Papier des Arbeitsministeriums Bundesregierung prüft Maskenpflicht für Fußballer

Düsseldorf · Das Arbeitsministerium hat die Idee aufgeworfen, Bundesliga-Profis im Fall von Geisterspielen mit Gesichtsschutz spielen zu lassen. Die Reaktionen aus der Liga sind eher ablehnend.

 Leiter der Taskforce „Sonderspielbetrieb“: Tim Meyer.

Leiter der Taskforce „Sonderspielbetrieb“: Tim Meyer.

Foto: dpa/Christian Charisius

Das Bundesarbeitsministerium prüft die Möglichkeit, Profis bei einem Neustart mit Gesichtsmasken spielen zu lassen. Das geht aus einem Papier des Ministeriums als Reaktion auf das Hygienekonzept der DFL hervor. Zuerst hatte der „Spiegel“ darüber berichtet. Ihm lag das Papier vor. Eine Sprecherin des Bundesarbeitsministeriums verwies darauf, es handele sich um erste Überlegungen auf Arbeitsebene, es sei keine politische Entscheidung gewesen. Es gehe darum, praktikable Lösungen zu finden, die auf breite Akzeptanz stießen. Das Ministerium sei im Gespräch mit der Deutschen Fußball-Liga (DFL). Ein Sprecher des Gesundheitsministeriums wies derweil zurück, dass seine Behörde etwas mit dem Papier zu tun habe. In dem Ministeriumsentwurf wird laut „Spiegel“ alternativ eine Dauer-Quarantäne für alle am Spielbetrieb beteiligten Personen bis zum Ende der Saison vorgeschlagen. Die Isolation könne beispielsweise in ausreichend großen Hotels stattfinden.

In der Bundesligaszene selbst stieß der Vorstoß zur Maskenpflicht auf dem Rasen auf vorsichtige Ablehnung. „Die eingereichten Vorschläge der Task Force der DFL sollte man erst mal prüfen, bevor jeden Tag neue, gutgemeinte Ideen diskutiert werden“, sagte Karl-Heinrich Dittmar, Mannschaftsarzt und Pandemie-Beauftragter bei Bayer Leverkusen. Das Tragen einer Maske sei unangenehm, das störe. „Die Atmung ist behindert, auch wenn es nur eine einfache Stoffmaske oder OP-Maske wäre. Das würde im Fußball nicht vernünftig funktionieren. Ich glaube aber, dass es auch nicht nötig ist. Wenn man die Testungen macht, ist das Risiko extrem gering, dass es zu einer Ansteckung kommt“, sagte Dittmar weiter. Düsseldorfs Trainer Uwe Rösler sagte: „Eine Maskenpflicht ist bei professionellem Leistungssport nicht möglich.“ Auch Kölns Geschäftsführer Alexander Wehrle kann der Idee wenig abgewinnen. „Bei der Anreise, ob es im Mannschaftsbus ist, kann man darüber diskutieren, ob es sinnvoll ist, Masken zu tragen. Aber auf dem Spielfeld macht es keinen Sinn“, befand er bei „Sky Sports News“.

Laut DFB-Chefmediziner Tim Meyer gibt es in der von ihm geleiteten Task Force dazu keine entsprechenden Überlegungen. „Wenn Spieler mit Masken spielen würden, das fände aus meiner Sicht keine Akzeptanz“, sagte er. Unterdessen bewertete der Vizepräsident des Robert Koch-Instituts (RKI), Lars Schaade, das von der DFL vorgestellte Konzept zum möglichen Wiederbeginn der Bundesliga tendenziell positiv. „Was dort drinsteht und was die Überlegungen angeht, das mit einer Quarantäne zu lösen: Das scheinen mir durchaus vernünftige Überlegungen zu sein“, sagte Schaade am Freitag. Die Zuständigkeit zur endgültigen Bewertung des Konzepts sieht er allerdings nicht beim RKI. Es handele sich um ein Problem des Arbeitsschutzes. „Das sind Fußballprofis. Das ist deren Job, und insofern gibt es da ein Konzept, das von der Arbeitsschutzseite erstellt worden ist“, erklärte er.

Eckpunkte des medizinischen Konzepts der DFL
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Foto: dpa/Frank Rumpenhorst

Im am Donnerstag vorgestellten Strategiepapier der DFL sind für eine geplante Wiederaufnahme des Spielbetriebs strikte organisatorische Vorgaben festgehalten. So sollen maximal circa 300 Personen an der Durchführung von Spielen ohne Stadionzuschauer beteiligt werden – Spieler und Trainer eingeschlossen. Zudem gibt es klare Vorgaben für Hygienemaßnahmen.

Im Rahmen ihrer Vorbereitungen auf eine mögliche Fortsetzung der Bundesligarückrunde nimmt die DFL auch jeden einzelnen Profi in die Pflicht. In einem vierseitigen „Handzettel für Spieler“, der unserer Redaktion vorliegt und den die Klubs an ihre Akteure weiterleiten sollen, Kostenpflichtiger Inhalt legt der Ligaverband 44 Regeln vor, die die Profis beachten müssen. In dem Katalog werden Hygieneempfehlungen für zu Hause genannt, es geht darum, welche Schritte bei den typischen Beschwerden einer Infektion einzuleiten sind, um das richtige Verhalten im Training und im Stadion. „Wenn alle Regeln rund um den Trainingsplatz eingehalten werden, kannst Du Dich auf dem Spielfeld frei bewegen“, heißt es im abschließenden Punkt. Die Disziplin sei extrem bedeutsam. Wenn die nicht vorhanden sei, könne das beste Konzept scheitern, betonte DFB-Arzt Meyer.

( kd/sb/sho/dpa)
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