Hannover - Dortmund 1:1 Dortmund auch in Hannover ohne "Dreier"

Hannover · Jürgen Klopp ließ seinem Frust (beinahe) freien Lauf. Nachdem Borussia Dortmunds Rückstand auf den Bundesliga-Spitzenreiter Bayern München durch das 1:1 (1:0) des Meisters bei Hannover 96 auf neun Punkte angewachsen war, knöpfte sich der BVB-Coach nacheinander noch auf dem Platz seinen 96-Kollegen Mirko Slomka, Schiedsrichter Peter Gagelmann und am TV-Mikrofon auch Hannovers seit 22 Heimspielen ungeschlagene Mannschaft vor.

Bundesliga 12/13: Hannovers Diouf zwischen Himmel und Hölle
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Bundesliga 12/13: Hannovers Diouf zwischen Himmel und Hölle

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Was Klopp den beiden zu sagen hatte, blieb nach dem neuerlichen Dämpfer für die Westfalen der Öffentlichkeit zwar verborgen. Doch Klopps Wutanfall nach Hannovers Ausgleich durch "Joker" Mame Diouf (86.), der die Gäste nach der Führung durch Robert Lewandowski (26.) den ersten Auswärtssieg der Saison kostete, machte eines klar: Bayerns Vorteile im Fernduell mit den Schwarz-Gelben zerren am Nervenkostüm der Dortmunder.

"Wir spielen noch zweimal gegen Bayern München, das sind die Spiele, die uns interessieren und nicht der Rückstand auf Bayern nach sieben Spielen", sagte Klopp und spielte damit den Ernst der Lage herunter.

Zuvor war der Meister-Trainer richtig in Fahrt gewesen. "Wenn eine Mannschaft 80 Freistöße bekommt, ist mir das zu wenig für ein gutes Spiel", klagte Klopp über mehrere Entscheidungen von Gagelmann sowie die vermeintliche fehlende Qualität im Spiel der Platzherren und legte noch nach: "Eine blitzsaubere Mannschaft wie unsere bekommt im Sekundentakt Freistöße gepfiffen. Bei uns haben alle Eis drauf. Bänder, Syndesmose - alles ist dabei. Ich muss annehmen, dass ich aussehe wie ein Idiot, aber ich kann dazu nichts sagen, weil immer alles falsch verstanden wird."

Den Ärger des Coaches, der erst zuletzt wegen eines Temperamentausbruches eine 6000-Euro-Strafe erhalten hatte, besonders geschürt hatte in der Schlussphase ein allerdings regelgerechtes Tackling gegen Nationalspieler Marco Reus außerhalb des Strafraumes. Erst nach Ansicht der TV-Bilder wiederholte Klopp seine vorher vehemente Forderung nach einem Elfmeter nicht mehr. Dazu hatte seine Elf vier Tage nach dem überzeugenden 1:1 beim englischen Titelträger Manchester City in der Champions League große Mühe mit Slomkas Elf. Die Gastgeber kämpften in einem packenden Spiel verbissen um die Fortsetzung ihrer Heimserie und besaßen in der zweiten Hälfte schon vor Dioufs Tor etliche Großchancen.

Dennoch konnte Slomka, der drei Tage zuvor mit seinem Team in der Europa League ein 2:1 gegen UD Levante gefeiert hatte, mit dem Remis gut leben. "Das war ein Spiel für jeden Fußball-Fan. Dortmund war uns zunächst überlegen, aber in der zweiten Halbzeit waren wir mutiger, entschlossener und haben am Ende alles an Sturmqualität von der Bank auf den Platz gebracht und sind zum Glück auch dafür belohnt worden."

Dabei brachten die Platzherren Dortmund schon in der Anfangsphase in Gefahr. Hannovers Stürmer Artur Sobiech prüfte BVB-Keeper Roman Weidenfeller mit einem Fernsschuss ernsthaft.

Nach dem glänzenden Auftritt in Manchester brauchten die Schwarz-Gelben hingegen etwas Zeit, um in den Bundesliga-Alltag zurückzukehren. Doch beim Führungstreffer zeigte der BVB seine ganze Klasse: Über Sebastian Kehl und Sven Bender gelangte der Ball zu Lukasz Piszczek, und der Pole bediente seinen Landsmann Lewandowski mustergültig.

Da Hannover danach engagiert um den Ausgleich kämpfte, entwickelte sich eine Partie mit starken Szenen auf beiden Seiten. Kurz vor der Pause schon musste Piszczek bei einer Großchance von Didier Ya Konan für seinen schon geschlagenen Keeper Weidenfeller auf Dortmunds Torlinie klären.

Klopps Probleme sollten aber noch weiter zunehmen: Zunächst wurde der Trainer in der Halbzeitpause zu einem Wechsel in der Abwehr gezwungen, denn der angeschlagene Nationalspieler Mats Hummels musste raus und durch Felipe Santana ersetzt werden.

Dortmund stand immer stärker unter Druck, mehrfach musste Weidenfeller glänzen, um die Führung seines Teams zunächst noch zu bewahren. In der 78. Minute vergab Diouf zunächst noch völlig freistehend. Die Niedersachsen gaben in der Schlussphase aber weiter alles und wurden durch Dioufs späten Treffer belohnt.

(areh)
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