Nur Sané und Gündogan wechseln nach England Bundesliga als Wohlfühloase für Nationalspieler

Düsseldorf · Mario Gómez redete bei seiner Vorstellung nicht lange um den heißen Brei herum. Natürlich wäre er lieber zu einem Champions-League-Klub gegangen, natürlich würde er gerne auf der ganz großen Bühne spielen. Nun wurde es der VfL Wolfsburg. Nicht international, weniger Glamour, aber immerhin Bundesliga. Viele Nationalspieler dachten in diesem heißen Transfersommer 2016 wie ihr Kollege Gómez.

Bundesliga: Alle Transfers – wer geht, wer kommt?
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Alle Transfers: die Übersicht

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Foto: DFL

Nicht weniger als neun aktuelle oder ehemalige Nationalspieler haben in dieser Transferperiode bisher ihre Klubs gewechselt. In Ilkay Gündogan und Leroy Sané gingen zwei nach England zu Manchester City, in Gómez kam einer zurück in die Heimat, ganze sechs DFB-Kicker wechselten aber innerhalb der Bundesliga. Das zeigt: Der große Ausverkauf durch die finanziell übermächtigen Engländer blieb aus. Deutsche Nationalspieler fühlen sich in Deutschlands Eliteliga offenbar sehr wohl.

Beispiel Mats Hummels: Der Ex-Dortmunder gilt als einer der besten Innenverteidiger der Welt, immer wieder wurde über Angebote aus Barcelona oder Manchester spekuliert. Hummels wollte weg vom BVB, träumt vom Sieg in der Champions League. Er entschied sich aber gegen den Messi-und-Neymar-Glamour (Barcelona) oder das ganz große Geld (ManUnited) und für seine Heimat — und kehrte zu seinem Ausbildungsverein Bayern München zurück.

Oder das Duo des goldenen WM-Tores, André Schürrle und Mario Götze. Letzterer hatte keine Perspektive mehr in München, aufgrund seines Wechsels von Dortmund an die Isar anno 2013 schien er seinen Kredit beim BVB verspielt zu haben. Ein Wechsel nach Liverpool zu seinem alten Förderer Jürgen Klopp stand im Raum. Letztlich ging Götze doch zurück zur Borussia, darf nun mit seinen Kumpels Schürrle und Marco Reus kicken. Bei Schürrle war die Wiedervereinigung mit seinem ersten Profitrainer Thomas Tuchel sicherlich ein wichtiger Grund für den Wechsel vom VfL Wolfsburg.

Auch Kramer und Kruse bleiben in Deutschland

Zum erweiterten Kreis der Nationalspieler gehören auch Christoph Kramer und Max Kruse. Kramer ging nach einem Jahr bei Bayer Leverkusen für etwa 15 Millionen Euro zurück zu Borussia Mönchengladbach, dem Verein, an den ihn Leverkusen zuvor schon zwei Jahre ausgeliehen hatte. Max Kruse hatte nach dürftigen Leistungen und diversen kleinen Skandalen keine Perspektive mehr in Wolfsburg, machte einen Schritt zurück und läuft künftig für Werder Bremen auf. Rund 7,5 Millionen Euro sollen von der Weser an den Mittellandkanal geflossen sein.

Die Bundesliga-Klubs mussten jedoch auch einige prominente Abgänge verkraften. Dortmund verlor neben Hummels noch Henrich Mchitarjan (42 Mio.) an Manchester United und Ilkay Gündogan (27 Mio.) an ManCity. Schalke verlor in Leroy Sané (für 50 Mio. ebenfalls zu City) den Spieler, der das neue Gesicht des Klubs hätte werden sollen. Auch Granit Xhakas Wechsel zum FC Arsenal (45 Mio.) wird Borussia Mönchengladbach weh tun. Die Schwarzmalerei durch den neuen TV-Vertrag in England hat sich allerdings nicht erfüllt.

Generell lassen die Summen aus diesem Sommer aufhorchen. Borussia Dortmund gab knapp 110 Millionen Euro aus, der FC Bayern über 70 Millionen. Der VfL Wolfsburg hat nach der schlechten Vorsaison ohne Qualifikation für den Europapokal knapp 50 Millionen Euro in seinen Kader investiert.

Acht Vereine pumpten jeweils zwischen 20 und 30 Millionen in den Markt - macht insgesamt rund 460 Millionen Euro für neue Spieler, und das Transferfenster schließt erst am 31. August. Im Sommer 2015 waren es "nur" 415 Millionen, das ergibt eine Steigerung von knapp zehn Prozent.

Die Bundesliga liegt damit auf Platz drei in Europa. Hinter Italien, aber erstmals seit 2012 wieder vor den Spaniern. Unangefochtener Spitzenreiter ist natürlich England: 1,05 Milliarden Euro, allein in diesem Sommer. Dem gegenüber stehen Einnahmen von lediglich 480 Millionen, die Premier League hat also kräftig investiert. Bei der Bundesliga ist das Verhältnis deutlich ausgeglichener: Den 460 Millionen Euro an Ausgaben stehen Einnahmen in Höhe von 430 Millionen gegenüber.

(sid)
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