DFL diskutiert Absenkung der Altersgrenze Mit 16 schon Fußballprofi?

Düsseldorf · Die Bundesliga diskutiert, ob die Altersgrenze von 18 Jahren abgesenkt werden sollte. Borussia Dortmund ist Initiator dieses Plans und will im März einen entsprechenden Antrag stellen. Dagegen spricht wenig.

 Borussia Dortmunds Nachwuchstalent: Youssoufa Moukoko (15) könnte schon bald in der Bundesliga auflaufen.

Borussia Dortmunds Nachwuchstalent: Youssoufa Moukoko (15) könnte schon bald in der Bundesliga auflaufen.

Foto: dpa/Peter Ludewig

90 Tore erzielte Youssoufa Moukoko in 56 Spielen für die U17 von Borussia Dortmund. In dieser Saison war er in 21 Partien mit der U19 bereits an 34 Toren direkt beteiligt. Es ist wohl nur noch eine Frage der Zeit, bis der in Kamerun geborene Mittelstürmer mit deutschem Pass für die Profimannschaft der Dortmunder in der Bundesliga auflaufen wird. Wie früh das sein wird, hängt auch von den Plänen der Deutschen Fußball Liga (DFL)  ab, die eine Absenkung der Altersgrenze im deutschen Profi-Fußball vorsehen: Denn Youssoufa Moukoko ist gerade erst 15 Jahre alt und somit nach aktuellen Bundesliga-Statuten noch nicht spielberechtigt.

Die jüngsten Bundesliga-Debütanten
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Foto: dpa/Soeren Stache

Aktuell sieht die Regelung vor, dass Spieler bei ihrem Liga-Debüt mindestens zum jüngeren Jahrgang der U19 oder zum älteren Jahrgang der B- Junioren – nach Vollendung des 17. Lebensjahres – gehören müssen. In der Bundesliga-Geschichte liefen bislang zwei Nachwuchstalente kurz vor ihrem 17. Geburtstag mit einer Sondergenehmigung auf: Yann Aurel Bisseck (16 Jahre, 11 Monate, 28 Tage) für den 1. FC Köln im Jahr 2017 und Nuri Sahin, der 2005 mit 16 Jahren, 11 Monaten und einem Tag für Borussia Dortmund zum jüngsten Bundesliga-Debütanten der Geschichte avancierte.

Der im November 2004 geborene Moukoko dürfte nach den momentanen Regularien erst im August 2021 seinen ersten Profi-Einsatz feiern. Möglicherweise betritt das Ausnahmetalent aber schon viel früher die ganz große Bühne. Denn die DFL plant, die Altersgrenze im Profibereich herabzusetzen. Solch eine Regeländerung bedarf der Zustimmung der DFL-Vollversammlung der 36 Erst- und Zweitligisten, die sich im März zur nächsten Tagung treffen. Dort will Borussia Dortmund dann offenbar den Antrag stellen. BVB-Nachwuchskoordinator Lars Ricken hat das Vorhaben des Bundesligisten begründet: „Wir haben gegenwärtig einen großen Wettbewerbsnachteil gegenüber anderen Ligen und internationalen Wettbewerben, weil wir sehr junge Spieler, die über außergewöhnliches Talent verfügen, in Deutschland nicht im Profiteam einsetzen dürfen.“

In Spanien, wo Barcelonas „Wunderkind“ Ansu Fati mit 16 Jahren debütierte, würden die Vereine das Alter gerne auf 14 heruntersetzen. In England liegt das Mindestalter bei 15 Jahren, in Italien dürfen Jugendspieler nach den Regularien ab 16 Jahren auflaufen, mit 14 Jahren aber bereits als „junge Serienspieler“ bei den Vereinen angemeldet werden.

Neben viel Zustimmung, gibt es auch kritische Töne. Zum Beispiel von Leipzig-Coach Julian Nagelsmann: „Ich bin davon nicht der allergrößte Freund. Es wird sich viel über mangelnde Entwicklungsmöglichkeiten von Führungspersönlichkeiten auf Spielerebene beklagt. Wenn ich die Spieler früher hoch schiebe, sind sie noch mehr Druck ausgesetzt.“ Heinz Hilgers, Präsident des Kinderschutzbundes, steht der Idee grundsätzlich offen gegenüber. „Kinderschutz heißt auch Partizipation. Das Kind soll bitte gefragt werden und mitentscheiden, ob es spielen möchte.“ Auf jeden Fall sollten nach Hilgers Auffassung einige Regeln zum Kinderschutz eingehalten werden. „Die Schulpflicht muss weiter gelten, und wenn die Chance auf das Abitur besteht, darf diese nicht genommen werden. Es darf sowieso nicht sein, dass die Schule komplett wegfällt. Die Versicherung des Kindes muss vetraglich geregelt sein, und es soll einen befristeten Vertrag bis zur Volljährigkeit erhalten. Mit 18 darf es dann selber entscheiden, wie die Karriere weiter verläuft.“ Hilgers ergänzt: „Generell hat der Kinderschutz in Deutschland aber andere Probleme als diese Frage.“

Zumal es bei anderen Sportarten in Deutschland bereits weniger streng reguliert wird. Für eine Lizenzerteilung in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) muss der Jugendspieler 16 Jahre alt sein, beim Basketball dürfen sogar U15-Spieler mit einer ärztlichen Prüfung und einer Sondergenehmigung in der Bundesliga auflaufen. Auch beim Handball dürfen DHB-Kaderspieler mit ärztlicher Zustimmung ab 16 Jahren in der Bundesliga spielen. Für die Volleyball-Bundesliga gibt es keine festgelegte Altersgrenze, da dort Faktoren wie Körpergröße und allgemeine Physis den Einsatz von Jugendspielern swowieso eingrenzen. „Bei den Männern gibt es in der Liga keinen Spieler unter 18, bei den Damen nur vereinzelt“, sagt Lars Gäbler, Sprecher des Deutschen Volleyball-Verbandes.

Auch Ulf Baranowsky, Geschäftsführer Vereinigung der Vertragsfußballspieler, stellt das Wohl der Jugendspieler an oberste Stelle: „Es müssen Aspekte des Gesundheitsund Jugendarbeitsschutzes berücksichtigt werden. Die Klubs müssen ihrer Fürsorgepflicht als Arbeitgeber nachkommen. Nicht die kurzfristigen ökonomischen Ziele des Klubs dürfen ausschlaggebend sein, sondern das Entwicklungspotential eines Spielers. Talente dürfen nicht verheizt werden.“

(mit dpa)
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