Nach Podiumsdiskussion mit Watzke und Hellmann Verlässliche Aussagen im Streit um DFL-Investoren fehlen weiter

Meinung | Dortmund · Eine Podiumsdiskussion im Streit um einen Investor für die DFL mit Axel Hellmann und Hans-Joachim Watzke hat am Montagabend keinen erkennbaren Mehrwert gegeben. Offene Fragen gibt es weiter genug. Das ist schade.

Axel Hellmann (l.) und Hans-Joachim Watzke stellten sich am Montagabend in einer Podiumsdiskussion mehreren Fan-Vertretern.

Axel Hellmann (l.) und Hans-Joachim Watzke stellten sich am Montagabend in einer Podiumsdiskussion mehreren Fan-Vertretern.

Foto: dpa/Bernd Thissen

Am Ende des Abends wurde der sonst so sachliche DFL-Geschäftsführer Axel Hellmann einmal etwas ungehaltener: Jede Frage habe er bei einer Podiumsdiskussion vor 300 kritischen Fans am vergangenen Dienstag (2. Mai) im Dortmunder Stadion, an der auch BVB-Geschäftsführer und DFL-Aufsichtsratschef Hans-Joachim Watzke teilnahm, beantwortet, merkte er an. Zuvor wurde er von Claas Schneider, dem Sprecher des Fanbündnisses „Südtribüne Dortmund“ dafür kritisiert, dass wenig Konkretes dabei gewesen wäre. Und genau hier lag das Grundproblem des Abends. Hellmann stellte sich zwar in einer über zweistündigen Diskussion gleich drei Fanvertretern auf dem Podium und anschließend auch den kritischen Nachfragen aus dem Plenum. Doch in seinen Ausführungen zum Streitthema Investoren-Einstieg bei der Deutschen Fußball-Liga blieb er weitgehend unkonkret und verwies darauf, dass er nicht viel zu den drängenden Themen sagen könne.

Die Gesprächsrunde am Montagabend hatten das Fan-Bündnis „Südtribüne Dortmund“ und der Vorstand der Fanabteilung von Borussia Dortmund organisiert. Die DFL will 12,5 Prozent der Anteile einer noch zu gründenden Tochtergesellschaft, in welche die Medienrechte ausgelagert werden, über 20 Jahre an einen Geldgeber verkaufen. Dadurch sollen zwei Milliarden Euro erlöst werden. Doch unbeantwortet blieb an diesem Abend zum Beispiel, was der Investor sonst noch bekommen solle. Schließlich steht zu bezweifeln, dass eine Private-Equity-Gesellschaft als Wohltäter auftritt und die DFL-Bemühungen um Anschluss an die großen Ligen der Welt ohne große Gegenleistungen finanzieren wird.

Zwar versuchten Watzke und Hellmann die anwesenden Fans zu beruhigen und erteilten möglichen Horrorszenarien wie weiteren Spieltagszerstückelungen oder Spielen im Ausland eine Absage. Doch Zweifel bleiben zumindest bei einer so langen Vertragslaufzeit, weil die stimmberechtigten Leute wohl kaum noch in 20 Jahren bei den Klubs und in der DFL tätig sein dürften. Auch stellte sich heraus, dass ein möglicher Investor die Anteile an der Firma weiterverkaufen könne – wenn die DFL nicht das Geld für einen Rückkauf habe.

Problematisch ist aber nicht nur, dass es bisher keine konkreten Antworten auf wichtige Fragen gibt – zumindest nicht für die Öffentlichkeit. Auch der Zeitplan der DFL ist durchaus diskussionswürdig. Bereits am 24. Mai sollen die Eckpunkte der Zusammenarbeit mit einem strategischen Partner von den 36 Mitglieder-Klubs der DFL abgestimmt werden. Dann sollen die Klub-Vertreter entscheiden, ob sie in weitere Verhandlungen mit den teils umstrittenen Private-Equity-Gesellschaften gehen wollen. Eine Zweidrittelmehrheit ist dafür nötig. Allerdings stimmen zwei Klubvertreter darüber ab, die im kommenden Geschäftsjahr durch den Abstieg aus der Zweiten Bundesliga gar nicht mehr unter dem Dach der DFL firmieren. Schon Ende des Sommers könnte dann der konkrete Vertrag abgestimmt werden, bei dem man laut Watzke den Verhandlungsführern doch einfach vertrauen solle. In der Vergangenheit verdienten sich die Entscheidungsträger dieses Vertrauen der Fans allerdings nicht immer.

Schwierig wird es auch dadurch, dass sich Hellmann an dem Abend selbst widersprach. „Ich vergleiche das immer mit dem Dach von einem Haus, in das es irgendwie rein regnet“, sagte er. Will heißen: Es werden Geldmittel benötigt, bei einigen Klubs offenbar sogar sehr dringend. Später am Abend betonte er dann, dass es auch ohne Investor weitergehen würde – um ein übertriebenes Schreckensszenario heraufzubeschwören, wonach die Bundesliga langfristig nur noch auf dem Niveau der bulgarischen Liga unterwegs wäre. Gelächter war ihm mit dieser Aussage sicher.

Nicolai Mäurer, der seit 15 Jahren Fanpolitik in Deutschland betreibt, brachte es am Ende des Abends auf den Punkt: „Die Systemfrage wird nicht gestellt. Auf schlechtes Geld wird schlechtes Geld geworfen. Und man hofft, es geht gut.“ Ein anderes Bild lässt sich auch nach der gut zweistündigen Diskussion nicht ziehen, weil konkrete und verlässliche Aussagen ausblieben. Verlässlich lässt sich nämlich immer noch nicht sagen, was wirklich hinter dem Investoren-Deal stecken soll. Immerhin dafür war die Diskussion gut.

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