DFL macht Ausnahmen für den Konzern Die VW-Liga

Düsseldorf/Ingolstadt · Gleich an drei Erstligisten ist der Konzern beteiligt: Aufsteiger Ingolstadt, Bayern München und Wolfsburg.

 Gleich an drei Erstligisten ist der Konzern beteiligt: Aufsteiger Ingolstadt, Bayern München und Wolfsburg.

Gleich an drei Erstligisten ist der Konzern beteiligt: Aufsteiger Ingolstadt, Bayern München und Wolfsburg.

Foto: ddp, ddp

Natürlich war Martin Winterkorn begeistert. Der FC Ingolstadt feierte seinen Aufstieg in die Bundesliga, und der Volkswagen-Chef gehörte zu den ersten Gratulanten. Eigentlich gratulierte er ein wenig sich selbst. Denn sein Konzern unterstützt den jüngsten Bundesliga-Neuling als Sponsor. Audi hält knapp 20 Prozent der Anteile am Verein, angeblich zahlt der Autobauer 8,5 Millionen Euro pro Saison. Demnächst wahrscheinlich mehr, weil Ingolstadt bis zum Sonntag noch ein Zweitligist ist. Einer, der vor elf Jahren bei seiner Gründung, einer Fusion der Fußballabteilungen des MTV und des ESV Ingolstadt, noch in der vierten Liga kickte und künftig in einer Klasse mit den Bayern und dem VfL Wolfsburg antritt.

Mit den beiden führenden Bundesliga-Klubs verbindet Ingolstadt mehr als nur die Tatsache, ab August in einer Liga zu spielen. Auch Wolfsburg und die Bayern bekommen Geld von VW. Rund 100 Millionen Euro sollen pro Saison in die hundertprozentige Konzerntochter VfL Wolfsburg fließen, am FC Bayern München hält das Unternehmen über Audi 8,3 Prozent der Anteile. Winterkorn und Audi-Chef Rupert Stadler sitzen beim Rekordmeister im Aufsichtsrat. Elf weitere Klubs werden von VW durch ein nennenswertes finanzielles Engagement unterstützt. Die Konkurrenz hat Angst vor einem drohenden VW-Fußball-Kartell.

Der Konzern weist Bedenken der Mitbewerber zurück, die über einen ungleichen Wettbewerb klagen und schon mal laut über Interessenkonflikte nachdenken, die zwei VW-Klubs im unmittelbaren Aufeinandertreffen drohen könnten. VW beteuert, sich aus den sportlichen Belangen völlig herauszuhalten und hält die Beteiligung an mehreren Vereinen für unbedenklich.

Der Konzern wird von der Deutschen Fußball Liga in seiner Haltung bestärkt. Im März hatte die DFL noch beschlossen, Mehrfachbeteiligungen auf drei Klubs zu beschränken, von denen bei nur einem mehr als zehn Prozent der Anteile gehalten werden dürfen. Volkswagen aber wurde von der Regelung ausdrücklich ausgenommen. Das Unternehmen genieße "Bestandsschutz", erklärte die DFL. VW ist auch Sponsor des DFB-Pokalwettbewerbs, die Klubs tragen in den Spielen das Logo des Wolfsburger Konzerns auf dem Ärmel. Die DFL ist ein Mitglied des DFB. Deshalb wird der DFL natürlich gern unterstellt, sie handle bei der Sonderregelung für VW im Interesse eines eigenen Sponsors. Die Deutsche Fußball Liga verweist aber gern darauf, die Vertretung aller Profiklubs zu sein.

Wolfsburg bekam im Frühjahr dennoch Besuch einer Abordnung der Europäischen Fußball-Union Uefa. Der Dachverband wollte sich das besondere Wolfsburger Modell ansehen und unter den Kriterien des "Financial Fair Play" bewerten. Die Uefa ging unter anderem der Frage nach, ob der finanzielle Aufwand, den VW beim VfL betreibt, in einem angemessenen Verhältnis zum Werbewert des Vereins stehen. Die Zuversicht, mit der Wolfsburgs Geschäftsführer Klaus Allofs die Uefa-Delegation empfing, trog nicht. Es gab offenbar keinen Anlass zur Klage, die Uefa billigte das Modell Wolfsburg, zehn europäische Klubs wurden im Mai wegen erwiesener Verstöße gegen die Gesetze des "Financial Fair Play" mit Geldstrafen bedacht.

Die Uefa dürfte allerdings weiter aufmerksam beobachten, dass Volkswagen bei mehreren deutschen Klubs, die in europäischen Wettbewerben antreten, ein wichtiger Sponsor ist. Neben Wolfsburg und Bayern steht Schalke 04 auf der Liste der Geschäftspartner. Im Reglement der Uefa ist festgehalten, "dass keine natürliche oder juristische Person Kontrolle oder Einfluss auf mehr als einen an einem Uefa-Klubwettbewerb teilnehmenden Verein haben" dürfe. Der Konzern versichert, dass er keinerlei Einfluss aufs operative Geschäft ausübe. "Ich halte mich da raus. Die Entscheidungen treffen andere", sagte VW-Chef Winterkorn. Gelegentlich hilft er gern mal. Als der verdiente Wolfsburger Profi Ivica Olic im Winter unbedingt zurück zum Hamburger SV wollte, vermittelte Winterkorn aus "alter Freundschaft".

VW beteuert, dass es ihm bei Fußball-Sponsoring allein um die Erschließung und den Erhalt von Kundengruppen gehe, "Zielgruppen", wie das im Wirtschafts-Deutsch heißt. Die "Welt am Sonntag" zitierte jüngst aus einer Konzernstellungnahme: "Fußball ist für Volkswagen eine wichtige Marketing- und Kommunikationsplattform. Volkswagen erreicht darüber nahezu alle Zielgruppen - und das weltweit. Denn Fußball ist in den meisten Märkten Volkssport Nummer eins, dazu ist er hoch emotional, nicht elitär und passt somit perfekt zur Marke."

Winterkorn kann sicher jedes Wort unterstreichen, er hat das bestimmt auch intern schon getan, denn es ist kaum anzunehmen, dass Details über die Firmenstrategie ohne sein Wissen in die Öffentlichkeit gelangen. Der VW-Chef ist nämlich nicht nur Geschäftsmann, sondern auch ein glühender Fußball-Fan. In seiner Jugend stand er beim TSV Münchingen in der Nähe von Stuttgart im Tor. Die große Karriere machte er jedoch als Manager. Und er hat dem "Handelsblatt" mal gesagt, er halte die Beteiligung an Fußball-Klubs für ein "sehr profitables Geschäftsmodell". Nicht nur hierzulande. Deshalb ist eine VW-Tochter Sponsor von Atlético Madrid, deswegen fuhren und fahren Stars von Real Madrid und FC Barcelona mit Audi-Dienstwagen zum Training. Dem Fan und dem Manager Winterkorn gefällt das.

(RP)
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