Bayerns Ministerpräsident macht dem Fußball Hoffnung Söder hält Bundesligaspiele ohne Zuschauer für denkbar

München · Obwohl die Politik dem Profifußball (noch) kein grünes Licht für Geisterspiele gegeben hat, gibt es Anzeichen für eine Atempause im Existenzkampf. Bayerns Ministerpräsident hält Markus Söder zumindest einen Neustart ohne Zuschauer für denkbar.

 Blick auf eine leere Tribüne.

Blick auf eine leere Tribüne.

Foto: dpa/Georg Hochmuth

Die Enttäuschung wich rasch neuer Zuversicht. Der Profifußball musste der vertagten Geisterspiel-Entscheidung der Politik nicht lange nachtrauern. Schon am Donnerstag gab es eindeutige Signale aus München, die den Beschluss für einen Saison-Neustart trotz der Corona-Pandemie nur als eine Frage der Zeit erscheinen lassen. "Wir werden in den nächsten Wochen gemeinschaftlich diskutieren, ob Geisterspiele möglich sind. Ich halte das aber für denkbar", sagte Bayerns Ministerpräsident Markus Söder.

Auch eine andere Entwicklung deutet darauf hin, dass die Rettung in greifbarer Nähe ist. Die Klubs dürfen darauf hoffen, dass die Inhaber der Medienrechte die ausstehende letzte Rate für die laufende Saison trotz der Unterbrechung bald überweisen. "Wir sind in ständigem Austausch mit unserem langjährigen Partner DFL, insbesondere angesichts der aktuellen Situation der Bundesliga und 2. Bundesliga", erklärte der größte Rechte-Inhaber Sky auf SID-Anfrage: "In diesem Zusammenhang gibt es aktive Diskussionen mit dem Ziel, auch im Hinblick auf Lizenzzahlungen und deren potenzielles Timing konstruktive Lösungen zu finden."

Sollten die 304 Millionen Euro von Sky, DAZN, ARD, ZDF und Sport1 tatsächlich in den kommenden Tagen bei der Deutschen Fußball Liga (DFL) eingehen, darf sich DFL-Boss Christian Seifert bei der nächsten virtuellen Krisensitzung der Klubchefs am Donnerstag für seine erfolgreichen Verhandlungen feiern lassen. Schließlich wäre damit die Gefahr von Insolvenzen, von denen laut kicker angeblich 13 der 36 Vereine bedroht sind, fürs Erste gebannt.

Der Profifußball würde Zeit gewinnen, um der Politik ein Konzept für den Neustart der Spielzeit mit Partien unter Ausschluss der Öffentlichkeit zu präsentieren. Wenn es perfekt für den Fußball läuft, machen Kanzlerin Angela Merkel und die Länderchefs bei ihrer Konferenz am 30. April den Weg für die Geisterspiele frei - und Mitte Mai geht es wieder los. Söders Einschätzung legt diesen Ablauf jedenfalls nahe. Die DFL erstelle ein "wie ich sehe und höre intensives und sehr gutes Hygienekonzept. Es ist ja eine Berufsausübung", äußerte der CSU-Politiker.

Tatsächlich arbeitet die DFL bereits seit Wochen an der Logistik für Geisterspiele. Zudem wird bei den Klubs in Kleingruppen trainiert, um sich auf den "Tag X" vorzubereiten. Entscheidend dürfte sein, wie der Fußball garantieren kann, dass durch die Ausführung der Spiele keine Gefahren einer Ansteckung bestehen und dass es keinen negativen Effekt für die Allgemeinheit geben wird.

Das sieht auch Niklas Süle so. "Natürlich will ich wieder fit werden und spielen, aber wichtig ist doch, dass es meiner Familie gut geht, dass alle gesund sind", sagte der Nationalspieler dem SID: "Ob wir jetzt früher oder später spielen, ist da nicht von Belang. Nichtsdestotrotz würde ich mich sehr freuen, wenn wir wieder starten dürften. Es wäre vielleicht auch eine kleine Ablenkung für die vielen Fans."

Das Szenario für einen Wiederbeginn wird von der DFL-Taskforce unter der Leitung von Nationalmannschaftsarzt Tim Meyer erarbeitet. Der Profifußball benötigt etwa 20.000 Corona-Tests für die ausstehenden Begegnungen. Die DFL geht in diesem Zusammenhang von einer deutschlandweiten Testkapazität von mindestens 550.000 pro Woche aus. Die Argumentation ist klar: Angesichts einer Kapazität von mehreren Millionen über mehrere Wochen hinweg sind 20.000 Tests für die neun ausstehenden Spieltage in diesem Zeitraum vertretbar.

Noch elf Spieltage stehen in der 3. Liga aus. Dort ist die Hoffnung auf ein reguläres Ende der Spielzeit aber gesunken, da die Zuschauereinnahmen eine wesentlich wichtigere Rolle als in der Bundesliga und der 2. Liga spielen. Geschäftsführer Mario Kallnik vom 1. FC Magdeburg plädiert bereits für einen Saisonabbruch.

(dpa/old)
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