Termin-Chaos droht Fragen und Antworten zu den Spielabsagen in der Bundesliga
Die Corona-Fälle bei Hertha BSC kommen für die Fußball-Bundesliga zur Unzeit. Die zweiwöchige Quarantäne der Berliner beeinflusst den Abstiegskampf und gefährdet die reguläre Beendigung der Saison.
Welche Maßnahmen gelten jetzt?
Das Gesundheitsamt in Berlin hat entschieden, dass die ganze Mannschaft 14 Tage in Quarantäne muss: bis Ende April. Spieler und Trainer dürfen nicht raus und zusammen trainieren. Die nächsten drei Bundesliga-Spiele von Hertha werden deshalb verschoben. Das hat die Deutsche Fußball Liga, kurz DFL, am Freitag entschieden.
Was bedeutet das für die Bundesliga?
Normalerweise spielen alle 18 Bundesliga-Mannschaften in einer Saison zweimal gegeneinander: zu Hause und auswärts. Die Termine für diesen Spielplan stehen meist lange vorher fest. Wenn ein Spiel ausfällt und nachgeholt werden muss, kommt der Plan durcheinander.
Für Hertha BSC betrifft das jetzt die Spiele gegen die Vereine FSV Mainz 05, SC Freiburg und FC Schalke 04. Die können nicht im April stattfinden, sondern wohl erst im Mai. Wann genau diese Nachholspiele sein sollen, ist aber noch offen. Eigentlich geht die Saison am 22. Mai zu Ende. Ob das pünktlich klappt, ist nun nicht sicher.
Wie schwierig ist die Situation für Hertha BSC?
Ziemlich schwierig. Bei dem Verein herrschte zuletzt schon viel Trubel. Gerade steht Hertha nur auf Tabellenplatz 15, gefährlich nah am Abstieg in die 2. Liga also. Wenn die Mannschaft aus der Quarantäne kommt, hat sie nur sehr wenig Zeit, um zusammen zu trainieren. In wenigen Wochen muss sie zudem viel häufiger spielen als geplant. Das könnte ein anstrengender Endspurt werden!
Was bedeutet das für den Abstiegskampf?
Die Absagen beeinflussen nach Ansicht von Horst Heldt den Bundesliga-Existenzkampf - in welcher Form auch immer. „Darüber zu diskutieren, ob es ein Vor- oder Nachteil ist, ist aktuell müßig“, sagte der Sportchef des Tabellenvorletzten 1. FC Köln am Freitag. Ähnlich sieht es Werder-Trainer Florian Kohfeldt, der mit den Bremern ebenfalls noch im Abstiegskampf steckt. „Die Quarantäne hat auch Auswirkungen auf andere Teams. Diese Situation verzerrt den Wettbewerb natürlich in gewisser Weise“, sagte Kohfeldt.
Immerhin sind von den Ausfällen mit Mainz 05 und Schalke 04 auch zwei direkte Abstiegskonkurrenten der Berliner betroffen. Dennoch begrüßte Mainz-Sportvorstand Christian Heidel die Absetzung der für Sonntag geplanten Partie. „Der Schutz der Gesundheit geht vor, diesem haben wir uns alle unterzuordnen“, sagte der 57-Jährige den Zeitungen der VRM. „Sportlich hätten wir gerne gespielt, aber wir können das nicht beeinflussen. Wie das Nachholspiel dann in unseren Spielplan eingegliedert wird, werden wir sehen. Wir nehmen es, wie es kommt. Aus der Perspektive von Mainz 05 gibt es keinen Anlass zu lamentieren.“
Wie gestaltet sich die Terminsuche für die Nachholspiele?
Das Wochenende 1./2. Mai würde sich für das erste der drei Nachholspiele zwar anbieten, weil die Bundesliga da pausiert. Wegen der kurzen Vorbereitungszeit für die Hertha nach der zweiwöchigen Quarantäne dürfte dies jedoch eher keine Option sein. Wahrscheinlicher ist es, dass die Berliner ab dem 4./5. Mai bis zum Saisonende am 22. Mai englische Wochen bestreiten müssen.
„Es wird keinen perfekten Spielplan geben. Wir werden unseren eigenen Vorschlag einreichen“, kündigte Hertha-Sportdirektor Arne Friedrich bereits an. Die DFL will die neuen Spieltermine in der kommenden Woche festlegen. „Das ist eine Herausforderung für den Spielplan, das ist klar“, sagte Geschäftsführer Christian Seifert am Freitag bei „Bild live“.
Droht ein Saisonabbruch?
Sollte es an den kommenden Spieltagen zu weiteren Corona-Absagen kommen, wäre die reguläre Beendigung der Saison akut gefährdet, weil der Zeitpuffer wegen der anstehenden Europameisterschaft winzig klein ist. Die Abstellungsperiode für die Nationalmannschaften beginnt bereits am 31. Mai - eine Woche nach dem letzten Bundesliga-Spieltag. In dieser Zeit sollen auch noch die Relegationsspiele stattfinden.
Einen Saisonabbruch will die DFL jedoch mit aller Macht vermeiden. „Über diese Brücke gehen wir erst, wenn es soweit ist. Noch stehen wir nicht davor“, sagte Seifert. Im Ernstfall käme es auf das Votum der 36 Profivereine an. „Solch eine fundamentale Entscheidung würde immer im Rahmen einer Vollversammlung getroffen werden“, betonte Seifert und fügte hinzu: „Es gibt nicht die eine goldene Regel, wie die Saison gewertet würde, wenn sie aufgrund der Pandemie abgebrochen werden müsste.“
Kommen nun doch die Quarantäne-Trainingslager?
Um die Saison zu retten, erwägt die DFL eine Kasernierung aller Teams in der Schlussphase der Spielzeit. Nach dpa-Informationen wird sich das DFL-Präsidium im Laufe der kommenden Woche erneut mit dem Thema Quarantäne-Trainingslager befassen und voraussichtlich dazu entscheiden. Die wahrscheinlichste Variante ist dabei, dass ein solches für die letzten zwei oder drei Spieltage der Saison beschlossen wird.