Gelbe Karten und Handspiele Schiris schon wieder unter Zugzwang

Frankfurt/Main · Erste Gelbe Karten für die Trainer, Diskussionen um zahlreiche Handspiele: Auch am zweiten Bundesliga-Spieltag erregten Entscheidungen der Schiedsrichter die Gemüter.

Guido Burgstaller beschwert sich bei Schiedsrichter Marco Fritz über einen nicht-gegebenen Handelfmeter.

Guido Burgstaller beschwert sich bei Schiedsrichter Marco Fritz über einen nicht-gegebenen Handelfmeter.

Foto: AP/Martin Meissner

Steffen Baumgart zeigte vollen Körpereinsatz. Der wütende Trainer des SC Paderborn schimpfte an der Seitenlinie wie ein Rohrspatz, ging voller Rage in die Knie und knallte wutentbrannt seine Mütze auf den Rasen. "Wir wollen mit Emotionen da sein", erläuterte Baumgart später seinen Ausbruch, für den er als erster Coach der Bundesliga-Geschichte die Gelbe Karte (45.+1) sah: "So werden die Emotionen weggenommen."

Die wenig ruhmreiche Premiere konnte der leidenschaftliche Baumgart zwar nachvollziehen, ohne Grund war er wiederum auch nicht dermaßen aus der Haut gefahren. "Ich äußere mich selten zu Schiedsrichtern, aber heute war es scheiße", sagte Baumgart am Sky-Mikrofon und echauffierte sich zudem darüber, dass eine Diskussion mit dem Unparteiischen immer schwieriger wird: "Langsam werden wir schwachsinnig."

Baumgart sprach nach dem 1:3 (1:2) seiner Ostwestfalen gegen den SC Freiburg dabei nur das aus, was einige seiner Kollegen denken. Sie sehen sich durch die Einführung möglicher Sanktionen in ihrem Schaffen eingeengt, fürchten die Folgen einer zu kleinkarierten Regelauslegung.

"Wenn man das nicht mal mehr machen darf", monierte der am Samstag ebenfalls wegen Reklamierens in der 88. Minute verwarnte Friedhelm Funkel (Fortuna Düsseldorf), "dann wird es schwer, 15 Spiele an der Linie zu stehen. Ich hätte mir mehr Fingerspitzengefühl gewünscht." Freiburgs Trainer Christian Streich, mitunter auch ein Wüterich, sah es ähnlich und sorgt sich um das ohnehin schon "extrem komplizierte" Verhältnis zwischen Trainern und Schiedsrichtern: "Wir müssen schauen, dass es nicht schlecht wird."

Unterirdisch schlecht ist nach Auffassung der meisten Spieler und Trainer bereits die Auslegung der viel gescholtenen Handspielregel. Mal wird direkt gepfiffen, die nächste Szene bleibt unbestraft und in manchen Fällen schaltet sich nicht einmal der Videoassistent ein. Was für den früheren FIFA-Schiedsrichter Markus Merk auch okay ist.

"Da wird dann doch die primäre Entscheidungskompetenz abgegeben, und das darf nicht passieren", sagte er dem Nachrichtenportal t-online.de. Die erhoffte Klarheit, die sich alle Beteiligten durch die Modifizierung am 1. Juni erhoffen, ist jedenfalls (noch) nicht eingetreten.

"Das Regelwerk, so wie es verändert wurde, ist eine Sache, die den Fußball wieder verschlechtert", sagte Bremens Stürmer Niclas Füllkrug. Dabei war sein Handspiel in Hoffenheim (2:3) - zumindest der Richtlinien nach - am 2. Spieltag der Fußball-Bundesliga am einfachsten zu ahnden. Füllkrug erzielte ein Tor, berührte den Ball zuvor aber mit der Hand, laut Regeln ein klarer Verstoß.

Das war offensichtlich auch das Handspiel von Bayern Münchens Neuzugang Ivan Perisic, weil er nach einem Freistoß von Schalke 04 die Hand absichtlich zum Ball führte und zudem die Körperfläche vergrößerte. "Ein ganz klarer Elfmeter", sagte Schalkes Trainer David Wagner: "Ich bin auf die Erklärung gespannt, denn ich verstehe das für den Moment nicht. Und ich dachte eigentlich, dass ich es verstehe."

Am Sonntag sagte Schiedsrichter-Chef Lutz Michael Fröhlich im Doppelpass bei Sport1 dazu, dass "die beste Lösung" gewesen wäre, wenn sich der Unparteiische Marco Fritz "die Szene noch einmal angeschaut hätte". Dafür hätte er aber auch den richtige Anweisung seines Videoassistenten benötigt. "Wir werden uns in der Nachbearbeitung der Szene noch einmal ganz genau die Kommunikation anschauen", kündigte Fröhlich deshalb an.

(SID)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort