Blaugelbes Gefühlchaos Braunschweig zwischen Stolz und Enttäuschung

Sinsheim · Trauer, Frustration, Wut - und auch ein bisschen Stolz: Nach dem vierten Abstieg der Vereinsgeschichte herrschte bei Eintracht Braunschweig das blanke Gefühlschaos.

Lieberknecht und Braunschweig verabschieden sich aus Liga eins
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Lieberknecht und Braunschweig verabschieden sich aus Liga eins

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Das 1:3 (0:1) bei 1899 Hoffenheim am letzten Spieltag der Fußball-Bundesliga besiegelte nach nur einem Jahr zwar den Gang in die Zweitklassigkeit. Die große Enttäuschung unmittelbar nach dem Spielende wich wenige Momente später aber schon wieder einer gehörigen Portion Ehrgefühl.

"Wir sind ein sehr gefestigter Verein und haben mit sehr wenigen Mitteln Großartiges erreicht. Das miterleben zu dürfen, ist etwas ganz Besonderes", sagte Trainer Torsten Lieberknecht. Der 40-Jährige hatte 2008 das Kommando bei den Niedersachsen übernommen und seither den Verein "aus den Niederungen des Fußballs bis in die erste Liga" geführt. Lieberknecht hatte in dieser Zeit einiges miterlebt - und vielleicht auch deshalb für seine Verhältnisse fast schon emotionslos die Ereignisse in Sinsheim hingenommen.

Fans sorgen für Gänsehautstimmung

Da war zunächst die Niederlage, die gegen keinesfalls überirdische Hoffenheimer unnötig gewesen war und die Braunschweiger zunächst in ein tiefes Tal der Tränen gestürzt hatte. Da waren aber auch fast 8000 Gäste-Fans, die ihr Team trotz des Abstiegs nach dem Schlusspfiff noch minutenlang gefeiert hatten. Der emotionale Höhepunkt war ein kleines Mädchen, das dem Trainer eine blaugelbe Rose in den Vereinsfarben übergab.

"Das ist Braunschweig", sagte Lieberknecht und legte fast schon wieder gut gelaunt nach: "Das wichtige war, dass die Rose keine Dornen besaß."

Ganz sicher, prophezeite Lieberknecht daher, werde der gesamte Verein auch dank der grandiosen Unterstützung der Anhänger den Abstieg den Umständen entsprechen "gut verdauen". Beim Blick auf die gesamte Saison erkannte Lieberknecht ohnehin, "dass wir nicht heute abgestiegen sind. Es gab mehrere Knackpunkte in dieser Saison".

Hätte man die wichtigsten Gründe für den direkten Wiederabstieg suchen wollen - die Partie in Sinsheim hätte zumindest einen davon geliefert. Wie so oft in dieser Spielzeit trat der schwächste Angriff der Liga (29 Tore) äußerst harmlos auf.

Selbst aussichtsreiche Chancen wurden ausgelassen, sodass den Gegentreffern von Sebastian Rudy (15.), Roberto Firmino (64.) und Kevin Volland (70.) nur das Erfolgserlebnis von Jan Hochscheidt (88.) gegenüberstand.

Große Siege gegen Lokalrivalen

"Es war ein Erlebnis, in der Bundesliga mitzuspielen. Aber unser Ziel war es, dabeizubleiben. Und so geht es wieder zurück", ärgerte sich Mirko Boland. Dem Mittelfeld-Renner schien das bittere Saisonende noch am ehesten auf das Gemüt zu schlagen, seine Kollegen hoben hingegen die positiven Aspekte des Bundesliga-Abenteuers hervor.

Die Siege gegen die Lokalrivalen VfL Wolfsburg und Hannover 96 in etwa, oder gegen den Hamburger SV, der nun anstelle der Braunschweiger in den Relegationsspielen um den Klassenerhalt kämpfen darf.

"Wir können stolz auf unsere Entwicklung sein", sagte Verteidiger Ermin Bicakcic. Karim Bellarabi meinte, dass "jeder gesehen hat, was in dieser Mannschaft steckt." So auch Lieberknecht, der nicht zuletzt deshalb entschlossen in die Zukunft blickte: "Ich werde alles dafür tun, um diesen Verein wieder auf einen erfolgreichen Weg zu bringen."

(sid)
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