Alarmglocken läuten in Berlin "Die Situation ist sehr kritisch"

Berlin · Nach dem nächsten Tiefschlag wollte Michael Skibbe ganz schnell weg. Kaum war der Abpfiff ertönt, flüchtete der Trainer von Hertha BSC nach der 1:2 (0:2)-Pleite gegen den Hamburger SV wortlos von der Bank in die Katakomben. Gewundert haben dürfte das im Berliner Olympiastadion niemanden.

Bundesliga 11/12: Hertha - Hamburg
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Was die erschreckend schwache Hauptstadtelf bei Skibbes Heimdebüt ablieferte, war mindestens eine Halbzeit lang nicht bundesligareif und erinnerte an die Abstiegssaison vor zwei Jahren.

"Ich bin sehr enttäuscht vom Auftritt meiner Mannschaft. Was wir in der ersten Halbzeit gezeigt haben, war weit unter dem Bundesliga-Schnitt. Da haben wir die Punkte schon verschenkt", sagte Skibbe nach der zweiten Niederlage im zweiten Spiel unter seiner Regie: "Wir müssen unter der Woche hart an uns arbeiten."

Gellendes Pfeifkonzert

Von den Fans gab es nach dem Abpfiff ein gellendes Pfeifkonzert. Schon nach den ersten 45 Minuten, nach den HSV-Treffern von Marcell Jansen (24.) und Mladen Petric (45.), waren die ersten Fangruppen völlig entsetzt geradezu aus dem Stadion geflüchtet. "Wenn wir so spielen, wird es sehr, sehr schwer für uns. Ohne Mumm, ohne Selbstbewusstsein und so ängstlich zu Hause - das geht gar nicht", sagte Kapitän Andre Mijatovic, der nach überstandener Sprunggelenkverletzung sein Comeback feierte.

Wobei an der Spree vom Feiern derzeit keine Rede sein kann. Angesichts einer Abwehr, die über weite Strecken einem Hühnerhaufen glich, und der nicht vorhandenen Kreativität im Offensivbereich scheint klar, was in den nächsten Wochen auf den Aufsteiger zukommt. "Jetzt sollte auch dem Letzten bewusst sein, dass wir bis zum Schluss kämpfen müssen", sagt Andreas Ottl und prophezeite einen kraftraubenden Abstiegskampf.

Die Berliner üben sich in der schwierigen Situation in Durchhalteparolen, wollen "kämpfen bis zum letzten Tag" und "nach vorne schauen". Den Ernst der Lage habe man verstanden, versicherten Ottl, Christian Lell und Co. zwar eindringlich, doch pochten sie immer wieder auch auf den besseren zweiten 45 Minuten. Die solle man in der Analyse nicht vergessen. Interessieren, geschweige denn überzeugen dürfte das bei einer Negativserie von acht Spielen in Folge ohne Sieg aber niemanden.

Reaktion blieb aus

Skibbe war davon ausgegangen, dass seine Spieler im zweiten Auftritt des Jahres nach dem 0:2 zum Rückrundenstart beim 1. FC Nürnberg eine Reaktion zeigen würden. Doch daraus wurde nichts. Ganze 15 Minuten habe man am Ende Paroli bieten können, gab der 46-Jährige auch mit Blick auf Herthas Ehrentreffer durch Pierre-Michel Lasogga (82.) zu Protokoll. Dass ein Ausgleich nicht verdient gewesen wäre, räumten sogar die Hertha-Profis ein. "Friede, Freude, Eierkuchen aus der Hinrunde sind vorbei. Jetzt müssen wir vier Monate richtig Gas geben", sagte Lell.

Besonders schwierig wird es für die "Alte Dame" schon am nächsten Wochenende. Nicht nur, dass in Hannover 96 ein starker Gegner wartet, die Berliner machen sich das Leben auch noch selbst schwer. Sowohl Mijatovic als auch Lell müssen aufgrund ihrer fünften Gelben Karte auf die Tribüne. Zu allem Überfluss erlitt in Christoph Janker ein dritter Verteidiger einen Jochbeinbruch und Roman Hubnik eine Prellung am Knie.

Nicht nur aus den Zeitungen des Berliner Boulevards dürfte der Hertha nun ein kräftiger Wind entgegenwehen. Auch Skibbe wird seine Spieler sicher noch mehr fordern. "Die Situation ist sehr kritisch", schwante Mijatovic bereits nichts Gutes.

(sid)
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