Eidgenossen erobern die Bundesliga Das Schweizer Talente-Modell

Düsseldorf · Am Freitag beginnt für die Fußballer der Schweiz in Slowenien die Qualifikation zur WM. Albanien, Norwegen, Island und Zypern sind weitere Gruppengegner – da haben die vom deutschen Coach Ottmar Hitzfeld betreuten Eidgenossen, Nummer 23 der Weltrangliste, wohl beste Chancen auf die Tickets zur Endrunde 2014 in Brasilien.

Xherdan Shaqiri – Titel-Sammler en masse
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Das ist Xherdan Shaqiri

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Am Freitag beginnt für die Fußballer der Schweiz in Slowenien die Qualifikation zur WM. Albanien, Norwegen, Island und Zypern sind weitere Gruppengegner — da haben die vom deutschen Coach Ottmar Hitzfeld betreuten Eidgenossen, Nummer 23 der Weltrangliste, wohl beste Chancen auf die Tickets zur Endrunde 2014 in Brasilien.

Besonders in Deutschland gibt es längst keinen Grund mehr, die Kicker des Nachbarn zu belächeln. Kurz vor der EM verlor die Auswahl von Bundestrainer Joachim Löw, unter anderem nach drei Toren des früheren Leverkuseners Eren Derdiyok (jetzt Hoffenheim), in Basel mit 3:5 und blamierte sich heftig.

In der Bundesliga lassen Fußballer aus der Schweiz aufhorchen. Torhüter Diego Benaglio (28) ist wieder Kapitän des VfL Wolfsburg, Tranquillo Barnetta (27) wechselte von Leverkusen zu Schalke 04 und hat mit den Königsblauen hohe Ziele im Auge. Bemerkenswert vor allem: Junge Schweizer stehen bei deutschen Klubs hoch im Kurs.

So verpflichtete der FC Bayern Xherdan Shaqiri (20) und Borussia Mönchengladbach Granit Xhaka (19). Beide standen beim FC Basel unter Vertrag. Die Mittelfeldspieler wurden in Gjilan (Kosovo) geboren, zogen als Kinder mit ihren Familien in die Schweiz. Dass sie als hochbegabt gelten, beweist die Ablöse, die Bayern (11,6 Millionen Euro) und Borussia (9) für sie zahlten. Exorbitant hohe Beträge für so junge Kräfte. Doch die Investitionen können sich bezahlt machen. Shaqiri gilt als größtes Talent der Alpenrepublik. Und in Gladbach weiß der Schweizer Trainer Lucien Favre, was er an Xhaka hat.

Adrian Nikci, 22-jähriger Mittelfeldakteur von Hannover 96, der auch die Staatsbürgerschaft des Kosovo besitzt, krönte sein Debüt in der Bundesliga, nach der Einwechslung kurz vor Schluss, mit dem Ausgleich zum 2:2 gegen Schalke. Ricardo Rodriguez, gebürtiger Züricher mit spanischen und chilenischen Wurzeln, ist erst 20 und schon Stammkraft bei Trainer Felix Magath. Für 7,5 Millionen Euro wechselte der Linksverteidiger im Januar vom FC Zürich nach Wolfsburg, verpasste in der Bundesliga-Rückrunde und in den beiden Spielen der neuen Saison keine Minute.

Vorzügliche Nachwuchsarbeit

Die Schweizer Welle in der höchsten deutschen Klasse ist eine Folge vorzüglicher Nachwuchsarbeit, die der nationale Verband betreibt. Seit 1993 fördert die Credit Suisse die Ausbildung von Junioren. In Payerne, Emmen und Tenero hat der Schweizerische Fußballverband (SFV) Ausbildungszentren. Den Aufschwung leitete Hansruedi Hasler ein, der Ottmar Hitzfeld einst zum Trainer ausbildete.

Der ehemalige Technische Direktor des SFV sorgte nach seinem Amtsantritt 1995 im Nachwuchsbereich für die Einstellung von Profitrainern im Verband und eine einheitliche spielerische Grundausrichtung. Er verordnete den Jugendauswahlteams ein offensives Zonenspiel nach dem Vorbild des FC Barcelona. Nicht von ungefähr spricht man vom Schweizer Modell. Der "Tagesanzeiger" (Schweiz) zitierte Hasler: "Wenn selbst die Deutschen bei uns schauen kommen, dann ist sicher etwas dahinter."

Krönung dieser Arbeit war 2009 der Gewinn der U17-Weltmeisterschaft. Xhaka und Rodriguez standen in der Elf, die das Endspiel gegen Gastgeber Nigeria gewann. Im Achtelfinale bezwang sie das Team des DFB, Europameister der U17, mit dem Gladbacher Schlussmann Marc-André ter Stegen und dem Dortmunder Mario Götze (4:3 nach Verlängerung). Nach dem ersten WM-Titel für den eidgenössischen Fußball titelte ein Internetservice aus Österreich: "Dreikäsehochs am Gipfel der Fußballwelt". Für das Land des weltbekannten Schweizer Käses eine hübsche Schlagzeile.

(RP/seeg)
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