Abstiegskampf-Analyse in der Bundesliga Hannover steigt ab — und wen erwischt es noch?

Düsseldorf · Die Angst geht um in der Bundesliga. Sieben Spiele vor Saisonende ist beinahe die Hälfte der Liga in den Abstiegskampf verwickelt. Hannover 96 hat es eigentlich schon erwischt. Nicht einmal Gesundbeterei hilft da noch, und selbst zuversichtlichste Rechenkunststücke geben keinen Anlass zur Hoffnung. Davor aber wird es noch wunderbar spannend. Zwischen Rang elf (Stuttgart) und Platz 17 (Frankfurt) liegen gerade mal fünf Punkte.

Bundesliga 15/16: Das Restprogramm der Abstiegskandidaten
2 Bilder

Das Restprogramm der Abstiegskandidaten

2 Bilder
Foto: dpa, ade hpl

Die Chancen der sieben Konkurrenten:

VfB Stuttgart Mit Tempofußball stürmten die Schwaben zunächst ganz tief in den Keller, mit vorsichtigem Hochgeschwindigkeitsfußball arbeiteten sie sich auch wieder hinaus. Kleine Rückschläge wie die 0:4-Niederlage in Mönchengladbach oder das 0:2 gegen Leverkusen machen jedem klar, dass nur konzentrierte Arbeit auf Dauer aus den Niederungen der Tabelle führt. In zwei Wochen Länderspielpause werden die Schwaben darüber nachdenken dürfen. Deshalb unser Tipp: Sicherer Klassenerhalt.

Hamburger SV Der Klub nennt sich selbst Dinosaurier, weil es ihm seit Liga-Gründung 1963 immer noch nicht gelungen ist, aus der Bundesliga abzusteigen. Vielleicht schafft er es ja in dieser Saison endlich. Die Mannschaft spielt zwar längst nicht mehr so schlecht wie in den beiden zurückliegenden Spielzeiten, sie hat allerdings beim 1:3 gegen Hoffenheim einen echten Wirkungstreffer einstecken müssen. Es darf also wieder gezittert werden. Dennoch reicht die Substanz. Tipp: Klassenerhalt.

Darmstadt 98 Der Neuling punktet tapfer, er verliert jedoch auch immer wieder sicher geglaubte Punkte in der Schlussphase seiner Spiele. Er betreibt einen riesigen Aufwand, der so gar nicht zum bescheidenen Ertrag passen mag. Und weil das natürlich auf Kosten der ohnehin vergleichsweise geringen Substanz geht, wird das am Ende nicht reichen. Unser Tipp: Abstieg.

Werder Bremen Halb Deutschland freut sich kaputt, dass der Bundesliga-Methusalem Claudio Pizarro auch in Bremen trifft wie in seinen Jugendjahren vor 20 Jahren in Lima (Peru). Zu einer respektablen Siegesserie langt das allerdings nicht. Die Bremer zählen ebenfalls zu jenen Teams, die ihre Begegnungen nicht zielstrebig genug über die Bühne bekommen. Zu allem Überfluss haben sie jenseits von Pizarro ein paar seltsame Zeitgenossen unter Vertrag. Zlatko Junuzovic und Clemens Fritz provozierten Gelbe Karten, weil sie nicht gegen die Bayern beim Punkteverschenken mitwirken wollten, Papy Djilobodji machte eine "Kopf-ab-Geste". Darüber freut sich niemand, die DFB-Richter ermitteln mal wieder, und das trägt nicht zur Beruhigung bei. Unser Tipp: Kandidat für den Relegationsrang.

FC Augsburg Vergangene Saison kämpften die Augsburger fast jede knappe Führung mit Leidenschaft und Klugheit ins Ziel. Deshalb durften sie bemerkenswerte Auftritte in Europa hinlegen. Die wiederum schwächten das Team so nachhaltig, dass es einfach nicht vom Tabellenende wegkam und eben nicht mehr jede knappe Führung ins Ziel kämpfen konnte. Der FC Augsburg zählt zwar immer noch zu den taktisch starken Mannschaften der Liga, ihm mangelt es jedoch zurzeit an der geistigen Frische und der notwendigen Konzentration. Deshalb ebenfalls ein Kandidat für die Relegation.

TSG Hoffenheim Ein erst 28 Jahre alter Trainer mit der gebündelten Erfahrung einer Handvoll Bundesliga-Spiele ist die große Hoffnung des Klubs. Seit Julian Nagelsmann in der Woche das Team auf seine Bundesliga-Aufgaben vorbereitet und am Wochenende schon mal vor der Pause mit kleinen Briefchen über dringende taktische Veränderungen informiert, geht es schrittweise nach oben in der Tabelle. Nagelsmann ist nämlich nicht nur der schnellste Postbote im deutschen Profifußball, er beherrscht auch den mündlichen Vortrag vor der Mannschaft. Den schon mal als schlampiges Genie geschmähten Kevin Volland hat er aufgeweckt und zahlreiche Nachwuchsspieler mit Erfolg eingebaut. Unser Tipp: Klassenerhalt.

Eintracht Frankfurt Wahrscheinlich wäre mit Armin Veh die Lage ähnlich aussichtslos wie in Hannover. Der neue Trainer Niko Kovac steht immerhin für für die Hoffnung auf einen fußballerischen Neuanfang. Und es gab zuletzt einen dringend notwendigen Sieg gegen eben jene Hannoveraner. Wie schwierig die Lage für die Eintracht ist, zeigt aber schon die Tatsache, dass sie trotz des Sieges auf den vorletzten Platz zurückfiel. Viel besser wird es nicht. Unser Tipp: Relegationskandidat.

(pet)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort