Was aus Bundesliga-Absteigern wird Zwischen Meister-Rückkehr und Totalabsturz

Hamburg · Schnelle Rückkehr, langes Warten oder Absturz — die Bandbreite der sportlichen Zukunftsperspektiven von Bundesliga-Absteigern ist enorm.

Bundesliga 13/14: Das Restprogramm der Abstiegskandidaten
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Bundesliga 13/14: Das Restprogramm der Abstiegskandidaten

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Der Bundesliga-Abstieg hat viele Gesichter: Für Werder Bremen war er ein einjähriger Betriebsunfall, der 1. FC Kaiserslautern war 24 Monate danach schon wieder Deutscher Meister, das sind die positiven Beispiele. Es kann aber auch ganz anders gehen: Bei Preußen Münster wartet man seit 51 Jahren auf die Rückkehr in die Erstklassigkeit, Tennis Borussia kickt mittlerweile in der sechstklassigen Berlin-Liga.

Derlei Horrorszenarien blühen den drei aktuellen Abstiegskandidaten zweifellos nicht, dennoch ist speziell beim Hamburger SV die Angst vor dem allerersten Abstieg der Vereinsgeschichte mit Händen zu greifen. "Es geht nicht nur um die Spieler und um die Fans, es hängen auch viele Arbeitsplätze beim HSV und um den HSV herum am Klassenerhalt", sagt HSV-Sportchef Oliver Kreuzer fast beschwörend.

Und angesichts einer immensen Schuldenlast kann man sich an der Elbe kein Beispiel daran nehmen, wie man vor 34 Jahren beim Erzrivalen SV Werder mit der ungewollten Zweitklassigkeit umging. Die Grün-Weißen gingen ganz untypisch für Hanseaten ins Risiko, machten ohne größere finanzielle Einschränkungen einfach weiter wie vorher und waren nach einem Jahr zurück im Oberhaus.

Der damalige Werder-Präsident Franz Böhmert gab erst Jahre später zu, dass die Angst vor einem Kollaps enorm war: "Wenn es nicht funktioniert hätte, hätten wir einen Neuanfang im Amateurlager versuchen müssen. Die Sache stand auf Messers Schneide." Bei den heutigen scharfen Lizenzierungsbestimmungen ist ein solches Hasardeurspiel ohnehin nicht mehr vorstellbar.

Was an der Weser dank der sofortigen Rückkehr in die Eliteliga vermieden werden konnte, für die Berliner Vereine Tasmania 1900 und Blau-Weiß 90 wurde es mit zeitlicher Verzögerung bittere Realität: 1973 bzw. 1992 waren die Konkurse perfekt, mittlerweile tummeln sich halb-offizielle Nachfolgeklubs in der Berliner Amateurszene.

Wer so viel Abstiegs-, aber auch Aufstiegserfahrung wie der 1. FC Nürnberg hat, wird aber kaum 36 Jahre auf die Rückkehr ins Oberhaus warten müssen. Genauso erging es den Fans von Alemannia Aachen zwischen 1970 und 2006. Aktuell scheinen sich die Franken mit dem achten Abstieg (Rekord) fast schon abgefunden zu haben, auch wenn sich Sportvorstand Martin Bader verbal noch wehrt: "Solange wir noch eine Chance haben, kämpfe ich jede Sekunde dafür."

So macht man es auch bei Eintracht Braunschweig. Vor sechs Jahren an der Schwelle zur Viertklassigkeit, wäre jetzt eine Rückkehr in Liga zwei kein wirkliches Fiasko. "2008, das war wirklicher Existenzkampf", erinnert sich Coach Torsten Lieberknecht, damals gerade als junger Cheftrainer bei den Niedersachsen installiert.

Was der seinerzeit 35-Jährige noch nicht wissen konnte: Auch aus der Viertklassigkeit heraus gibt es einen Weg zurück in die Bundesliga. Fortuna Düsseldorf, 2002 bis 2004 in der Oberliga Nordrhein beheimatet, ging ihn bis zum erfolgreichen Ende - aber eben erst 2012...

(sid)
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