazit: "Das Verhalten der ehemaligen Vorstände Katja Kraus und Bernd Hoffmann erscheint nicht in allen Aspekten angemessen und dem Vereinsinteresse zuträglich." Aufsichtsratsmitglied Manfred Ertel nannte die Vertragsabschlüsse "haarsträubend". So etwas dürfe es nie wieder geben.

Auf Schadenersatzansprüche verzichtete das oberste Kontrollgremium aber, weil Rieckhoff einen langen Prozess mit unkalkulierbaren Kosten, einen möglichen Imageschaden und negative Auswirkungen auf das laufende Geschäft fürchtete. Es gehe um Aufklärung, nicht um Abrechnung.

Konkret geht es bei den Vorwürfen gegen Hoffmann um eine Image-Beratung auf Klubkosten in Höhe von 89.000 Euro, Honorare an den Spielerberater Roman Grill (30.000 Euro) und den "Beinahe-Sportchef" Urs Siegenthaler (500.000 Euro). Kurios sind auch die Zahlungen an einen Spielerberater im Zusammenhang mit dem geplatzten Transfer des Brasilianers Vagner Love von ZSKA Moskau. Obwohl der Transfer des Stürmers im Januar 2010 zum HSV gescheitert war, zahlte der Klub dem Berater 70.000 Euro, gewährte zudem ein Darlehen von 30.000 Euro.

Außerdem soll Hoffmann zwei Freunde als Berater in der Sponsorenakquise sowie im Arena-Management engagiert haben. Die Rechnungsprüfer kritisierten in ihrem Bericht, dass angeforderte Unterlagen von Hoffmann und Kraus nicht zur Verfügung gestellt wurden. Außerdem wird das Duo dafür verantwortlich gemacht, dass - nach Jahren mit Überschüssen in Millionenhöhe - die Klub-Bilanz im abgelaufenen Geschäftsjahr (30. Juni 2011) ein Minus von 4,87 Millionen Euro ausgewiesen hat. "Ich habe stets im Interesse des Vereins gehandelt und mir nichts vorzuwerfen", hatte Hoffmann erklärt.

"Wieder einen Pokal in die Stadt holen"

Auch in dieser Spielzeit sei das Ziel, die "Saison mit einer schwarzen Null abzuschließen, gefährdet", sagte der neue Klubchef Carl-Edgar Jarchow. Trotzdem gab er sich kämpferisch. Der HSV dürfe nicht auf Dauer um Platz fünf bis zehn spielen. "Das ist nicht unser Anspruch", sagte Jarchow, mittelfristig müsse man wieder einen "Pokal in die Stadt holen".

Zudem bezeichnete Jarchow das Investoren-Modell mit Klaus-Michael Kühne als "nicht gut". Der Vertrag mit dem milliardenschweren Unternehmer werde zwar erfüllt, soll in dieser Form aber nicht wieder abgeschlossen werden. Dennoch wird es auch in Zukunft Transfers geben, nach denen der Klub nicht die hundertprozentigen Rechte halten wird. "Das ist im Sinne der Wettbewerbsfähigkeit", sagte Jarchow.

Großen Applaus erntete Arnesen für seine Rede. "Wir müssen jedes Jahr europäisch spielen", forderte der Däne, "dafür werde ich alles geben." Seinen Fokus wolle er in Zukunft auf das Scouting legen, damit dem Klub keine Talente mehr entgehen.

(sid)
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