Bundesliga-Relegation 2018 „Störche“ sind heiß auf Wolfsburg

Wolfsburg · Dem VfL Wolfsburg droht der Sturz in die 2. Bundesliga. Nominell sind die Wölfe in den Relegationsduellen mit Holstein Kiel der klare Favorit - doch der Außenseiter hat keine Angst.

 Die Kieler blicken den Relegationsspielen gegen den VfL Wolfsburg entspannt entgegen.

Die Kieler blicken den Relegationsspielen gegen den VfL Wolfsburg entspannt entgegen.

Foto: dpa/Frank Molter

Plötzlich schrillten die Sirenen beim VfL Wolfsburg - doch Bruno Labbadia verharrte konzentriert in seiner Retter-Rolle. "Das passt ganz gut. Die Situation ist besonders, keine Frage", sagte der erfahrene Trainer schlagfertig über den Feueralarm in der Volkswagen Arena, den ein defekter Kühlschrank ausgelöst hatte.

Labbadia brauchte keinen Wachmacher vor dem Relegations-Hinspiel gegen Holstein Kiel am Donnerstag (20.30 Uhr/Eurosport). Der 52-Jährige ist ohnehin gewarnt vor dem Überraschungsteam der 2. Bundesliga, das am Mittwoch eine zusätzliche Motivation erhielt: Von der Deutschen Fußball Liga (DFL) gab es die ersehnte Ausnahmegenehmigung für einen Verbleib im eigenen Stadion auch im Falle des Aufstiegs.

Wolfsburg ist also gewarnt. Denn klar ist auch: Sollte der VfL im Rückspiel am kommenden Montag in Kiel absteigen, wäre es eine Blamage höchster Kategorie. Allein der Personaletat der Wölfe ist mit etwa 60 Millionen Euro rund zehnmal so hoch wie beim Gegner von Trainer Markus Anfang. Zudem setzte sich in den insgesamt 19 Bundesliga-Relegationsduellen seit 1982 14 Mal der Erstliga-Klub durch.

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Die Angst vor dem ersten Abstieg nach 21 Jahren in der deutschen Eliteklasse geht dennoch um. Als Mannschaft hat Wolfsburg nur selten funktioniert wie beim 4:1 am 34. Bundesliga-Spieltag gegen den 1. FC Köln. In den Relegationsspielen im vergangenen Jahr gegen Eintracht Braunschweig (1:0, 1:0) musste der VfL hart für den Ligaverbleib kämpfen.

Dennoch muss Labbadia seinen Profis erst einbimsen, dass von Holstein ernsthafte Gefahr ausgeht. Angreifer Divock Origi hatte nach eigenem Bekunden bis zum Wochenende noch nie etwas vom kommenden Gegner Holstein Kiel gehört, Josuha Guilavogui hatte Zweitliga-Torschützenkönig Marvin Ducksch (18 Treffer) noch überhaupt nicht auf dem Radar. "Das zeigt, was für verschiedene Welten aufeinandertreffen", sagte Holstein-Kapitän Rafael Czichos: "Hier Spieler, die bei Weltmeisterschaften spielen oder von Liverpool kommen. Und dann wir, die den Fußball von einer etwas anderen Seite kennen."

Das hindert die Kieler dennoch nicht im Geringsten daran, an ihre Chance zu glauben, als erster Klub aus Schleswig-Holstein in die Bundesliga einzuziehen. "Wir wollen Ergebnisse erzielen, damit wir etwas Historisches schaffen. Das primäre Ziel ist es, dass wir uns gut verkaufen", sagte Anfang, der einen verschworenen Haufen anführt. Holstein ist keinesfalls per Zufall auf Rang drei des Bundesliga-Unterhauses gelandet. Die "Störche" haben nur sechs Niederlagen kassiert - die wenigsten in der Liga. Dazu stellten sie mit 71 Toren den besten Sturm und wollen auch gegen Wolfsburg offensiv agieren.

Wie gerufen kam daher am Mittwoch die Zusage von der DFL, auch bei einem Aufstieg im Holstein-Stadion bleiben zu dürfen. "Wir sind sehr froh, dass die DFL einlenkt", sagte Sportchef Ralf Becker dem sid. "Wir haben ohnehin wahnsinnig viel Vorfreude auf die Partien. Wir können unheimlich viel gewinnen. Das ist nochmal ein kleiner Baustein." Kein Zweifel: Die Kieler sind heiß auf Wolfsburg. Sie wollen für richtig Alarm sorgen.

(old/sid)
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