Hamburger SV Erster Sieg, unentschieden in der Trainerfrage

Hamburg (RPO). Fest steht, dass beim Hamburger SV nach einem ereignislosen Sonntag am Montag um 15.00 Uhr wieder Training ist. Unklar ist, wer es leitet. Das überzeugende Lebenszeichen am Freitag beim 2:1-Sieg gegen den VfB Stuttgart erschwert die Suche nach einem neuen Trainer offenbar eher, als dass es dabei hilft. Sicher scheint: Bei einer weiteren Niederlage in Schwaben hätte Huub Stevens ab Montag versucht, den HSV zu retten - aber jetzt?

Bundesliga 11/12: Stuttgart - Hamburg
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Interimscoach Rodolfo Cardoso hatte es schon gleich nach der Partie geahnt: "Vielleicht sitze ich ja auch am Sonntag gegen Schalke noch auf der Bank". Vielleicht. Mit offensivem Mut und Jugendstil hatte der Argentinier für die ersten drei Punkte der Saison gesorgt. Die Mannschaft hat dabei mit drei 19-Jährigen und einem 20-Jährigen in der zweiten Hälfte genau so gespielt, wie es sich Sportdirektor Frank Arnesen erhofft.

Zahlreiche HSV-Anhänger fragen sich mittlerweile, ob ein Trainer-Veteran wie Stevens der Richtige für diese Mannschaft ist. Und hätte Cardoso nicht das Problem mit der fehlenden Fußballlehrer-Lizenz, er würde wahrscheinlich sofort anheuern dürfen.

Arnesen auf Dienstreise in die Niederlande

Bekannt ist, dass Arnesen am Wochenende auf Dienstreise war. Es soll ihn in die Niederlande geführt haben, wo neben Stevens auch Marco van Basten und Luis van Gaal zu Hause sind. Stevens, dessen Verpflichtung von bild.de am Freitag schon als perfekt gemeldet wurde, erklärte in einem Blog des "Hamburger Abendblattes": "Klar ist, dass noch nichts klar ist. Die Organisation muss eine gemeinsame Richtung haben."

Genau das hatte der Vorstandsvorsitzende Carl-Edgar Jarchow schon nach der Entlassung von Michael Oenning formuliert: "Wir suchen einen Trainer, der unsere Philosophie des Umbruchs vertritt. Wir bleiben dabei, dass wir endlich Kontinuität entwickeln wollen."

Einen "Retter" zu verpflichten, würde da keinen Sinn ergeben. Auch ein Vertrag bis Saisonende, wie er Gerüchten zufolge bei Stevens angedacht war, wäre vor diesem Hintergrund unsinnig. Beim Gespräch zwischen Arnesen und Stevens musste es also vor allem darum gehen, die Zukunftsperspektiven abzuklopfen: "Es muss klar sein, was der Verein will", sagte Stevens. Und was der Trainer kann.

Van Basten noch auf der Liste

Stevens soll am Samstag bei Schalke 04 auf der Tribüne gesessen haben. Ob zu einer möglichen Gegnerbeobachtung oder vor Verhandlungen mit seinem Ex-Klub ist unklar. Für den HSV ist damit aber auch deutlich geworden, dass er nicht Zeit bis zum Sankt Nimmerleinstag hat, um sich zu entscheiden. Königsblau sucht schließlich auch und auch für die Gelsenkirchener könnten Namen wie van Basten und van Gal interessant sein.

Van Basten hat seine Bereitschaft zu Gesprächen mit dem HSV via Berater erklären lassen. Jarchow bestätigte auch, dass der ehemalige Weltklassestürmer noch auf der Liste steht. Offensive Ajax-Schule mit jungen Leuten, das hätte schon was und würde Arnesens Philosophie entsprechen. Die Bundesliga aber kennt van Basten aus eigener Anschauung nicht und Erfahrung als Vereinscoach hat er außer einem Jahr bei Ajax auch nicht.

Für den ehemaligen Bayern-Coach van Gaal beim HSV macht sich inzwischen Günter Netzer stark. "Van Gaal gehört zu den fünf besten Trainern der Welt, und er hätte dem HSV neue Strukturen vermitteln können, eine neue Richtung, eine Spielweise, die internationalen Anspruch hat", schreibt der ehemalige HSV-Manager in der "Bild am Sonntag": "Um ihn herum könnte sich etwas Großes bilden. Der HSV bräuchte Mut für diese Entscheidung, aber er würde dafür belohnt."

(DAPD/jaso)
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