Bundesliga-Check — Teil 10 Dortmund tanzt auf drei Hochzeiten

Dortmund (RP). Der BVB ist wieder mal im Europapokal dabei. Und er hat nicht nur da hohe Ziele. Im DFB-Pokal soll es so weit wie möglich gehen, in der Liga ist die Wiederholung der starken Leistung aus der Vorsaison Pflicht. Der Trumpf: Das Team ist eingespielt.

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Das ist Lucas Barrios

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Shinji Kagawa ist ein wohlerzogener Mann. Und er vergisst seine Erziehung auch nicht in emotionalen Momenten. Deshalb verneigte sich der Japaner nach seinem Treffer zum 2:1 im Testspiel der Dortmunder Borussia gegen Manchester City (Endstand 3:1) voller Ehrfurcht und Dankbarkeit vor den Fans des BVB auf der Südtribüne, der sogenannten Gelben Wand im ehemaligen Westfalenstadion. Die wiederum hatte den 21-Jährigen mit reichlich Beifall eingedeckt.

Nicht erst seit diesem Austausch von Höflichkeiten steht fest, dass die neue Offensivkraft aus Osaka den Spielraum für den Fußball-Bundesligisten deutlich erhöht. Kagawa trat bei der über weite Strecken schon sehr ordentlichen Vorstellung gegen den englischen Premier-League-Klub in der zentralen Position hinter den Spitzen an, die vergangene Saison ziemlich erfolgreich von Mohamed Zidan verwaltet worden war. Der Ägypter allerdings fällt mit einem Kreuzbandriss noch bis November aus.

Darüber hinaus hält er sich in seiner Heimat auf und muss damit rechnen, dass er von den Behörden zum Militärdienst eingezogen wird. Der Staat Ägypten hatte ihn bislang von derart lästigen Pflichten befreit, weil er im Ausland sein Geld verdient. Seit kurzem betreibt der Stürmer aber in Ägypten ein Import-Export-Geschäft mit seinem Bruder und zählt wieder zu jenen, die einberufen werden können.

Trainer Jürgen Klopp ist daher froh, dass sich Kagawa in der Vorbereitung auf die Saison in gute Form gespielt hat. Der Japaner ist so stark, dass er zumindest vorübergehend Tamas Haijnal ins zweite Glied verdrängt hat. Nelson Valdez, ebenfalls auf der offensiven Position erprobt, spielt keine Rolle mehr in den Planungen der Dortmunder. Der Klub will sich vom WM-Teilnehmer trennen.

Sein paraguayanischer Kollege Lucas Barrios dagegen ist nach 19 Meisterschaftstoren in der Vorsaison als Mittelstürmer gesetzt — auch wenn ihm der frisch verpflichtete polnische Torjäger Robert Lewandowski als Konkurrent im Nacken sitzt. Vorerst wird Klopp allerdings nicht an Barrios vorbeigehen. Der Südamerikaner ist Bestandteil einer eingespielten Mannschaft, die in den ersten Partien nahezu unverändert antreten wird. Klopp, der in seinen beiden ersten Jahren bei der Borussia vor allen Dingen auf hingebungsvolle Laufarbeit setzte, verlangt nun allerdings mehr spielerische Abgeklärtheit.

Dazu soll Patrick Owomoyela (30), einer der wenigen Routiniers in der Mannschaft, entscheidend beitragen. Er hat wie Klopp eine neue sportliche Heimat gefunden und geht mit großen Ansprüchen in die Saison. "Wir wollen versuchen, in den drei Wettbewerben wirklich alles rauszuholen", sagt er. Im Klartext: In der Europa League soll mindestens die Gruppenphase überstanden werden und im DFB-Pokal am besten die fünf Runden bis zum Finale. In der Bundesliga darf es ruhig die Platzierung des Vorjahres sein (5.).

Klopp sagt an dieser Stelle gern, "dass wir unseren besten Fußball zeigen wollen. Was dabei herauskommt, ist eine andere Frage. Schließlich konkurrieren viele Klubs um einen Rang im internationalen Geschäft." Nicht alle können aber auf eine derart ermutigende Formkurve blicken wie die Dortmunder.

Sie haben aus den Fehlern ihrer Goldgräberzeit gelernt und eine Mannschaft aufgebaut, die sich gut entwickelt hat und noch lange nicht am Ende ihrer Möglichkeiten ist. Platz fünf wie in der Vorsaison ist ihr durchaus zuzutrauen. Sie hat nämlich nicht nur ein gutes Teamgefüge, sondern auch einen beispiellos großen Anhang im Rücken. Das wissen die Spieler natürlich zu schätzen. "Es ist immer wieder schön zu sehen, was wir für tolle Fans haben. Das war in den letzten beiden Jahren so, und das ist erneut so. Wir versuchen das Jahr für Jahr zurückzugeben", versichert Owomoyela. Er kennt das Profi-Pflichtprogramm eben nicht nur auf dem Rasen.

(RP)
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