Bundesliga Der Weg der Bayern zum 22. Titel

München/Düsseldorf (RPO). Am Ende recken die Bayern doch wieder die Meisterschale in die Höhe. Durch das 3:1 gegen Bochum und die gleichzeitige Niederlage von Schalke 04 gegen Bremen (0:2) sind die Münchner am letzten Spieltag nicht mehr von der Spitze zu verdrängen. Doch der Weg zum 22. Titel war steinig.

Bayern-Jubel ohne Schale und Weißbier
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Fehlstart: Mit Bestmarken kennt sich Louis van Gaal aus. Aber auf diese hätte er gern verzichtet. Der Trainer muss den schlechtesten Bundesliga-Saisonstart der Bayern seit 43 Jahren verantworten. Nach zwei Unentschieden in Hoffenheim und gegen Werder Bremen unterliegt sein Team im späten Sommer 2009 beim Aufsteiger Mainz 05 mit 1:2. Niemand redet von meisterlichen Ansprüchen und dem Wiederaufschwung nach der missglückten Miniatur-Ära Jürgen Klinsmann.

Van Gaal vor dem Aus: Tatsächlich scheint van Gaal eine noch geringere Mindesthaltbarkeit zu entwickeln. Weil sich sein Team mühselig und mit acht Punkten Rückstand auf den Tabellenführer Bayer Leverkusen in den Oktober schleppt, in der Champions League schwächelt und in der Liga ganz wenig Zugkraft entwickelt, wird in der Führungsetage über seine Ablösung diskutiert. Allein der energische Einspruch des Nachwuchs-Sportdirektors Christian Nerlinger lässt die Bayern-Bosse zuwarten. Heute sagt Präsident Uli Hoeneß: "Im Nachhinein ist es total richtig gewesen, im Herbst keine hektische Entscheidung zu treffen."

Die Wende in Turin: Als die kalte Jahreszeit beginnt, finden die Münchner so langsam zusammen. Der Knoten platzt zuerst in der Champions League. Das 4:1 bei Juventus Turin zeigt eine Bayern-Mannschaft mit Struktur, Tempo und innerer Harmonie. Van Gaal hat sein Team gefunden.

Leitwolf van Bommel: Fortan offenbart es auch in der Bundesliga zunehmend seine Klasse — auch weil der Holländer auf einen stabilen Kern setzt. Sein wichtigster Mann ist Kapitän Mark van Bommel. "Bei mir wird er immer spielen", sagt der Trainer. Damit signalisiert er dem Team, dass van Bommel die Leitfigur ist. Der Landsmann des Trainers dankt für das Vertrauen mit seiner besten Saison im Münchner Trikot. Er organisiert das Spiel von hinten, sortiert die Abwehrarbeit im Mittelfeld. Und er stellt sich auch im Wettbewerb der Platzhirsche, wenn mit bösen Blicken und taktischen Fouls das Revier abgesteckt wird.

Schweini blüht auf: Neben van Bommel findet Bastian Schweinsteiger im zentralen Mittelfeld eine neue Heimat. Sein Spiel wird schnörkellos, klar, schnell und entschieden. Schweinsteiger wirkt erwachsen, seine Form verbessert sich wöchentlich. Inzwischen muss er international keinen Vergleich mehr scheuen.

Jugend forscht: Van Gaal entwickelt nicht nur die vergleichsweise älteren Herren weiter, er setzt auf vielen Positionen ganz junge Leute ein. Holger Badstuber (21) bringt es ebenso wie der Senkrechtstarter Thomas Müller (20) zum ernsthaften Bewerber um ein WM-Ticket. In der Endphase der Meisterschaft stehen fünf Nachwuchsleute aus dem eigenen Haus in der Mannschaft.

Arjen Robben Superstar: Das entspricht van Gaals Idee von der Trainerarbeit. Er hat früh erfahren, dass junge Leute leichter zu prägen sind, dass sie seinen Vorgaben viel bereitwilliger folgen. In Amsterdam hat er den späteren Weltklassemann Clarence Seedorf mit 16 Jahren in die Profi-Elf geholt, Arjen Robben beförderte er mit 19 nach oben. In München treffen sich Robben und van Gaal wieder, was sicher ebenfalls kein Zufall ist. Der holländische Künstler am rechten Flügel beeindruckt auch in der Bundesliga. Es scheint so, als sei er in der Familie angekommen, als die Präsident Hoeneß den FC Bayern gern sieht. Nun ist Robben (26) so etwas wie ein routinierter Steigbügelhalter für die große Karriere von Thomas Müller.

(RP)
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