Borussia, Fortuna und Bayer Wie die Klubs gegen die Corona-Verluste kämpfen

Düsseldorf · Die Spieler wollen Borussia in der Corona-Krise so in der Summe mit mehr als einer Millionen Euro monatlich entlasten. Auch in anderen Klubs überlegen Profis, wie sie helfen können.

 Matthias Ginter und seine Mönchengladbacher Teamkollegen nehmen finanzielle Einbußen in Kauf.

Matthias Ginter und seine Mönchengladbacher Teamkollegen nehmen finanzielle Einbußen in Kauf.

Foto: dpa/Roland Weihrauch

Borussia Mönchengladbach hat als als erster Klub im deutschen Profifußball ein Zeichen der Solidarität in Zeiten der Corona-Krise gesetzt: Spieler, Trainer und Verantwortliche des Bundesliga-Vierten verzichten in den kommenden Monaten auf einen festgelegten prozentualen Anteil ihres Gehalts und wollen dem Verein damit monatlich mehr als eine Million Euro einsparen. So sollen das Einkommen sowie die Jobs der Mitarbeiter gesichert werden, die deutlich weniger Geld verdienen als die Profis. „Ich bin sehr stolz auf die Jungs“, sagte Sportdirektor Max Eberl. „Wir stehen zusammen für Borussia, in guten wie in schlechten Zeiten. Sie wollen etwas an Borussia zurückgeben und damit auch an all die Fans, die uns unterstützen.“

Die Frage nach einem Gehaltsverzicht wird sich nach Gladbachs Vorstoß umso dringlicher auch anderen Vereinen stellen. Zweitligist Karlsruher SC kündigte an, es Borussia gleichtun zu wollen. Zuvor hatten schon Torwart Rafael Gikiewicz vom 1. FC Union Berlin und laut „Kicker“ Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke einen Verzicht auf Teile des Einkommens angekündigt.

Auch bei Gladbachs rheinischem Nachbarn Fortuna Düsseldorf beschäftigt man sich mit dem Thema Gehaltsverzicht. Kapitän Oliver Fink sagt: „Die Diskussion, die Markus Söder aufgemacht hat, ist natürlich an keinem vorbeigegangen. Man muss sich darüber Gedanken machen. Wie man das im Einzelfall handhaben kann, müssen wir noch besprechen. Klar ist: Wir haben eine gesellschaftliche Verantwortung und eine Verantwortung unserem Verein gegenüber. Der wollen wir auch gerecht werden. Wir sind absolut gesprächsbereit.“ Anfang der Woche hatte Bayerns Ministerpräsident Söder (CSU) den Solidaritätsbeitrag der Fußball-Profis ins Spiel gebracht.

Düsseldorfs Vorstandsvorsitzender Thomas Röttgermann sagte: „Wir sind in der Pflicht, alles zu prüfen, was uns hilft und was machbar ist. Dabei sind wir es der Fortuna schuldig, dass alles auf den Prüfstand kommt. Und das ist aktuell unsere Aufgabe. Welche konkreten Maßnahmen sich daraus ergeben, werden wir zum richtigen Zeitpunkt beurteilen und konsequent umsetzen.“

Bayer Leverkusens Profis tauschen sich ebenfalls über einen möglichen Gehaltsverzicht aus. Der Klub stehe im ständigen Dialog mit seinen Spielern, heißt es von Bayer 04, wobei sich einige Profis bereits unabhängig engagierten. Nationalspieler Jonathan Tah äußerte sich in den sozialen Medien zur Spendenaktion der DFB-Auswahl. „Die Welt war selten in so einem Ausnahmezustand wie jetzt gerade“, sagte er. Er finde es „bewundernswert, wie die Menschen derzeit zusammenhalten.“ Tah: „Jeder kann etwas für seine Mitmenschen tun.“

Dass die Vereine durch Corona Verluste hinnehmen müssen, ist unstrittig. Gerade auch durch die eventuellen Geisterspiele, die indes notwendig sind, um den Bestand zu sichern, wegen der TV-Übertragungen. Auf „zwei Millionen Euro netto“ beziffert Gladbachs Geschäftsführer Stephan Schippers die Erlöse aus Heimspielen im Borussia-Park, vier stehen noch an, hinzu kommt das Zuschauer-lose Derby gegen Köln – das sind zehn Millionen Euro. Auch die Verschiebung der EM bringt Verluste: Bis zu zehn Profis aus Gladbach wären Kandidaten gewesen bei dem Turnier dabei zu sein, das hätte Uefa-Prämien von bis zu zwei Millionen Euro gebracht. Verluste gibt es auch, weil der gesamte Borussia-Park lahmgelegt ist, das Museum, die Sportsbar, die Fanshops, alles ist zu. Die Ostercamps im Borussia-Park sind abgesagt, auch das Nachwuchsturnier Santander-Cup fällt aus.

Die Kosten laufen aber weiter. Über 400 Menschen arbeiten für Borussia als Sportler, Trainer, in der Verwaltung, der Stadiongastronomie, im Rehazentrum. Bei „normalen“ Spielen sind über 1000 Beschäftigte im Einsatz. Darum sind die TV-Einnahmen durch die Geisterspiele wichtig: 24 Millionen Euro stehen Borussia laut dem Fachmagazin „Kicker“ noch zu. Und sie hat die Chance auf die dritte Champions-League-Teilnahme der Vereinsgeschichte, das würde, stand heute, 30 Millionen Euro garantieren. Weitere Werte für den Ernstfall stellt der in den vergangenen Jahren so erfolgreich zusammengestellte Kader dar: 312 Millionen Euro beträgt der Gesamtwert, mit Denis Zakaria, Matthias Ginter, Nico Elvedi, Alassane Plea, Marcus Thuram und Florian Neuhaus hat Borussia einiges „Silberbesteck“, um im größten Notfall mit Spielerverkäufen den GAU zu überstehen.

Bei Fortuna sind die Verluste pro Geisterspiel vom Gegner und der Auslastung abhängig. Der Verlust liegt zwischen einem niedrigen und einem sehr hohen sechsstelligen Betrag. Die Verantwortlichen sprechen derzeit alle möglichen Szenarien durch, sind aber noch nicht an die Spieler herangetreten, um mit ihnen über einen Gehaltsverzicht zu sprechen. Bei einem Abbruch der Saison würde ein enormer TV-Geldverlust hinzukommen, sowie mögliche Regressforderungen von Sponsoren.

Die Bayer 04 Leverkusen Fußball GmbH beschäftigt rund 300 feste Mitarbeiter. An Spieltagen sind insgesamt rund 1.200 Menschen im Einsatz. Der Verein macht offiziell keine Angaben zu dem Erlös aus einem regulären Bundesliga-Spiel, er dürfte jedoch bei rund 600.000 Euro liegen.

(erer/kk/klü/sb/sho/dpa)
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