Stetiger Absturz in 21 Monaten Der tiefe Fall des Rene Adler

Leverkusen · Sein Traum war eine große Karriere bei Manchester United - doch nun droht er am Saisonende sogar ganz ohne Job dazustehen. Die Rede ist von Rene Adler, der im Zuge seiner Verletzungen erst den Platz im deutschen Tor verlor und nun auch bei Bayer Leverkusen auf dem Abstellgleis steht. Mit der Weiterverpflichtung von Bernd Leno hat der Vizemeister das Ende der Ära Adler unterm Bayer-Kreuz eingeläutet.

Hier greift Rene Adler daneben
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Dabei ist es gerade einmal 21 Monate her, als Adler am Ziel seiner Träume angelangt war. Bundestrainer Joachim Löw hatte sich auf den "Überflieger aus Leverkusen" als Torhüter für die Fußball-Weltmeisterschaft 2010 festgelegt. Adler schien erst am Anfang einer großen Karriere in der Nationalelf zu stehen. Schien.

Denn unmittelbar mit der ersehnten Berufung aus Löws Munde begann der stetige Absturz des gebürtigen Leipzigers. Mit ungewohnten Patzern brachte Adler die Torhüter-Diskussion wieder in Gang, die Löw eigentlich mit der Entscheidung beenden wollte. Doch es kam noch schlimmer. Eine Rippen-Operation ließ Adlers WM-Träume platzen.
Manuel Neuer rückte zwischen die Pfosten, überzeugte mit starken Leistungen und ist heute aus dem deutschen Tor nicht mehr wegzudenken.

Ausstiegsklausel für ManUnited

Im Sommer wechselte Neuer für 22 Millionen Euro zu Rekordmeister Bayern München. Und Adler? Der pokerte noch Anfang des Jahres mit Leverkusen um einen Super-Vertrag, ein Jahresgehalt von rund fünf Millionen Euro schwebte ihm vor. Und im Hinterkopf geisterte immer noch der Traum von einem Wechsel nach England zu seinem Traumverein ManUnited. Sogar eine Ausstiegsklausel für 24 Millionen Euro soll er in seinem Kontrakt stehen haben. Die Gespräche über einen neuen Vertrag wurden ergebnislos vertagt und bis heute nicht wieder aufgenommen.

Daran wird sich wohl auch nichts mehr ändern, wie Bayer-Sportchef Rudi Völler durchblicken ließ. Denn es besteht kein Bedarf mehr für Adler. Während der langwierigen Knieverletzung des unglücklichen Torwarts landeten die Leverkusener mit Leihgabe Leno einen derartigen Glücksgriff, dass sie das 19 Jahre alte Talent gleich für die stolze Summe von rund 7,5 Millionen Euro vom VfB Stuttgart verpflichteten und mit einem Vertrag bis 2017 ausstatteten.

Seit fünf Monaten verletzt

Woche für Woche musste Adler tatenlos zusehen, wie sein junger Nachfolger mit tollen Paraden Werbung in eigener Sache betrieb. Zu einem Zweikampf kam es erst gar nicht. Seit fünf Monaten kämpft der 26-Jährige um sein sportliches Comeback. Doch mehr als Laufeinheiten sind für Adler derzeit nicht drin. Die Patellasehnen-Verletzung scheint schwerwiegender als zunächst angenommen. Erst war von einer Rückkehr im Oktober die Rede. Nun ist sogar ungewiss, ob er im Januar zum Trainingsstart nach der Winterpause überhaupt schon wieder eingreifen kann.

So steht Adler vor einem kompletten Neuanfang, und die Zukunftsaussichten sind in Deutschland alles andere als rosig. Eine Vielzahl an herausragenden jungen Torhütern wie Ron-Robert Zieler, Marc-Andre ter Stegen, Kevin Trapp oder eben Bernd Leno haben den Sprung in die Bundesliga geschafft. Und ausgerechnet in den Klubs (Hamburg, Schalke, Wolfsburg), wo der Name Adler als mögliche Verstärkung gehandelt wurde, führen die Schlussmänner seit Wochen mit starken Leistungen eine mögliche Torhüter-Diskussion ad absurdum.

Adler schweigt indes zu seiner Situation. Wasserstandsmeldungen gibt es hin und wieder lediglich auf seiner Facebook-Seite. "Ist echt schwierig Piano zu machen, wenn man es gewohnt ist immer 100 zu geben und zu ackern wie ein Blöder. Naja, so lerne ich mal mit einer neuen Situation umzugehen", schrieb Adler zuletzt. Gut möglich, dass er demnächst mit einem Tapetenwechsel umzugehen hat - vielleicht sogar im Ausland. Der AC Mailand wurde als möglicher neuer Klub für Adler gehandelt, auch über einen Wechsel nach England wird weiter spekuliert.

(DAPD)
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