Marco ist sportinvalide Der letzte Rummenigge hört auf

Dortmund (RPO). Der letzte Rummenigge geht. Er war der vorerst letzte Hoffnungsträger einer großen Fußballer-Familie, doch für Marco Rummenigge endete die Karriere vorzeitig und schmerzensreich. Der Sohn des ehemaligen Nationalspielers Michael und Neffe des Bayern-Vorstandschefs Karl-Heinz Rummenigge hat nach vier Knie-Operationen im Alter von 22 Jahren Antrag auf Sportinvalidität gestellt. Damit wird der Name Rummenigge nach fast 40 Jahren vorerst von den deutschen Fußballplätzen verschwinden.

 Erfolgreicher Fußballer: Michael Rummenigge (links).

Erfolgreicher Fußballer: Michael Rummenigge (links).

Foto: rpo, Falk Janning

"Ich hätte es gerne weitergeführt", sagt Marco Rummenigge im Gespräch mit dem Sport-Informations-Dienst und ergänzt schmunzelnd: "Aber mein Onkel ist ja noch im Tagesgeschäft, da wird der Name noch genug in den Medien sein."

Karl-Heinz ist der erfolgreichste der Rummenigges: Europameister, Europas Fußballer des Jahres, Nationalmannschaftskapitän. Sein älterer Bruder Wolfgang spielte bei DJK Gütersloh in der 2. Liga, der neun Jahre jüngere Michael brachte es zum deutschen Meister und Nationalspieler. Marco war von zehn Rummenigge-Jungs aus zwei Generationen nun der vierte Fußballer und spielte zuletzt für Waldhof Mannheim. Zwei weitere sind dem Sport verbunden: Roman, Sohn von Karl-Heinz, betreut mit einer Sportmarketingagentur unter anderem den Rennfahrer Christian Klien, Wolfgangs Sohn Nicolas ist Golf-Trainer.

Seine Cousins und Brüder hätten eine Karriere als Fußball-Profi "irgendwie nie so verfolgt", erzählt Marco. Sein jüngerer Bruder Fabio (14) spielt in der Jugend des Hombrucher SV unter Trainer Christian Wörns. "Er spielt aber nur aus Spaß am Fußball", sagt Vater Michael: "Marco hatte ganz andere Voraussetzungen. Er hatte zweifellos das Potenzial für eine Profi-Karriere."

"Ich konnte mich darauf einstellen"

Dass diese nun vorzeitig und auf solch bittere Art und Weise endete, nahm der 22-Jährige "halbwegs gefasst" hin: "Ich konnte mich anderthalb Jahre darauf einstellen." Natürlich sei die Situation nicht einfach, schränken Vater und Sohn ein. "So eine niederschmetternde Diagnose tut weh", sagt Michael: "Und diese Leidenszeit hat sehr an dem Jungen gezerrt."

Doch der erstaunlich reif wirkende Filius hat vorgesorgt. Er machte sein Abitur, studiert in Iserlohn Sport- und Eventmanagement. Nach dem Bachelor-Abschluss Ende des Jahres soll sich ein zweijähriges Master-Studium anschließen, "dann habe ich alle Möglichkeiten". Im Sportmanagement würde Marco Rummenigge gerne arbeiten, "aber ich könnte mir auch andere Bereiche der Wirtschaft vorstellen".

Dass er trotz einer eigentlich verheißungsvollen Karriere — Marco absolvierte 16 Junioren-Länderspiele und war als 16-Jähriger Kapitän einer Dortmunder Mannschaft um Nuri Sahin, Kevin Großkreutz und Marcel Schmelzer — immer der Verlockung widerstand, die Schule abzubrechen, rettet ihm nach dem "echten Schicksalsschlag" die Zukunft.

Auch der Vater ist erleichtert. Beispiele wie das des 17-Jährigen Julian Draxler, den Felix Magath zum Schulabbruch überredete, verfolgt er mit Kopfschütteln. "Felix Magath hat kurzfristig und zu seinem eigenen Wohl gedacht. Das ist Egoismus der Trainer, die Spieler immer bei sich zu haben, aber das ist unverantwortlich", schimpft er: "Und ich verstehe auch die Eltern des Jungen nicht."

Marco hat er zum Glück nie überzeugen müssen, die Schule abzuschließen. Der erste Kreuzbandriss mit 17 war schon eine Warnung, "aber allein von meinem Selbstverständnis und meiner Erziehung her hätte ich auf jeden Fall ein Studium begonnen", versichert er.

So ist die Sportinvalidität Einschnitt und Anfang zugleich. "Ich habe keine Zeit verloren, kann nahtlos ins Berufsleben einsteigen", sagt Marco Rummenigge erleichtert: "Jeder Mensch erlebt Hochs und Tiefs. Aber da kommt man auch wieder raus. Nun gehe ich eben neue Ziele an."

(SID/seeg)
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