Christoph Daum wird 65 "Keine Zeit" für den Ruhestand

Köln · Christoph Daum feiert am Mittwoch seinen 65. Geburtstag. Der Fußball-Trainer hat viel erlebt und den Sport geprägt. Schluss soll aber längst noch nicht sein - Daum hat weiterhin Träume und Ziele.

Das ist Christoph Daum
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Foto: dpa/Peter Kneffel

n den Ruhestand verschwendet Christoph Daum keinen Gedanken. "Dafür habe ich keine Zeit", sagte er dem kicker mit einem Lächeln im Gesicht. "Alt werde ich in dem Moment, in dem ich aufhöre zu arbeiten." Dass Daum, der leidenschaftliche und emotionale Fußballtrainer, der immer unter Strom steht, am Mittwoch tatsächlich 65 Jahre alt wird und somit das Renteneintrittsalter erreicht, mag man kaum glauben.

Und doch: Es gibt so viele Geschichten, so viele Erlebnisse und Schlagzeilen, dass sie für zwei Leben reichen könnten. Da war die "Kokain-Affäre", die ihn den schon sicheren Traumjob als Bundestrainer kostete. Oder der legendäre Auftritt im ZDF-Sportstudio 1989, als sich der junge Trainer Daum vor laufenden Kameras mit den mächtigen Bayern-Größen Uli Hoeneß und Jupp Heynckes anlegte. Und natürlich das Trauma von Unterhaching: Bayer Leverkusen verspielte die Meisterschaft, und Daum nahm die Schuld für die Niederlage auf sich.

Daum war immer mittendrin, streitbar, authentisch, meinungsstark. "Wer kann schon von sich behaupten, dass sein Leben komplett fehlerfrei abgelaufen ist? Ich auf jeden Fall nicht", sagte er rückblickend: "Aber letztendlich ist es wichtig, Fehler einzusehen, sie zu korrigieren und es dann besser zu machen. Das ist doch, was Menschsein auszeichnet. So ordne ich es heute ein."

Mit einem Stuttgarter Journalisten, so berichtet der kicker, plant Daum ein Buch über sein Leben. Doch das soll kein Anzeichen sein, dass er es nun langsamer angehen lassen will. Daum hält Vorträge, er bildet sich fort - und natürlich träumt er von einer Rückkehr in den Fußball. "Ich will wieder als Trainer arbeiten", sagte er, und zwar "im Ausland. Angebote gab es genug. Es hat eben nicht gepasst."

Zuletzt war Daum Nationaltrainer Rumäniens, im September 2017 wurde sein Vertrag in "beiderseitigem Einvernehmen" vorzeitig aufgelöst. Beim ägyptischen Verband stand Daum ebenfalls auf der Liste, doch eine Zusammenarbeit kam nicht zustande. "Das wäre eine interessante Sache geworden", meinte er.

Als Spieler schaffte es Daum nicht über die Oberliga hinaus, doch als Trainer und Motivationskünstler machte er sich einen Namen. Schnell wurde klar: Dieser Christoph Daum ist anders als die meisten Trainer, er hat innovative Ideen, provoziert, polarisiert. Im September 1986 wurde er Cheftrainer des 1. FC Köln und blieb bis Juni 1990 im Amt.

Später gewann er mit dem VfB Stuttgart (1992), Besiktas Istanbul (1995), Austria Wien (2003) und Fenerbahce Istanbul (2004 und 2005) insgesamt fünf nationale Meistertitel. 2008 kehrte er nach Köln zurück, knapp 20.000 Menschen kamen damals zum ersten Training unter Daums Leitung. "Dieser Erwartungshaltung kann ich nicht gerecht werden", dachte er damals - und irrte. Daum führte den FC zurück in die Bundesliga, um ihn dann kurzfristig per Ausstiegsklausel in Richtung Istanbul zu verlassen.

In diesen Tagen lässt Daum vieles Revue passieren. Die lange Zeit im knallharten Fußballgeschäft, die großen Erfolge, die Rückschläge und Skandale. All das sei "unglaublich schön" gewesen, sagte Daum: "Es waren wichtige Erfahrungen. Das hat alles seinen Sinn."

(sid/ako)
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