Unterwegs mit Borussia Ein anstrengender Tag

Rottach-Egern · Tag drei im Trainingslager der Borussen. Endlich ist sie da, die Sonne. Es ist gleich ein anderes Bild: statt tief gestapelter Wolken nun ein idyllisches Bergpanorama. Ein nettes Ambiente für die harte Arbeit auf dem Trainingsplatz. Vor dem Teamhotel der Gladbacher glitzert der Tegernsee nun vor sich hin und der neuerdings weiß getünchte Mannschaftsbus strahlt regelrecht, wenn die Sonne auf ihn scheint.

Endlich spielt das Wetter in Borussias Trainingslager mit.

Endlich spielt das Wetter in Borussias Trainingslager mit.

Foto: Karsten Kellermann

Marcus Breuer, der Busfahrer, steuert den Borussen-Bus auf einer schmalen Straße am See entlang durch Rottach-Egern. Der neue Look des Gefährts ist ein Blickfang, immer wieder drehen sich Leute um und schauen dem Vehikel mit dem "Fohlenelf"-Logo hinterher. Die Menschen in Rottach-Egern sind es gewohnt, dass Fußballteams hier sind: die Bayern, der FC Basel, auch Russlands Nationalteam waren schon hier. Aber dass nun Borussia da ist, das freut die Menschen im Ort. Gladbach hat ein positives Image. Am Trainingsplatz warten schon die Fans, der Parkplatz der Sportanlage ist zuweilen bis auf den letzten Platz belegt.

Lucien Favre hat sich für diesen Tag ein strammes Programm ausgedacht. 90 Minuten dauert die Einheit am Morgen, fast zwei Stunden die am Nachmittag. Gerade für den erst 17 Jahre alten Nico Brandenburger ist das eine anstrengende Erfahrung. "Es ist alles viel mehr als in der Jugend", sagt der Blondschopf, der aber tapfer mithält. Auch Luuk de Jong, der Neue aus Holland, der beim Morgentraining einige kraftvolle Kopfbälle zeigt, ist sichtlich ausgepowert, als Favre das zweite Training gegen 18.15 Uhr beendet.

Der Schweizer verzichtet Medizinbälle, er setzt auf sanfte Konditionsarbeit mit dem Ball. Taktikübungen gibt es reichlich, morgens werden Spielformen mit Torabschuss geprobt, nachmittags spielen die Borussen Zehn gegen Zehn über den ganzen Platz. Übungen wie diese sind das Geheimnis des Favreschen Erfolgs, hier werden Lauf- und Verschiebewege einstudiert. Zwischendurch werden Ecken geübt. Favre und sein Co-Trainer Manfred Stefes greifen immer wieder ein, erklären wo wer zu stehen hat, wenn der Ball kommt.

Patrick Herrmann ist anderweitig beschäftigt. Er ist nach seinem Muskelfaserriss noch im Einzeltraining. Athletik-Trainer Chris Weigl beschäftigt sich mit dem Flügelflitzer, statt Bälle zu streicheln muss Herrmann Gewichte stemmen. Und er macht Öffentlichkeitsarbeit. Als er sein Pensum erfüllt hat, wartet er auf die kickenden Kollegen. Er nimmt sich Zeit für einen ausgiebigen Plausch mit den Fans. Man erfährt, dass Herrmann keinen Grünkohl mag und in einem bayerischen Örtchen wie Rottach-Egern eher nicht urlauben würde. Und auch, dass er wohl noch eine Woche fehlen wird im Mannschaftstraining. "Ich fühle mich gut, kann aber noch nicht richtig belasten", gesteht er.

Trotz der Anstrengung ist die Stimmung gut. Das ist wichtig in einem "Lager". "Denn so kann das Team zusammenwachsen", sagt Amin Younes. Er teilt sich ein Zimmer mit Tolga Cigerci, die beiden sind auch im echten Leben dicke Kumpels; Patrick Herrmann ist der Mitbewohner von Marc-André ter Stegen; Christofer Heimeroth und Tony Jantschke sind längst ein eingespieltes Zimmergenossen-Team; auch Martin Stranzl und Filip Daems bilden eine Wohngemeinschaft. Die mit 32 und 33 Jahren Ältesten im Team sind die großen Respektspersonen, das ganze junge Gemüse hört auf sie.

Am Montag haben die Borussen einen freien Tag. Ob sie Lust und Kraft haben für Ausflüge ins Tegernsee-Tal, das wird sich noch zeigen. Wer am Sonntagabend in die verschwitzten Gesichter der Fußballer schaute, der sah vor allem die Sehnsucht nach dem Bett und viel, viel Muse. Denn Tag drei im Trainingslager war verdammt anstrengend.

(can)
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