Fan-Kritik bleibt bestehen DFL macht Sicherheitskonzept öffentlich

Frankfurt/Main · Die Deutsche Fußball Liga (DFL) hat auf die Kritik am umstrittenen Sicherheitskonzept reagiert und das überarbeitete Reformpapier am Donnerstagmittag für alle Fans zugänglich ins Internet (www. bundesliga.de) gestellt. Öffentlich wurden damit auf insgesamt 37 Seiten die 16 Anträge, die der Vorstand des Ligaverbandes einstimmig zur Vorlage an die Klubs beschlossen hat.

Bundesliga 12/13: Fans schweigen aus Protest
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Die Deutsche Fußball Liga (DFL) hat auf die Kritik am umstrittenen Sicherheitskonzept reagiert und das überarbeitete Reformpapier am Donnerstagmittag für alle Fans zugänglich ins Internet (www. bundesliga.de) gestellt. Öffentlich wurden damit auf insgesamt 37 Seiten die 16 Anträge, die der Vorstand des Ligaverbandes einstimmig zur Vorlage an die Klubs beschlossen hat.

Für viele Fans ist die Veröffentlichung allerdings kein Grund zum Jubeln. "Das sehen wir nicht als Entgegenkommen, sondern als Selbstverständlichkeit", sagte Ben Praße von der Organisation "Unsere Kurve" dem SID und kritisierte: "Viele Punkte sind immer noch viel zu schwammig formuliert sind. Deswegen hoffen wir, dass die Vereine bei der Versammlung alle fanrelevanten Anträge ablehnen. Es bedarf mehr Zeit, um der Komplexität des Themas gerecht zu werden."

Angst vor Ganzkörperkontrollen

In Fankreisen herrscht nach wie vor die Angst vor Ganzkörperkontrollen, obwohl es im Papier keine explizite Vorgabe für so eine Durchführung gibt. "Ein Fußballverband kann es einem Veranstalter, der in der Haftung steht und diese Kontrollen in absoluten Ausnahmefällen für nötig hält, nicht untersagen", erklärte Ligaverbands-Vizepräsident Peter Peters bei Spiegel Online und meinte: "Wir wollen aber jetzt, dass solche Maßnahmen vorher begründet, bei fehlender Begründung nochmals besprochen werden und der Gastverein zwingend in den Prozess eingebunden wird." Das sei eine "signifikante Verbesserung" zur heutigen Situation.

Allgemeines Ziel der Anträge sei es, Möglichkeiten zur Täter-Ermittlung zu verbessern und damit künftig Kollektivstrafen zu reduzieren. Zudem sollen sicherheitsrelevante Defizite "verursachungsgerecht beseitigt und finanziert werden", wie die DFL mitteilte. Damit geht es auch um die Erweiterung von Handlungsmöglichkeiten für Ligaverband, DFL und DFB-Rechtsorgane gegenüber Klubs im Hinblick auf präventiv wirkende Maßnahmen, aber auch auf Sanktionsmöglichkeiten.

Konzept wird größtenteils anerkannt

Das überarbeitete Papier war Mitte November bereits an die Klubs verschickt worden. Laut Peters habe es bereits Rückmeldungen gegeben. "Ich hatte dabei aber auch das Gefühl, dass einige Vereine auch ein Stück weit der öffentlichen Diskussion Rechnung tragen wollten und sich deshalb so ausführlich zu vielen Punkten geäußert haben", sagte Peters und meinte, die "grundsätzliche Sinnhaftigkeit" eines solchen Konzepts werde "aber größtenteils" anerkannt.

Über das Konzept sollen die 36 Profiklubs in ihrer Mitgliederversammlung am 12. Dezember in Frankfurt/Main abstimmen. Das erste Positionspapier der DFL, die zuletzt intensive Gespräche mit organisierten Fan-Gruppierungen und den Sicherheitsbeauftragten geführt hat, war auf massive Kritik gestoßen. Zahlreiche Fan-Organisationen und Vereine wie Union Berlin und der FC St. Pauli hatten das Konzept abgelehnt.

Am vergangenen Spieltag hatten die Fans in fast allen Stadien der Bundesliga und 2. Liga für zwölf Minuten und zwölf Sekunden aus Protest gegen das Sicherheitskonzept "Sicheres Stadionerlebnis" der DFL geschwiegen. Nach dem Motto "Ohne Stimme - keine Stimmung" unterstrichen sie damit ihre Kritik an dem Papier. Der Protest soll auch noch an den nächsten beiden Spieltagen fortgesetzt werden.

Treffen in Hannover am kommenden Montag

Vor der mit Spannung erwarteten Abstimmung suchen die Fußball-Spitzenfunktionäre noch einmal das Gespräch mit der Politik. Am kommenden Montag treffen sich in Hannover unter anderem DFB-Präsident Wolfgang Niersbach und Ligapräsident Reinhard Rauball mit den Innenministern Uwe Schünemann (Niedersachsen) und Ralf Jäger (Nordrhein-Westfalen).

"Das erklärte Ziel des Treffens ist es, den Dialog mit der Politik fortzusetzen und die Standpunkte des Fußballs noch einmal klar zu hinterlegen", sagte Niersbach. Rauball betonte, man werde dort "nicht über die Abschaffung von Stehplätzen reden. Stehplätze gehören in Deutschland zur Fußball-Kultur und sind daher nicht verhandelbar".

(sid)
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