Bundesliga-Übertragungen Amazon entert deutschen Sport-Markt

Berlin · Versanddienstleister Amazon mischt zum Saisonende der Bundesliga in der Berichterstattung kräftig mit und überträgt einige Spiele. Es darf als Fingerzeig für mehr verstanden werden.

Das Bundesliga-Logo spiegelt sich im Auge eines Mannes.

Das Bundesliga-Logo spiegelt sich im Auge eines Mannes.

Foto: dpa/Karl-Josef Hildenbrand

Ob Jeff Bezos gerne Bundesliga schaut, ist nicht bekannt. American Football mag der reichste Mensch der Welt, es halten sich Gerüchte über den Kauf eines NFL-Teams. "Soccer" könnte aber schon jetzt für den laut Forbes 147,7 Milliarden US-Dollar schweren Bezos und sein Unternehmen Amazon zum neuen Aushängeschild werden. Der Versandriese drängt am deutschen Markt öffentlichkeitswirksam in die Sport-Berichterstattung.

Die Streitigkeiten des Rechtehalters Eurosport mit der Deutschen Fußball Liga (DFL) hat Amazon genutzt und sich kurzfristig als zweiter Streaminganbieter neben Dazn platziert. Nach dem holprigen Debüt am vergangenen Montag beim Spiel Werder Bremen gegen Bayer Leverkusen hat sich der Online-Dienstleister auch Rechte am Berlin-Derby zwischen Hertha BSC und Union am Freitag sowie dem Sonntagsspiel Schalke 04 gegen den FC Augsburg erworben.

Zwar besitzt Amazon dann keine Exklusivität, aber es wird ohnehin ein anderes Ziel verfolgt. Der Einstieg im Saisonendspurt darf als Fingerzeig für die im Sommer folgende Vergabe der Bundesliga-TV-Rechte für die Saisons 2021/22 bis 2024/25 gesehen werden. Offiziell heißt es von Amazon-Seite: "Zu anderen Rechten haben wir nichts zu verkünden." Trotzdem: Nur um einige Male seinen Prime-Abonnenten Sport-Inhalte anbieten zu können, würde sich eine Firma wie Amazon nicht auf dem umkämpften Fußball-Markt versuchen. Es würde nicht zum Image des Global-Konzerns passen.

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Foto: dpa/Fabian Strauch

Indessen ist die Positionierung zum jetzigen Zeitpunkt durchaus clever. Anderen Online-Unternehmen wie Netflix oder Apple wird ebenfalls Interesse an der Bundesliga nachgesagt, ihnen gegenüber hat Amazon nun womöglich einen Vorteil. Um jenen zu behaupten, muss sich aber die Qualität der Übertragungen bessern. Beim ersten Amazon-Spiel zwischen Bremen und Leverkusen hatten technische Schwierigkeiten das Seherlebnis der Zuschauer massiv gestört. Bei kurzer Vorbereitungszeit von weniger als 24 Stunden aber durchaus entschuldbar.

Auf SID-Anfrage gelobt Amazon: "Mit mehr Vorbereitungszeit ist es unser Ziel, den Service zu verbessern und ein reibungsloses Live-Streaming-Erlebnis zu bieten, das allen COVID-19-bezogenen Richtlinien für die Produktion entspricht", so ein Konzernsprecher. Möglich geworden war der schnelle Amazon-Deal, weil die DFL im Clinch mit Eurosport liegt. Im Vorjahr hatte Eurosport seine TV-Rechte an 45 Spielen pro Saison an Dazn verkauft.

Nach der Coronapause waren Übertragungen der betroffenen Partien zunächst nicht gesichert gewesen, weil der amerikanische Medienkonzern Discovery, zu dem Eurosport gehört, Medienberichten zufolge den Vertrag mit der DFL auflösen will. Das Unternehmen soll aktuell dem Vernehmen nach weiter die Hälfte der jährlich rund 80 Millionen Euro Kosten tragen. Am vergangenen Donnerstag folgte schließlich der Deal mit einerseits Dazn, aber eben auch mit Amazon. Es könnte der Beginn einer Zeitenwende gewesen sein.

(ako/sid)
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