Bundesliga 2019/20 Die Gewinner und Verlierer der Saison
Die Bundesliga 2019/20 ist beendet. Mit der Unterbrechung durch die Corona-Pandemie war es eine beispiellose Saison. Gewinner und Verlierer gab es dennoch.
GEWINNER
Hansi Flick: Jaja, Bayern ist wieder deutscher Meister - langweilig. Aber lange war das nicht abzusehen. Am 14. Spieltag waren die Münchner nur noch Siebter mit sieben Punkten Rückstand auf Tabellenführer Borussia Mönchengladbach. Doch Hansi Flick - lange als ewiger Co-Trainer verschrien - hauchte den Bayern neues Leben ein. In der Rückrunde gewann seine Elf 16 von 17 Spielen und holte die Schale schließlich mit 13 Zählern Vorsprung. Verdient.
GEWINNER
Alphonso Davies: Der FC-Bayern-Road-Runner (wie ihn Thomas Müller in Anlehnung an den blitzschnellen Comic-Vogel taufte) ist mit 19 Jahren zur festen Größe auf der linken Abwehrseite der Münchner geworden. 29 Liga-Spiele machte der kanadische Nationalspieler, 24 von Beginn an. Der Gegner sollte nie denken, dass er Zeit hat, sonst macht es 'Meep, meep' und Davies klaut den Ball.
GEWINNER
SC Freiburg: Kein Titel, keine internationalen Plätze, aber dennoch ein Gewinner dieser Saison. Mit wenigen Mitteln, aber einem leidenschaftlichen Trainer hat der SC Freiburg auch in dieser Saison viele überrascht. Mit einem Marktwert ähnlich wie der 1. FC Köln und der FC Augsburg waren die Breisgauer nie vom Abstieg bedroht, waren nie schlechter platziert als Rang neun und durften lange auf die Europa League hoffen.
GEWINNER
Max Eberl: Borussia Mönchengladbachs Sportdirektor ist nicht nur ein Gewinner dieser Saison, sondern der vergangenen Jahre. Aber besonders in dieser Spielzeit zeigte sich sein Händchen. Vergangene Saison trennte er sich von Trainer Dieter Hecking - Borussia war gerade Fünfte - und schnappte sich Marco Rose von Red Bull Salzburg. Mit Marcus Thuram und Stefan Lainer holte er absolute Leistungsträger und vom 7. bis 14. Spieltag durften die Gladbacher als Tabellenführer sogar mal wieder von der Schale träumen.
GEWINNER
Erling Haaland: Er kam im Winter schon als Shooting-Star zu Borussia Dortmund, aber der 19-Jährige Stürmer schlug gewaltig ein. In den ersten drei Spielern traf er innerhalb von 136 Minuten sieben Mal, bis zum Saisonende erhöhte er bei nur 15 Spielen auf 13 Treffer. Alle 81 Minuten ein Treffer. Unter den Stammspielern kann da nur Torschützenkönig Robert Lewandwoski mithalten. Der brauchte ebenfalls 81 Minuten pro Tor.
GEWINNER
Die Fans: Eigentlich sehen die Anhänger der Bundesliga-Klubs wie die klaren Verlierer aus. Die letzten neun Spieltage wurden nur noch als Geisterspiele ausgetragen. Die Fans mussten zu Hause bleiben - und taten es auch (meistens). Und wer kein Pay-TV-Abo hat, schaute in die Röhre. Doch trotz Hopp-Diskussionen noch kurz vor der Corona-Unterbrechung unterstrichen die Geisterspiele den Stellenwert der Fans. Das dürfte spätestens jetzt auch die DFL erkannt haben.
GEWINNER und VERLIERER
Christian Seifert: Der Geschäftsführer der Deutschen Fußball-Liga hat das Unglaubliche geschafft und die Bundesliga früh aus der Corona-Pause zurückgebracht, um die ausstehenden TV-Gelder zu sichern. Als einzige der großen europäischen Ligen wurde die deutsche Liga vor dem 30. Juni beendet. Und die befürchteten Massen-Infektionen blieben dank des funktionierenden Hygienekonzepts aus.
Doch: Zu welchem Preis? Wettbewerbsverzerrung? Zweitligist Dynamo Dresden musste sieben Spiele in 19 Tagen absolvieren und stieg schließlich ab. Der Rechtsstreit ist schon programmiert. Die Spieler? Fühlten sich übergangen. So übergangen, dass Mats Hummels und Co. eine „Gewerkschaft“ gründeten, um ihre Interessen zu vertreten. Und die Fans? Angesichts leerer Stadien völlig entfremdet.
VERLIERER
Jürgen Klinsmann: Erinnern Sie sich noch? Es ist schon lange her. Aber der Ex-Bundestrainer war in der Saison 2019/20 Trainer und Aufsichtsrat von Hertha BSC. Aber nicht lang. Nach nur elf Wochen warf er mit einem denkwürdigen Facebook-Video hin. Er wollte mehr Kompetenzen und mehr Geld. Als er das nicht bekam, ging er. Wenige Wochen später wurde ein „Zeugnis“ veröffentlicht, das er über Spieler und Verantwortliche erstellt haben soll. Ein unwürdiger Abgang.
VERLIERER
Clemens Tönnies und Schalke 04: Der Fleisch-Fabrikant und der Revierklub sorgten gleichzeitig für den Eklat und den Absturz der Saison. Aufsichtsratschef Tönnies sorgte mit rassistischen Äußerungen kurz vor der Saison für Entsetzen, durfte dennoch bleiben. Sein Amt ließ er für drei Monate ruhen. Noch lauter wurden die Rücktrittsforderungen nach dem Corona-Ausbruch in seinem Schlachtbetrieb. Mehr als 1500 Mitarbeiter infizierten sich im Juni mit dem Virus.
Auch für die Mannschaft wurde es eine Saison zum Vergessen. Als Fünfter mit der neuen Trainerhoffnung David Wagner in die Rückrunde gestartet, folgte die längste Serie ohne Sieg in der Vereinsgeschichte: 16 Spiele, 7:37 Tore, sechs Punkte - Königsblau stürzte komplett ab.
VERLIERER
Werder Bremen: Mit Platz acht in der Vorsaison sollte es in diesem Jahr mit dem internationalen Geschäft klappen. Die Europa League wurde mutig als Ziel ausgerufen. Doch es sollte anders kommen. Den Abgang von Torjäger Max Kruse verkraftete die Elf von Trainer Florian Kohfeldt nicht und fand sich schnell im Abstiegskampf wieder. Seit dem 16. Spieltag stand der frühere deutsche Meister immer auf einem direkten Abstiegsplatz oder dem Relegationsrang. Am letzten Spieltag rettete sich Werder auf Platz 16 und darf in der Relegation auf ein versöhnliches Saisonende hoffen.
VERLIERER
Salomon Kalou: Seine sechs Jahre bei Hertha BSC sollten ein unrühmliches Ende nehmen. Kurz bevor die Liga wieder starten sollte, streamte der 34-Jährige bei Facebook wie er allen Spielern die Hand gab, in Corona-Tests platzte und die Hygieneregeln der DFL so ad absurdum führte. Nach 173 Spielen für die Berliner, setzte es kurz vor seinem Vertragsende die Suspendierung.
VERLIERER
Die Regeln: Es wurde leider nicht unkomplizierter. Auch in dieser Saison wurde wieder viel über Auslegung der Spielregeln gestritten. Allen voran die Handspielregel. Die wird zur kommenden Saison erneut verändert. Dann soll alles einfacher werden. Bestimmt.
VERLIERER
Corona: Fast hätte das Coronavirus die Bundesligen zum Erliegen gebracht. 66 Tage lagen zwischen dem letzten und dem ersten Spiel vor bzw. nach der Corona-Pause. Viele Vereine mussten um ihre Existenz fürchten - sind sie doch auf die TV-Gelder angewiesen. Keine Spiele - keine Gelder. Doch die Bundesliga schaffte die Rückkehr. Das Problem: Das Coronavirus wird auch zum Auftakt der neuen Saison noch da sein.