Kampf um Nachwuchs-Talente DFL fordert Beschränkung der Berater

Frankfurt/Main (RPO). Die Scouts von 1899 Hoffenheim haben bereits Hausverbot bei Ligakonkurrent Hertha BSC Berlin, der Kampf um die zahlreichen Talente in der Fußball-Bundesliga wird immer schmutziger. Deshalb fordert die Deutsche Fußball Liga (DFL) nun eine Beschränkung für die windigen Spielerberater. In Zukunft sollen Berater nur noch Jung-Profis unter Vertrag nehmen, die älter als 16 Jahre sind.

"Das ist doch irre, was da passiert. Wozu braucht ein 14-Jähriger einen Berater? Den jungen Spielern und ihren Eltern wird so eine Pseudo-Wichtigkeit vorgespielt", sagte Augsburgs Manager Andreas Rettig, der zudem Leiter der Kommission Leistungszentren der DFL ist: "Zudem müssen alle Spieler informiert werden, dass jeder Beraterkontakt zu meiden ist", sagte Rettig.

Ein Verstoß sollte nach Angaben von Rettig mit einer Nominierungssperre für die Junioren-Nationalmannschaften des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) bestraft werden: "Sonst bleibt es ein Papiertiger. Alle müssen wissen: Jetzt wird es ernst. Ich setze meine Karriere in der Nationalelf aufs Spiel", sagte Rettig.

"Heuchelei hoch 35"

Bei den Beratern löst Rettig mit dieser Forderung allerdings Irritationen aus. "Das ist Heuchelei hoch 35, die Oberheuchler blasen die Backen auf. Die DFL kann doch einem Rechtsanwalt nicht verbieten, einen 16-Jährigen zu beraten. Das ist doch Schwachsinn. Die wollen etwas regeln, das sie gar nicht regeln können. Das wäre genauso, als wenn man außerehelichen Gechlechtsverkehr unter Strafe stellen wollte", sagte Michael Becker, unter anderem Berater von DFB-Kapitän Michael Ballack, der "Frankfurter Rundschau".

Die deutschen Profiklubs hatten vor einigen Jahren vereinbart, untereinander keine Jung-Profis abzuwerben. Doch kaum einer hält sich daran. Im März krachte es zwischen Hoffenheim und Hertha, als 1899-Nachwuchschefscout Wolfgang Geiger die Berliner als "Stasi-Klub" verunglimpfte. Dass Hertha vor der Wende ein Westverein war, schien Geiger nicht auf dem Schirm zu haben. Zumindest folgte nur kurze Zeit später die Entschuldigung von Hoffenheims Manager Ernst Tanner.

"Mir wurde berichtet, es sei die Formulierung gefallen: Hertha arbeite mit Stasi-Methoden. Das war ein Ausrutscher in einem Streitgespräch. Aber das will ich nicht kleinreden. Das können wir nicht gutheißen", sagte Tanner, der sich wegen des gescheiterten Transfers des 21-Jährigen Carlos Zambrano zuletzt auch mit Schalke-Manager Horst Heldt verkrachte.

"Sie werden immer dreister"

Hoffenheim wird von den Klubs wegen der Abwerbemethoden immer wieder an den Pranger gestellt. Auch Stuttgarts Manager Fredi Bobic sagte zuletzt: "Die Beziehung zwischen Stuttgart und Hoffenheim ist eine spezielle. Allein deshalb, weil Ralf Rangnick nach seiner Zeit in Stuttgart sehr genau wusste, wer vom VfB für ihn in Hoffenheim interessant ist", sagte Bobic, der ein grundsätzliches Problem sieht: "Sie werden immer dreister, und es geht um immer jüngere Spieler. Die Schmerzgrenze fällt immer tiefer."

Nach Angaben von Bobic gibt es beim VfB bereits in der C-Jugend Einheiten, bei denen reichlich Zuschauer sind. Darunter zahlreiche Berater. "Wir beim VfB werden wohl das Trainingsgelände für Besucher schließen. Damit der Nachwuchs wenigstens in Ruhe arbeiten kann", sagt Bobic.

(SID/sgo)
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