Bayern München klettert Ein bisschen Frieden beim FC Hollywood

München (RPO). Mit dem 4:1-Sieg gegen Eintracht Frankfurt kehrt pünktlich zur Jahreshauptversammlung am Dienstag wieder Ruhe beim Rekordmeister Bayern München ein. Von atmosphärischen Störungen zwischen Vorstand und Trainer Louis van Gaal ist keine Rede mehr.

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Es herrscht wieder ein bisschen Frieden beim "FC Hollywood". Louis van Gaal sprach nach dem 4:1 (1:1) des Rekordmeisters Bayern München gegen Eintracht Frankfurt vom "besten Spiel der Saison", und Karl-Heinz Rummenigge bestätigte lächelnd die Jobgarantie für den Trainer.

Pünktlich vor der Jahreshauptversammlung am Dienstag starteten die Bayern mit dem Sprung auf Platz fünf die erhoffte Klettertour in der Bundesliga und begeisterten ihre Fans - zu denen diesmal auch der sonst so kritische Vorstand gehörte.

"Kein Ersatz für Siege"

"Wir haben sehr guten Fußball gespielt und sind sehr zufrieden mit Louis van Gaal", sagte Rummenigge und reichte eine einfache Fußball-Weisheit nach: "Für Siege gibt es halt keinen Ersatz."

Die nach Sticheleien zwischen Vereinsspitze und Trainer unter der Woche aufgekommene Diskussion um die Zukunft des knorrigen Coaches erklärte der Vorstandsboss nach dem Triumph kurzerhand zu einer kreativen Erfindung der Medien. Man habe am Donnerstag bei einem Gespräch alle Probleme beseitigt und sei entschlossen, auch schwierigere Phasen durchzustehen.

"Wir sollten in Zukunft halt mehr intern kommunizieren und nicht über die Medien. Damit wäre allen geholfen", sagte Christian Nerlinger durchaus selbstkritisch. Nicht nur der Sportdirektor hofft nach der starken Vorstellung auf eine Siegesserie in den drei verbeibenden Spielen bis Weihnachten, um im kommenden Jahr angreifen zu können.

Kein Gedanke an Dortmund

"Wir fahren zum nächsten Spiel auf Schalke, um zu gewinnen. Wir sollten auf einem Champions-League-Platz in die Winterpause gehen", sagte Torwart Jörg Butt. Man werde, so Rummenigge, nicht mehr auf den weit enteilten Spitzenreiter Borussia Dortmund, "sondern nur noch auf den FC Bayern schauen und siegen".

Tatsächlich sind es nach dem Sprung von Rang acht auf fünf plötzlich nur noch drei Punkte Rückstand auf Bayer Leverkusen auf dem dritten Platz, der immerhin zur Champions-League-Qualifikation berechtigt. Louis van Gaal war nicht nur deshalb vom Ergebnis in der eiskalten Arena begeistert: "Das war ein schönes Spiel, das die Zuschauer erwärmt hat. Wir haben mit Leidenschaft gespielt und viele Chancen kreiert." Vier Tage nach der 2:3-Pleite beim AS Rom wirkte sich besonders die Rückkehr von Bastian Schweinsteiger positiv aus, der bis zu seiner Auswechslung als Ideengeber im Mittelfeld brillierte.

Timoschtschuk froh, van Bommel haut ab

Der zweite große Sieger des Spiels war Anatolij Timoschtschuk, der nach einem leidvollen Jahr als Stammgast auf der Ersatzbank nicht nur wegen seines ersten Doppelpacks (29./88.) für die Bayern gefiel. "Das ist mein schönster Tag bei den Bayern", sagte der Ukrainer, der eigentlich in der Winterpause über einen Wechsel nachdenken wollte: "Zwei Tore, wir haben gewonnen - ich bin froh."

Kapitän Mark van Bommel, Timoschtschuks direkter Konkurrent auf der Position im defensiven Mittelfeld, verließ dagegen entgegen seiner Gepflogenheiten wortlos die Arena. Er war erst in der 65. Minute für den leicht angeschlagenen Schweinsteiger eingewechselt worden.

Noch angefressener war der in der Pause ausgewechselte Daniel van Buyten, der mit einem kapitalen Schnitzer das zwischenzeitliche 1:1 durch Top-Torjäger Theofanis Gekas (33., zwölfter Saisontreffer) ermöglicht hatte. Sein Fehler fachte die Diskussionen über die Verpflichtung neuer Innenverteidiger an. "Solche individuellen Fehler dürfen natürlich nicht passieren", sagte Rummenigge.

Immer wieder Gomez

Er will in der nächste Woche mit Präsident Uli Hoeneß, Nerlinger und van Gaal bei einem Essen über die Personalplanung reden. Mario Gomez, der zwei Minuten nach dem 2:1 von Thomas Müller (59.) für die Entscheidung gesorgt hatte, ist auch für Kritiker van Gaal längst kein Wackelkandidat mehr: "Mario ist aus der Mannschaft nicht mehr wegzudenken."

Irgendwie gilt das auch für den selbstbewussten Trainer, der bei der Jahreshauptversammlung trotz des weiterhin nicht zufriedenstellenden Tabellenstandes erwartet, "dass sie uns zujubeln". Allerdings ist die wieder einmal eingezogene Harmonie nicht zwangsläufig von Dauer. Das weiß auch Christian Nerlinger: "Wenn man so weit von der Tabellenspitze weg ist, herrscht immer Unruhe. Frieden gibt es beim FC Bayern nur, wenn man erfolgreich Fußball spielt."

(SID/chk)
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