Bundesliga 16/17 Die Tops und Flops der Saison
Die Spannung im Titelkampf fehlte, das Rennen um die Europapokal-Plätze und der Abstiegskampf hatten es aber in sich. Die Tops und Flops der Saison 2016/17.
TOPS
Timo Werner: Stürmer Timo Werner brachte mit seinen 21 Toren Aufsteiger RB Leipzig nach oben. Die Sachsen machten schon am 32. Spieltag die Teilnahme an der Champions League klar. Werner avancierte zum jüngsten Torjäger in der Nationalmannschaft. Nur eines hat der 21-Jährige in dieser Spielzeit bereut: Seine Schwalbe gegen Schalke, über die sich viele aufregten. "Ich würde es wirklich gern rückgängig machen. Weil es nicht richtig war", sagt der Nationalstürmer.
Christian Streich: Seit fünf Jahren ist Christian Streich beim SC Freiburg Cheftrainer. Aus einer No-Name-Truppe macht er Jahr für Jahr eine Vorzeigemannschaft - dieses Jahr hat der Aufsteiger sogar beste Chancen auf die Europa-League-Teilnahme. Neben dem erfrischenden Fußball, den Streich spielen lässt, nimmt er auch kein Blatt vor den Mund, wenn er ein politisches Statement loswerden will oder sich zu sozialer Verantwortung bekennt. Egal, ob es um die Flüchtlingsfrage oder seine Haltung gegenüber der AfD geht.
Max Kruse: Die Formsteigerung bei Max Kruse geht einher mit dem positiven Wandel von Werder Bremen. Mit seinen Einfällen und 14 Treffern verhalf der Offensiv-Spieler seinem neuen Club zu einem sorgenfreien Saisonende. Vom einstigen Abstiegskandidaten wandelten sich die Hanseaten zum soliden Klub im Mittelfeld der Liga. Vergeblich machte sich Kruse, einst von Jogi Löw wegen Eskapaden aussortiert, jedoch Hoffnungen auf eine Nominierung des Bundestrainers für den Confed Cup im Sommer in Russland. Nun kann der 29-Jährige Urlaub planen.
Anthony Modeste: Der Song ist längst ein Klassiker, und ständig kommen neue Strophen hinzu. "Wer feiert täglich Schützenfest? Anthony Modeste!", singen die Fans des 1. FC Köln über ihren Torjäger - dabei gab es noch im Sommer 2015 durchaus Zweifler. Gesucht wurde damals: Ein neuer Sturmführer, schnell, spielstark, torgefährlich. Einer für größere Ziele. Der FC holte: Anthony Modeste, damals 27 Jahre alt, zuvor Bankdrücker bei 1899 Hoffenheim. Zwei Jahre später sind alle Zweifel verflogen, dem Franzosen liegt eine ganze Stadt zu Füßen.
Pierre-Emerick Aubameyang: Pierre-Emerick Aubameyang ist einmalig. Er trifft und trifft für Dortmund und lässt sich nicht verbiegen. Mal zieht er sich eine Maske seines Sponsors über den Kopf, mal muss es unbedingt ein Auslandstrip mit Party sein. Nicht immer ist die Borussia begeistert - seine 31 Tore sprechen aber für sich. Zuletzt ließ der Gabuner sogar seinen Friseur aus Paris einfliegen. Die Frage ist, ob es ihn nicht ganz in die französische Hauptstadt zum zahlungskräftigen Club PSG zieht. Oder eventuell nach China, wo der extrovertierte Star mit dem ausschweifenden Lebensstil wohl zig Millionen mehr verdienen könnte.
Julian Nagelsmann: Mit 29 Jahren ist Julian Nagelsmann der jüngste Chefcoach der Bundesliga-Geschichte und wird eigentlich nur gelobt. Spekulationen, er werde bald Bayern-Coach oder gar Nationaltrainer, begegnet der Youngster mit Humor.
Philipp Lahm: Philipp Lahm bestimmt sein Karriereende selbst. Schon in der Nationalmannschaft trat er ab, als es am schönsten war - nun macht er mit 33 Jahren auch als Kapitän beim FC Bayern München Schluss. "Auch Niederlagen gehörten dazu - das verlorene Champions-League-Finale war sehr emotional", sagte der Bayern-Kapitän. Wie es im Leben weitergeht, ließ der Verteidiger die Öffentlichkeit noch nicht wissen. Einen Sportchef-Posten bei den Bayern lehnte er ab.
Emil Forsberg: Er ist zweifellos das Hirn der Mannschaft von RB Leipzig, sein Anteil am Höhenflug des Aufsteigers ist kaum zu ermessen: Emil Forsberg zog bei den Sachsen in der ersten Bundesliga-Saison im offensiven Mittelfeld geschickt die Fäden und gehörte dank seiner Schnelligkeit, Technik und Spielintelligenz zu den auffälligsten Bundesliga-Spielern der Saison 2016/17. Der 25-Jährige steuerte wie beim 1:0-Sieg beim VfL Wolfsburg oder beim 3:2 über Borussia Mönchengladbach spielentscheidende Tore bei. Noch wertvoller war der 24-malige schwedische Nationalspieler allerdings als Vorbereiter. 22 Treffer leitete der frühere Profi von Malmö FF im Saisonverlauf ein - ein einsamer Spitzenwert in der höchsten deutschen Klasse.
Ousmane Dembélé: Mit seinen Sololäufen verzückte er Mitspieler und Fans gleichermaßen, mit seinem Antritt ließ er seine Gegenspieler ratlos zurück: Aus der großen Anzahl Hochtalentierter ragte bei Borussia Dortmund Ousmane Dembélé heraus. Der 20-Jährige wechselte zu Saisonbeginn für rund 15 Millionen Euro vom französischen Erstligisten Stade Rennes zu den Westfalen und erwies sich als echter Glücksgriff. Der fünfmalige französische Nationalspieler unterlag in seinem ersten Jahr in der Bundesliga zwar noch einigen Leistungsschwankungen, doch Dembélés Fähigkeiten sind überragend. Begehrlichkeiten bei zahlreichen europäischen Spitzenklubs sind geweckt.
FLOPS
Dietmar Beiersdorfer: Das unglückliche Wirken des Dietmar Beiersdorfer beim Hamburger SV steht für den Niedergang des krisengeplagten Traditionsklubs. Obwohl es in der Sommerpause Streit um die Verpflichtungen gegeben haben soll, ging der Vorstandsvorsitzende mit Trainer Bruno Labbadia in die Saison und entließ ihn bald. Und weil er Sportdirektor Peter Knäbel schon im Mai gefeuert hatte, übernahm er dessen Aufgaben einfach mit. Statt zu sparen, betrug der Etat rund 55 Millionen Euro - letztlich musste Beiersdorfer im Winter gehen, auch weil er viel zu zögerlich agierte.
Roger Schmidt: Am 4. März kam Bayer Leverkusen bei Borussia Dortmund 2:6 unter die Räder. Anschließend sagte Bayer-Trainer Roger Schmidt nach der dritten Pflichtspiel-Niederlage der Werkself in Folge, dass sein Team "auf dem richtigen Weg" sei. Das war dann auch für die Bayer-Chefetage des Guten zu viel, die trotz diverser Ausraster von Schmidt gegen Schiedsrichter und Trainerkollegen immer wieder ihre schützende Hand über den selbstverliebten Coach gehalten hatte.
Schiedsrichter: Neben vielen herausragenden Leistungen sorgten die Schiedsrichter wieder einmal für viel Gesprächsstoff. Selbst Routiniers wie Felix Brych und Wolfgang Stark hatten in dem Hochgeschwindigkeits-Spiel mitunter Probleme. Die Torlinientechnik wurde zwar eingeführt, nun sehnt mancher Fußball-Fan die Einführung des beschlossenen Videobeweises in der Liga zur neuen Serie herbei.
Klaus Allofs: Nach einer desolaten Hinrunde verlor Klaus Allofs seinen Job beim VfL Wolfsburg. Seit dem millionenschweren Verkauf von Superstar Kevin De Bruyne ging es beim DFB-Pokalsieger von 2015 nur noch in eine Richtung - bergab. Allofs gab die Trennung von Trainer Dieter Hecking bekannt - und musste wenige Wochen später selbst gehen, weil auch Nachfolger Valérien Ismaël nicht siegte.
Schalke 04: Mit Wunsch-Manager Christian Heidel und Wunsch-Trainer Markus Weinzierl sollte bei Schalke 04 alles anders werden. Wurde es auch, aber gar nicht so, wie es sich die neue sportliche Leitung vorgestellt hatte. Mit fünf Pleiten in Folge legten die Königsblauen den schlechtesten Start ihrer Bundesliga-Historie hin - und doch blieb es ruhig beim traditionell aufgeregten Ruhrpott-Klub. Zehn Siege in den nächsten zwölf Pflichtspielen ohne Niederlage entschädigten für den Horrorstart. Doch noch vor der Winterpause endete Schalkes Aufholjagd. In der Rückrunde hatten die Königsblauen mehrmals die Chance, ihr Europa-Abo um ein achtes Jahr zu verlängern. Doch immer, wenn die Konkurrenz patzte, versagten auch die Schalker.
Wenig Spannung in der Liga: Das Titelrennen war langweilig und wird wohl langweilig bleiben - der FC Bayern ist unumstritten. Leipzig, Dortmund und Hoffenheim kommen einfach nicht an die Münchner heran. Vize-Meister Dortmund und die Emporkömmlinge aus Hoffenheim stritten sich um die direkte Qualifikation zur Königsklasse. Richtig spannend war der Abstiegskampf.