Psychiater sagt im Prozess aus Breno ein "Häufchen Elend"

München · Der bekannte Psychiater Prof. Florian Holsboer hat am dritten Tag des Prozesses um den Fußball-Profi Breno von Bayern München von enormen persönlichen Problemen des Brasilianers berichtet.

Fußballprofi Breno vor Gericht
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Breno sei in der betreffenden Nacht ängstlich gewesen, hilflos, nach innen gekehrt und "von der ganzen Situation überwältigt", sagte der Professor des Max-Planck-Instituts für Psychiatrie in München. Holsboer sprach von Verzweiflung, Perspektivlosigkeit und "nihilistischen Gedanken".

Breno wird vorgeworfen, in der Nacht auf den 20. September 2011 in alkoholisiertem Zustand seine Mietvilla in Grünwald in Brand gesteckt zu haben. Der 22-Jährige muss sich daher wegen schwerer Brandstiftung vor der 12. Strafkammer des Landgerichts München I verantworten. Im Falle einer Verurteilung drohen Breno bis zu 15 Jahre Haft, das Mindeststrafmaß beträgt ein Jahr. Insgesamt zehn Verhandlungstage bis Mitte Juli sind angesetzt. Breno, der am Montag in weißem Hemd und mit sommerlichem, hellgrauem Leinensakko erschien, hat sich zu den Vorwürfen selbst noch nicht geäußert.

Breno war "erheblich alkoholisiert"

Breno sei nach dem Brand zunächst im Harlachinger Krankenhaus behandelt, dann aber an die Psychiatrie überstellt worden. Er war in dieser Nacht "erheblich alkoholisiert" und saß wie ein "Häufchen Elend" vor ihm, sagte Professor Holsboer.

Man habe ihm Medikamente verabreicht. Im Gespräch habe Breno dann "sehr erregt" von seiner erneuten Operation am verletzten Knie berichtet. Er habe deshalb offenbar einen Trinkexzess begonnen, "um sich Erleichterung zu verschaffen". Heimweh habe ihn geplagt, er sei in München isoliert gewesen, sagte Holsboer, der unter anderem auch Fußballer Sebastian Deisler behandelt hatte, über Breno. Im Oktober habe Breno dann noch einmal eine Nacht im Institut verbracht.

Ein Diplom-Ingenieur des Landeskriminalamts (LKA) hatte derweil nach dem Brand die Schlösser des Hauses untersucht und dabei keine Gewalteinwirkungen oder sonstige Manipulationen feststellen können. Ein weiterer Gutachter des LKA prüfte die Telefonverbindungen. Demzufolge befand sich Breno zur Tatzeit in der Funkzelle, in der auch der Brandort lag. Seine Frau Renata war gegen halb zwölf Uhr wohl in der Nähe von Taufkirchen.

(sid)
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